„Monique entkommt“ von Édouard Louis, Rezension

„Monique entkommt“ von Édouard Louis, Rezension
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Eine feministische und positive Geschichte über die Auferstehung einer Frau.

Geh weg und lebe. Mitten in der Nacht fließen Tränen. Monique verließ ihren zweiten Ehemann nach zwanzig Jahren, um allein mit zwei ihrer Kinder zu leben. Anschließend ließ sie sich bei einem Hausverwalter im Herzen von Paris nieder. Die ehemalige Hausfrau, weit weg von ihrem Dorf im Norden Frankreichs, spürt das Glück. Aber alles beginnt von vorne. Die Angriffe, die Beleidigungen, die Demütigungen. „Schlampe“, „Hure“, „Fotze“. Dann ruft sie mitten in einer endlosen Nacht ihren 28-jährigen Sohn an. Das Leid strömt aus seinem Wesen. Drei Ehemänner, drei Alkoholiker. Der Fünfzigjährige fragt: „Habe ich etwas falsch gemacht? » Nach sieben Jahren des Zusammenlebens mit ihrem dritten Ehemann möchte Monique weggehen und ohne Mann und ohne Kinder sesshaft werden. Sein Schriftstellersohn Édouard Louis hält sich im Ausland auf. Er wird ihr bei der Flucht helfen.

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Nach „Kämpfe und Metamorphosen einer Frau“ (Hrsg. Seuil, 2021) erzählt die Autorin in einer engagierten und wütenden Geschichte, wie schwierig es ist, wiedergeboren zu werden, wenn man weder Geld noch Berufsausbildung noch Diplome hat. Monique verbrachte den größten Teil ihres Lebens in einem Dorf im Norden Frankreichs. Ihre fünf Kinder, ihr aggressiver Ehemann, ihre Hausarbeiten. Als sie mit einem Mann, den sie im Haus ihres Nachbarn kennengelernt hat, in Paris ankommt, eröffnet sich ihr die Möglichkeit einer neuen Zeit. Die Freiheit wird nur von kurzer Dauer sein. Sie fühlt sich abhängig und misshandelt. Aber „Monique entkommt“ ist keine schmerzliche Geschichte.

Wie kommt man von einem Leben ins andere?

Édouard Louis analysiert alle Mittel und Kräfte, die Sie als Frau aus benachteiligten Verhältnissen benötigen, um Ihr Leben zu verändern. Monique ist 55 Jahre alt. Sie wird das Spiel gewinnen.
Fliehe, um zu leben. Sein Sohn begleitet ihn bei seiner Flucht und beim Wiederaufbau. Es bietet moralische und finanzielle Unterstützung. Zu Beginn befand sich Édouard Louis in einem Schreibaufenthalt in Athen. Alles geschieht aus der Ferne, über Bildschirme und Telefone. Taxis und Mahlzeiten bestellen, Menschen ermutigen, ein Haus suchen. Sein Freund Didier übernimmt vor Ort und hilft seiner Mutter beim Umzug von einer Bank zur anderen. Der Stil ist dialogisch. Allein wird nichts gemacht. Eines Tages erhält Édouard Louis einen Anruf. In Deutschland entsteht eine Show basierend auf „Kämpfe und Metamorphosen einer Frau“ (Geschichte der ersten Flucht ihrer Mutter, als sie ihren Vater verließ). Monique wird anwesend sein. Sein Triumph. Édouard Louis weiß es: Freiheit ist Rache.

Wie kommt man von einem Leben ins andere? Zu den schönsten Momenten des Buches gehören jene, in denen Édouard Louis seine Kindheit Revue passieren lässt, um sie besser zu beleuchten. Er hasste es, wenn seine Mutter ihn anschrie, wenn er Essen aus dem Kühlschrank nahm. Heute versteht er, wie sehr Monique Angst davor hatte, „nichts“ mehr zu haben, um den Rest der Familie zu ernähren. Er betont, dass das „Nichts“ der Armen auf Nichts hinweist (Nichts ist Nichts), während das „Nichts“ der Privilegierten immer noch etwas bedeutet (Geld, Kultur, Beziehungen). Der Autor gibt sich keinem Lob der Flucht hin. Flucht ist oft eine Belastung und selten ein Geschenk.

Im Einklang mit Virginia Woolf erinnert uns die Autorin von „Ending Eddy Bellegueule“ (Hrsg. Seuil, 2014) daran, dass Freiheit ihren Preis hat. „Freiheit ist nicht in erster Linie eine ästhetische und symbolische Frage, sondern eine materielle und praktische Frage. » Monique reist nach Deutschland, um die Show basierend auf ihrer Lebensgeschichte zu besuchen. Mit 57 Jahren nahm sie zum ersten Mal ein Flugzeug. Es durchquert Umgebungen, Leben, Länder. Hinter dem Bullauge die Weite der Welt. Mit ihren Augen sieht sie es.

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„Monique entkommt“, von Édouard Louis, hrsg. Seuil, 180 Seiten, 18 Euro (im Buchhandel ab 26. April).

©DR

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