Für seinen neuen Film, den ersten, der auf Englisch gedreht wurde, bringt der in Madrid lebende Filmemacher Pedro Almodovar Julianne Moore und Tilda Swinton in einer Geschichte über Tod und Freundschaft zusammen. „The Room Next Door“, veröffentlicht am 8. Januar, diskutiert das Thema Sterbehilfe ohne jegliches Pathos. Ein raffiniertes Meisterwerk.
Das Alter kennt keine Gleichheit. So haben wir oft gesehen, dass die Karriere von Filmemachern mit der Zeit unweigerlich abnimmt, während andere aus der Last der Jahre eine neue Leichtigkeit schöpfen. Der 75-jährige Pedro Almodovar findet im Roman von Sigrid Nunez Stoff für einen großartigen Film, dessen erstaunliche Schönheit in seiner Einfachheit, seiner Reinheit und seiner scheinbaren Ruhe liegt.
Die Geschichte beginnt in New York. Die erfolgreiche Schriftstellerin Ingrid (Julianne Moore) entwickelt eine panische Angst vor dem Tod, als sie sich wieder einer alten Freundin anschließt: Martha (Tilda Swinton), einer zum Krebs verurteilten Kriegskorrespondentin. Martha bittet Ingrid, sie zu einem verlorenen Haus in der Wildnis zu begleiten, wo sie ihrem Leben ein Ende setzen will. Im Zimmer nebenan erzählt Ingrid von den letzten Tagen ihrer Freundin, zwischen Erinnerungen, Bedauern, Schuldgefühlen und Erleichterung.
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Wunderbare Nüchternheit
In diesem „Zimmer nebenan“, in dem es um die wundersame Nüchternheit eines von vornherein schweren Themas geht, wird es also nur darum gehen, den Tod willkommen zu heißen und zu akzeptieren, um Begleitung und Loslösung. Und obwohl die Frage der Sterbehilfe von Almodovar gut angesprochen wird (insbesondere in einer gruseligen Szene, die von einem sehr verdächtigen, bigotten Polizisten angeführt wird), bleibt sie dennoch im Hintergrund und überlässt das Feld dem Frauenduo, das den Kern der Geschichte bildet frei von allen Affekten.
Gemeinsam reisen sie einem Tod entgegen, der noch nie so sonnig, so süß, so friedlich schien wie hier. Ingrid und Martha verbindet eine Bindung, die über Liebe oder Freundschaft hinausgeht. Eine Bindung, die nur ihnen gehört, ein gemeinsames Territorium, in dem sich Verschwinden und Endlichkeit mit dem Neuanfang, der Übergabe verbinden, ein Territorium, in dem Martha und Ingrid zerstritten sind wie die beiden Heldinnen von „Persona“ von Ingmar Bergman, direkt zitiert von Almodovar. Zwei Frauen, gespielt von einem Paar kaiserlicher Schauspielerinnen, Tilda Swinton und Julianne Moore, deren zartes Tandem dem Film erstaunliche Subtilität und Emotionen verleiht.
James Joyce und Edward Hopper
Auch in diesem „Room Next Door“, der „The People of Dublin“, den Roman von James Joyce und seine Verfilmung durch John Huston, heraufbeschwört und zeitweise die Gemälde von „Edward“ reproduziert, wird es auch viel um Zitate gehen Hopper und Andrew Wyeth.
Aber Almodovars Genie besteht darin, der eitlen Versuchung einfacher Referenzen zu entgehen und seine Charaktere in diese Gemälde, Bilder, diese Texte einzutauchen, als ob Martha und Ingrid buchstäblich in der Welt von Hopper, Joyce und Huston lebten, als ob Leben und Kunst, die Vergangenheit und die Gegenwart, die Lebenden und die Toten verschmolzen hier mit einer Anmut und einer bewegenden Zartheit.
Und wenn der Moment kommt, in dem Martha sich darauf vorbereitet, die Welt in einem gelben Kleid zu verlassen und leuchtendes Rot auf ihre Lippen aufzutragen, haben wir kein Problem mehr, von „The Room Next Door“ als dem ersten Meisterwerk des Jahres 2025 zu sprechen.
Rafael Wolf/Auge
„The Room Next Door“ von Pedro Almodovar, mit Tilda Swinton, Julianne Moore, John Turturro. Ab 8. Januar 2025 in den französischsprachigen Kinos zu sehen.
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