Das historische RATP-Monopol in der Île-de-France beginnt zu schwinden. Ab Sommer 2024 werden im Rahmen der Öffnung des öffentlichen Verkehrs für den Wettbewerb 42 Buslinien in der Region Marne und Brie von Keolis, einer Tochtergesellschaft der SNCF, betrieben. Dieser 900-Millionen-Euro-Vertrag mit einer Laufzeit von acht Jahren läutet eine neue Ära für das Busnetz der Ile-de-France ein.
Ein wichtiger Markt für Keolis
Die Region Marne und Brie, die 33 Gemeinden in Seine-Saint-Denis, Val-de-Marne und Seine-et-Marne umfasst, wird ab August 2024 die Verwaltung ihrer Buslinien Keolis anvertrauen. Diese 42 Buslinien, die Gemeinden wie Chelles, Pontault-Combault und Emerainville mit Zielen wie Le Raincy, Noisy-le-Grand oder Ozoir-la-Ferrière verbinden, bedienen rund 600.000 Einwohner an 1.215 Haltestellen.
Île-de-France Mobilités, das den Verkehr in der Region Paris überwacht, unterstreicht die Bedeutung dieser Linien, insbesondere für stark befahrene Strecken. Mit einer Flotte von 350 Fahrzeugen verspricht Keolis, die Servicequalität durch den Fokus auf bessere Pünktlichkeit und effektivere Fahrgastinformation zu stärken. Dieser Vertrag mit einem Wert von 900 Millionen Euro über einen Zeitraum von acht Jahren beinhaltet auch den Übergang zu saubereren Energien mit der Einführung erdgasbetriebener Elektrobusse.
Ein Personaltransfer unter Druck
Um die Kontinuität des Dienstes zu gewährleisten, wird Keolis 1.100 Mitarbeiter, darunter 900 Fahrer, hauptsächlich von der RATP, auf freiwilliger Basis begrüßen. Diese Neuorganisation gibt jedoch Anlass zur Sorge bei den RATP-Mitarbeitern. Trotz des Versprechens, ihre Sozialleistungen beizubehalten, löste diese Änderung Streiks aus, insbesondere da die Branche mit einem Fahrermangel konfrontiert ist. Zur Verwaltung dieser Linien wird Keolis eine neue eigene Struktur einrichten, um Kompetenzen zu integrieren und aufrechtzuerhalten.
Dennoch behält RATP den Betrieb mehrerer Linien in den Gebieten Boucles Nord de Seine und Bords de Marne. Das Hauptproblem bleibt jedoch die für den Sommer 2024 geplante Zuteilung der Pariser innerstädtischen Buslinien. Auf diesem strategischen Markt werden mehrere Betreiber konkurrieren, darunter Keolis, Transdev und sogar internationale Konkurrenten wie die italienische ATM. Der mögliche Verlust der Pariser Linien würde einen symbolischen Wendepunkt für die RATP bedeuten und damit das jahrzehntelange Monopol auf den öffentlichen Nahverkehr in der Hauptstadt beenden.
Die Öffnung der Buslinien der Île-de-France für den Wettbewerb intensiviert und verändert die Landschaft des öffentlichen Verkehrs in der Region Paris. Während dieser Übergang Serviceverbesserungen verspricht, stellt er auch eine erhebliche soziale Herausforderung für RATP und seine Mitarbeiter dar, während neue Akteure versuchen, sich auf dem Transportmarkt der Ile-de-France zu etablieren.