Wer kennt Vivian Maier heute nicht? Auch wenn sie vom angehenden Sammler John Maloof wiederentdeckt wurde, dessen sensationeller Dokumentarfilm sie der breiten Öffentlichkeit vorstellte, war die amerikanische „Nanny-Fotografin“ noch nicht im Pantheon der Photo Poche vertreten. Dies geschieht mit der Veröffentlichung von Nummer 179 dieser von Actes Sud herausgegebenen Sammlung.
In der Einleitung erzählt uns die Fotografiehistorikerin Anne Morin die Geschichte dieser Frau, die 1926 in New York als Tochter einer französischen Mutter und eines Vaters österreichisch-ungarischer Herkunft geboren wurde. Schon in jungen Jahren begann sie sich für die Fotografie zu interessieren, was sie als autodidaktische Fotografin mit ihrem Kodak Brownie erlernte. Tagsüber ist sie Gouvernante für Kinder und beweist in ihrer Freizeit, aber auch „on the job“, ihr fotografisches Auge.
Die Straße ist ihr Terrain, sie fotografiert jeden Moment, jedes Detail: „Es ist die Ära des amerikanischen Traums, der Hegemonie und der übermäßig überbelichteten Moderne, deren andere Seite den eigentlichen Kern von Vivian Maiers Werk ausmachen wird.“ Sie malt ein Porträt durch Fotografie und Kino und schafft so eine Bildsprache an der Schnittstelle zwischen humanistischer Fotografie und amerikanischer Straßenfotografie. » (Anne Morin) Die Fotografin verbringt Zeit in Arbeitervierteln und verwandelt die Anekdoten, die sie beobachtet, in Momente der Geschichte.
Ein weiteres Lieblingsfach: Kindheit. Die Kindheit prägte ihren Alltag während der vierzig Jahre ihres Lebens als Gouvernante. Dort findet sie diese Vorliebe für das Spiel, die sie in ihrer Fotografie in die Tat umsetzt, sei es, wenn sie das Lustige in einem Motiv sucht oder wenn sie mit ihrer Bildsprache experimentiert. Das Spiel steht auch im Mittelpunkt ihrer Selbstporträts, in denen die Fotografin gerne eine flüchtige Präsenz zeigt, die auf etwas verzerrten Spiegeln zu erahnen ist oder nur in Form eines überlagerten Schattens in unterschiedlichen und abwechslungsreichen Umgebungen erscheint.
Diese Silhouette hat jetzt einen Namen: Vivian Maier. Der Fotograf ist tatsächlich aus dem Schatten hervorgetreten. Viele seiner Fotos sind heute Ikonen der Fotografie neben denen, die seine Kollegen wurden: Diane Arbus, Henri Cartier-Bresson, Robert Frank, Robert Doisneau, Helen Levitt …
Fototasche – Vivian Maier
Oktober 2024
12,50 x 19,00 cm
144 Seiten
ISBN: 978-2-330-19665-3
14,50€
Erhältlich online und in allen guten Buchhandlungen
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