Krise in den Schweizer Medien –
CH Media schließt sechs Portale und kündigt 34 Entlassungen an
Der Pressekonzern reduziert seine Belegschaft aufgrund der geringen Rentabilität seiner werbefinanzierten Plattformen.
Gepostet heute um 17:17 Uhr.
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Der Medienkonzern CH Media gab am Dienstag die Schließung seiner sechs werbefinanzierten regionalen Nachrichtenportale bekannt, was zu 34 Entlassungen führte. Für die betroffenen Mitarbeiter ist ein Sozialplan geplant. Die Gewerkschaft SSM sagt, sie sei „zutiefst besorgt“.
Regionale „Today“-Nachrichtenseiten verzeichneten steigende Penetrationsraten, erzielten aber nicht die Umsätze, die in einem hart umkämpften Online-Markt erforderlich wären, teilte CH Media am Dienstag mit. Die Umsätze sinken und der Konzern geht davon aus, dass diese Portale ihre Kosten in naher Zukunft nicht decken können.
Konsultationsverfahren
Aufgrund der Schließung der sechs Plattformen kam es zu 34 Entlassungen in den Redaktionen von „Today“ und im Marketing, gibt CH Media an. Nach Rücksprache mit dem Personalausschuss konnten 22 Mitarbeitende interne Lösungen bei CH Media angeboten werden. Das Konsultationsverfahren ist abgeschlossen.
Alle sechs Tore waren am Dienstagmorgen geschlossen. Benutzer, die versuchen, sich einzuloggen, werden auf das Online-Portal watson.ch weitergeleitet, das ebenfalls CH Media gehört.
Erstes Today-Portal im Jahr 2015
Das erste Portal ging 2015 in der Ostschweiz unter dem Namen FM1Today online. Anschließend wurden Portale in der Zentralschweiz sowie in den Regionen Aarau, Zürich, Bern und Solothurn lanciert. Laut CH Media galten die Portale damals als Beginn der „trimedialen Ära“ (Fernsehen, Radio und Internet).
Laut Michael Warner, Chef von CH Media, will sich der Konzern nun stärker auf Zeitungen, Fernseh- und Radiosender konzentrieren, die bereits gut im Markt etabliert sind. CH Media veröffentlicht unter anderem die Aargauer Zeitung, die Luzerner Zeitung und das St. Galler Tagblatt. Zur Gruppe gehören außerdem mehrere Radio- und Fernsehsender.
„Harter Schlag“
Die Mediengewerkschaft SSM sei „zutiefst besorgt“ über die Entscheidung von CH Media, die sechs Portale zu schließen, hieß es in einer Mitteilung. Dies sei „ein harter Schlag nicht nur für die betroffenen Beschäftigten, sondern auch für die Vielfalt der Medien und die demokratische Grundversorgung der Regionen“.
„Die Konzentration auf wirtschaftlich abgesicherte, aber oft überregionale Medienmarken geht zu Lasten der regionalen Berichterstattung“, wird Marco Jeanmaire, Gewerkschaftssekretär der SSM, in der Pressemitteilung zitiert. „Diese Entscheidung entzieht der Bevölkerung den Zugang zu lokalen Informationen und schwächt die entscheidende Rolle der Medien als Hüter der Demokratie“, fügte er hinzu.
Der SSM erinnert Kantone und Gemeinden daran, dass „die Unterstützung lokaler Medien auch eine Investition in die Gesellschaft ist“. Der Verlust von Arbeitsplätzen im Journalismus „ist ein Symptom der Medienfinanzierungskrise und daher ein strukturelles Problem, das unter anderem durch indirekte Hilfe für die Medien angegangen werden muss“, so Marco Jeanmaire.
„Ein dunkler Tag“
Es sei „ein weiterer dunkler Tag für den Lokaljournalismus“, sagt Syndicom. Die Gewerkschaft zeigt sich „erschüttert“ und „irritiert“ über den Entscheid von CH Media. Die Anhörung der Personalvertreter sei „unter größter Geheimhaltung“ erfolgt, „das ist ein No-Go“, so die Gewerkschaft, denn der Sinn der Anhörung bestehe darin, der Belegschaft die Möglichkeit zu geben, Alternativen vorzuschlagen, was „im Geheimen“ nicht möglich sei “.
„Nach Gesprächen mit CH Media-Mitarbeitern sind wir überzeugt, dass die Entscheidung überstürzt getroffen wurde“, wird Stéphanie Vonarburg, Vizepräsidentin von Syndicom, in der Pressemitteilung zitiert. Sie glaubt, dass CH Media „über die Ressourcen verfügt, um journalistischen Projekten mehr Zeit und finanzielle Grundlagen zu geben“.
„Dieser neue klare Schnitt zeigt einmal mehr, in welcher kritischen Lage sich der Lokaljournalismus in der Schweiz befindet“, so die Gewerkschaft. „Es liegt nun an der Politik, dieser Situation Rechnung zu tragen und an neuen und innovativen Lösungen zu arbeiten, um die Entstehung von Medienwüsten in der Schweiz zu verhindern und eine noch stärkere Medienkonzentration zu verhindern.“
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