Die Zulassungen von Elektroautos in Deutschland gingen im Jahr 2024 stark zurück und belasteten den gesamten Automobilmarkt, der wieder zu sinken begann, ohne dass es inmitten der Depression eine wirkliche Aussicht auf eine Erholung in Europas größter Volkswirtschaft gab.
Diese düstere Einschätzung für den deutschen Automobilmarkt, eine Säule der heimischen Industrie, war nach einer Reihe schlechter Indikatoren im Laufe der Monate erwartet worden.
Im Gesamtjahr 2024 seien 381.000 Elektrofahrzeuge zugelassen worden, ein jährlicher Rückgang von 27,4 Prozent nach fünf Jahren kräftigen Wachstums, teilte das Kraftfahrtbundesamt KBA am Montag mit.
Die Ursache: Die Nachfrage wurde durch die anhaltenden Auswirkungen der Inflation sowie das plötzliche Ende der öffentlichen Beihilfen für den Kauf batteriebetriebener Autos vor einem Jahr gebremst. Der Elektromarktanteil sank auf 13,5 % des gesamten Fahrzeugabsatzes, nachdem er im Jahr 2023 bei nahezu 19 % gelegen hatte.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Europas größter Volkswirtschaft 2,81 Millionen Autos zugelassen, ein Rückgang von 1,0 % nach zwei aufeinanderfolgenden Anstiegsjahren.
Mit 992.000 Neuwagen machen die Benziner trotz europäischer Vorgaben sogar gegenüber Elektrofahrzeugen Boden gut, die Zulassungen stiegen um 1,4 %.
Einziger Pluspunkt: Das Segment der Hybridfahrzeuge nimmt mit einem jährlichen Plus von 12,7 % wieder Fahrt auf und stellt inzwischen jede dritte Neuzulassung.
Der Trend zum Rückgang der Elektroautos ist europäisch: Die Verkäufe von Elektroautos gingen im November in 14 der 27 EU-Länder zurück, ihr Marktanteil fiel nach Angaben des Unternehmens EY von 16,3 % auf 15 %.
Im Ranking der Hersteller behält der Riese Volkswagen die Kontrolle: Mit 537.000 zugelassenen Einheiten im vergangenen Jahr in Deutschland liegt er weit vor den chinesischen Herstellern (MG ROEWE, BYD, XPENG usw.), die 2024 nur 25.000 Zulassungen verzeichneten
Der amerikanische Tesla, der weltweit führende Hersteller reiner Elektrofahrzeuge, hat auf dem deutschen Markt an Boden verloren: Mit 38.000 Zulassungen sank sein Marktanteil auf 1,3 % gegenüber 2,2 % im Jahr 2023.
– Geopolitische Bedrohungen –
Welle von Sozialplänen, erodierte Margen, verschärfte chinesische Konkurrenz: Das Jahr 2024 ist für deutsche Hersteller mit alarmierenden Nachrichten übersät. Volkswagen hat den Abbau von 35.000 Arbeitsplätzen bis 2030 angekündigt, eine beispiellose Kürzung, um die Kosten zu senken.
„Es besteht die Befürchtung, dass 2025 nicht wirklich besser wird“, sagte Constantin Gall, Analyst bei EY.
-Für das kommende Jahr rechnet der Automobilimporteure-Verband VDIK mit rund 2,85 Millionen Neuzulassungen in Deutschland, ein sehr geringer Anstieg.
Seit Anfang Januar müssen sich die Hersteller mit verschärften europäischen Sanktionen bei den Schadstoffgrenzwerten von Thermofahrzeugen auseinandersetzen.
Ein großer Teil der deutschen politischen Klasse will die Sanktionen revidieren oder sogar verschieben, die nach Angaben des Verbandes europäischer Automobilhersteller (ACEA) die Investitionskapazität der Hersteller um 16 Milliarden Euro belasten könnten.
Eine zusätzliche Belastung inmitten globaler geopolitischer Bedrohungen, zwischen den von Donald Trump versprochenen Zöllen und möglichen Vergeltungsmaßnahmen Pekings nach der Verabschiedung von Zuschlägen auf chinesische Elektroautos durch die Europäische Kommission.
Der Vorsitzende der deutschen konservativen CDU, Friedrich Merz, Favorit bei der Parlamentswahl am 23. Februar, kämpft offen gegen das für 2035 geplante Verkaufsverbot für neue Wärmekraftmaschinen in der EU.
Das Land des Automobils entfernt sich immer weiter von dem sehr ehrgeizigen Ziel, bis 2030 15 Millionen Elektroautos auf die Straße zu bringen.
Das plötzliche Ende der staatlichen Förderung von Elektrofahrzeugen im Dezember 2023 „hat zu einer massiven Verunsicherung bei potenziellen Käufern geführt, die bis heute anhält“, so Gall weiter.
Verbraucher bleiben bei Modellen, die im Durchschnitt teurer sind als ihre thermischen Gegenstücke, vorsichtig.
Laut EY dürfte sich das Elektrosegment im Jahr 2025 sicherlich erholen, da die Hersteller gezwungen sind, den Elektrowechsel zu beschleunigen und ihre Preise zu senken.
Aber „dieses Wachstum [des ventes] wird wohl teuer bezahlt werden“, denn „die Preissenkungen gehen zu Lasten der Profitabilität der Hersteller“, ergänzt Constantin Gall.
Um Verbraucher anzulocken, fordert der sozialdemokratische Wiederwahlkandidat Olaf Scholz eine europäische Prämie für den Kauf von Elektroautos.
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