Die generalistische Dimension des Roten Kreuzes, aber auch die Bedingungslosigkeit der geleisteten Hilfe ermöglichen es ihm, neue Interventionsmodi zu entwickeln, die auf den Bedürfnissen und Situationen der Menschen basieren, die es unterstützt. Dies ist bei psychischen Störungen der Fall, die immer häufiger auftreten und manchmal schwer zu erkennen sind. Um dieses Leid zu lindern, hat der Verein neue Maßnahmen ergriffen. Zunächst gibt es einen speziellen Dienst, „Rotes Kreuz zu Ihren Diensten“, der unter der Rufnummer 0800 858 858 erreichbar ist und allen, die das Bedürfnis verspüren, die Möglichkeit gibt, gehört zu werden und ihre Schwierigkeiten zu besprechen. Anschließend können regelmäßig gesellige Gespräche – kostenlos, anonym und vertraulich – mit den Ehrenamtlichen des Vereins vereinbart werden.
Dieses Problem ist so groß, dass den Erste-Hilfe-Teams nun eine Ausbildung in psychologischer Erster Hilfe (PSP) angeboten wird. Auch das richtige Verhalten im Umgang mit einer Person in Not, deren Trauma nicht unbedingt körperlicher Natur ist, kann erlernt werden. Wie kann man andere beruhigen, nicht verurteilen, anleiten, bei Bedarf schweigen, sich schützen, aktiv zuhören…? Es gibt so viele Facetten psychologischer Erster Hilfe. Lange Zeit blieb die psychische Gesundheit im blinden Fleck der persönlichen Assistenz und verband Notfälle mit körperlichen Gefahren, mit körperlichen Unfällen, selten aber mit seelischen Beschwerden. Laut WHO gibt es jedoch „bezahlbare, wirksame und umsetzbare Strategien zur Förderung, zum Schutz und zur Wiederherstellung der psychischen Gesundheit“. Für Freiwillige sind dies zusätzliche Schlüssel, um während eines Einsatzes, aber auch nach einer Notsituation „hilfsbereit“ zu sein und eine Person auf psychologischer Ebene zu unterstützen. Die Person kann somit an einen internen Dienst des Roten Kreuzes oder an externe Systeme weitergeleitet werden.