Eine niedrigere Inflation wird im nächsten Jahr Mieten, Löhne und Zinsen bewegen. Eine bestimmte Hypothekenart wird vorteilhafter.
Niklaus Vontobel / ch media
Das ist vielleicht DER Wirtschaftstrend des Jahres 2024: Nachdem die Inflation lange Zeit stark gestiegen war, ist sie überraschend schnell gesunken. Auf dem Höhepunkt der Aufwärtswelle im Sommer 2022 lag sie noch bei über 3 %. Gemäss Prognosen der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) hat sich das Blatt gewendet – und das wird sich im Jahr 2025 bemerkbar machen.
Die Inflation wieder unter Kontrolle
Aber fangen wir von vorne an. Laut KOF wird die Inflation im Jahr 2024 lediglich 1,1 % und im nächsten Jahr 0,5 % erreichen. Auf Bundesebene rechnet das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) weiterhin mit durchschnittlich 0,3 Prozent über zwölf Monate, also halb so viel wie im letzten Sommer (0,7 Prozent). Für 2026 sollten wir wieder mit 0,7 % rechnen, was nicht auf eine Wiederaufnahme des Trends, sondern auf statistische Effekte zurückzuführen ist.
Einige Indikatoren deuten darauf hin, dass es in den kommenden Monaten nahezu keine Inflation geben wird. KOF-Umfragen zeigen, dass in vielen Branchen die meisten Unternehmen in den nächsten drei Monaten keine Preiserhöhungen erwarten. Und laut Statistischem Bundesamt ist der bundesweite Verbraucherpreisindex in den letzten sechs Monaten überhaupt nicht gestiegen – im Schnitt stagniert also alles.
Malen absteigend
Dieser schnelle Sieg über die Inflation hat nun erhebliche Folgen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) könnte bei der Zinssenkung im Jahr 2024 noch eine schnelle Wende schaffen. Ihr vorerst letzter Entscheid lautete, den Leitzins im Dezember um einen halben Prozentpunkt zu senken. Dies wird voraussichtlich im nächsten Jahr so weitergehen.
Gemäss KOF-Prognose wird die Nationalbank ihre Geldpolitik weiter lockern und den Leitzins im März erneut um einen viertel Prozentpunkt senken. Er würde dann 0,25 % erreichen, was die KOF schreiben lässt:
„Die Nationalbank ist nah an der Nullzinsschwelle“
Die Inflation ist daher erheblich gesunken und wird voraussichtlich auch weiterhin sinken. Das Gleiche gilt für den Leitzins der SNB – und das führt nun zu einer langen Kette von Konsequenzen.
Bestimmte Hypotheken günstiger
Die Hypothekarzinsen würden sich laut KOF auf tieferem Niveau stabilisieren. UBS hat hierzu detaillierte Prognosen veröffentlicht. Es scheint, dass ein Großteil der kürzlich am Geldmarkt abgeschlossenen Hypotheken derzeit zwischen 1,1 und 1,6 % kosten. In einem Jahr würde dieser Satz zwischen 0,8 und 1,3 % liegen.
Bei zehnjährigen Festhypotheken sind die Werte in einem Jahr bereits um 0,8 Prozentpunkte gesunken. Doch nach Angaben der Großbank lässt dies nach. Der Großteil dieser Hypotheken hat derzeit einen Zinssatz zwischen 1,1 und 1,6 % – und wird in einem Jahr in einer vergleichbaren Bandbreite liegen.
DER Mieten stehen unter Druck
Die Senkung der Leitzinsen hat bereits zu einer deutlichen Senkung des durchschnittlichen Zinssatzes aller ausstehenden Hypotheken geführt. Im Dezember reichte dies jedoch nicht aus, um den entsprechenden Hypothekarzins zu senken. Dies werde im März geschehen, schreibt KOF. Der Referenzzinssatz wird erstmals wieder sinken und viele Mieter haben dann am Ende ihres Mietverhältnisses Anspruch auf eine Ermäßigung. Das Seco geht zudem davon aus, dass der Leitzins im Jahr 2025 sinken wird.
Raiffeisen behauptet sogar, dass das durchschnittliche Zinsniveau aller ausstehenden Hypotheken so stark sinken könnte, dass der Referenzzinssatz im nächsten Jahr zweimal nach unten korrigiert werden müsste. Damit dies tatsächlich geschieht, muss die SNB nicht nur in die Nähe der Nullschwelle kommen, sondern diese auch tatsächlich erreichen. Laut Raiffeisen wird Folgendes passieren: Die SNB wird nach März eine weitere zweite Anpassung vornehmen und im Jahr 2025 einen Leitzins von 0% haben.
Löhne: doppelte Überraschung für die Sozialpartner
Darüber hinaus hat die Inflation die Sozialpartner in den letzten Jahren zweimal überrascht. In den Jahren 2022 und 2023 stiegen die Verbraucherpreise deutlich schneller, als Arbeitgeber und Gewerkschaften bei den Tarifverhandlungen erwartet hatten. Somit seien die Nominallöhne weniger gestiegen als die Preise – und die Reallöhne seien innerhalb von zwei Jahren gesunken, schlussfolgert die KOF. Dies führte zu einem Kaufkraftverlust.
Es ist sozusagen das Gegenteil, das sich jetzt abspielt: Die Sozialpartner hatten mit dem rapiden Rückgang der Inflation nicht gerechnet. Bei den Lohnverhandlungen gingen sie davon aus, dass die Inflation hoch bleiben würde. Die Reallöhne werden daher in diesem Jahr um etwas mehr als 1 % und im Jahr 2025 um deutlich mehr steigen. Was den Arbeitnehmern auch hilft, ist die Verringerung ihrer Zahl auf dem Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren. Die Alterung der Bevölkerung hat zu einem starken Rückgang geführt: Die Zahl der Arbeitnehmer, die jedes Jahr in den Ruhestand gehen, übersteigt mittlerweile die der Neuankömmlinge.
(Übersetzt aus dem Deutschen von Valentine Zenker)
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Quelle: cff
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