Herbert Kickl, Anti-Vax, Anti-Migranten und möglicher zukünftiger Kanzler

Herbert Kickl, Anti-Vax, Anti-Migranten und möglicher zukünftiger Kanzler
Herbert Kickl, Anti-Vax, Anti-Migranten und möglicher zukünftiger Kanzler
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Der neue Vorsitzende der österreichischen extremen Rechten, Herbert Kickl, 55, konnte seine Partei am Vorabend der Parlamentswahlen an diesem Sonntag, dem 29. September, die im Verhältniswahlrecht stattfinden, an die Spitze der Umfragen bringen. Dieser Ideologe mit abgemagertem Gesicht und Dreitagebart hat alle Chancen, sie zu gewinnen. Seine Partei, die FPÖ (Freiheitliche Partei) des verstorbenen Jörg Haider, hat 27 % der Wahlabsichten und liegt damit knapp vor den Konservativen.

Natürlich ist es nicht das erste Mal, dass der FPÖ in Österreich der Durchbruch gelingt. Bei der Europawahl im vergangenen Juni lag die extreme Rechte mit 25 % der abgegebenen Stimmen bereits an der Spitze der Umfrage. Das Land war in Europa eine Art Labor für die Bildung von Regierungen mit der extremen Rechten. Sie kam als Minderheitspartner in einer Koalition zwischen 1983 und 1986, dann von 2000 bis 2006 und erneut von 2017 bis 2019 an die Macht. Doch dieses Mal könnte die FPÖ zur führenden Kraft im Land werden und den Posten des Kanzlers beanspruchen, a Erste.

Ehemalige Feder von Jörg Haider

Parteichef Herbert Kickl ist ein Apparatschik mit radikalem Denken, der nie aufgehört hat, für die Spitzen der FPÖ im Verborgenen zu arbeiten, bevor er ans Tageslicht trat. „Er hat daran gearbeitet, sein Image zu glätten und sich als Verteidiger des einfachen Volkes, der österreichischen Geschichte und ihrer Werte zu präsentieren. Und es funktioniert. Heute hat sich die Arbeiterklasse weitgehend der extremen Rechten zugewandt.“bemerkt Benjamin Rojtman-Guiraud, Doktorand der Politikwissenschaft an der Universität Lothringen.

Ursprünglich aus Kärnten, einer Hochburg der FPÖ, war Herbert Kickl zunächst die Feder von Jörg Haider, dem historischen Führer der österreichischen extremen Rechten, der 2008 bei einem Autounfall ums Leben kam, und dann Generalsekretär der Partei. 2017 wurde er Innenminister der Koalitionsregierung des konservativen Sebastian Kurz. 2019 geriet die FPÖ dann in den Ibizagate-Skandal: Ein Video zeigte den damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in einer intensiven Diskussion mit einer jungen Frau, die sich als Nichte eines russischen Oligarchen ausgab. Es war ein Sommerabend auf Ibiza und die Diskussion drehte sich um einen Korruptionspakt. Die Affäre führte zum Sturz der Koalitionsregierung.

Anschließend erlebte der rechtsextreme Österreicher eine Reise durch die Wüste. Doch der neue Parteichef Herbert Kickl konnte seine Popularität wiederherstellen, indem er sich an den Scheideweg aller Unzufriedenheit stellte. Er stellte sich auf die Seite von Impfgegnern und Klimaskeptikern. Er sagte, er wolle die Grenzen für Migranten schließen und übernahm damit das Projekt „Rückwanderung“, von der deutschen AfD befürwortet, um die vermeintlich bedrohte österreichische Identität zu schützen.

Er zeigte auch großes Verständnis gegenüber Russland und lehnte die Sanktionen ab, die bei Beginn der Aggression gegen die Ukraine beschlossen wurden. Für ihn ist der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban ein Vorbild. „Ihre treibende Kraft war schon immer die Kritik am Establishment, an den europäischen Eliten, an Einwanderung und Unsicherheit.“bemerkt Benjamin Rojtman-Guiraud.

„Volkskanzler“

Asket und steif ist Herbert Kickl ein guter Taktiker, der die Attentäterformel anwendet, ohne seine Pläne klar preiszugeben. Er meidet traditionelle Medien und sucht Unterstützung bei Identitätsgruppen. „Er gehört zu den Extremisten seiner Partei. Kickl sendet regelmäßig Signale an die härtesten Randgruppen, etwa wenn er sich selbst zum „Volkskanzler“ ausruft, eine deutliche Anspielung auf die Zeit des Nationalsozialismus.bemerkt Anton Shekhovtsov, Direktor des Zentrums für demokratische Integrität mit Sitz in Wien.

Im Gegensatz zur französischen Nationalversammlung, die sich für eine Entdämonisierung entschied, betont Herbert Kickl, dass er anders sei, da es ihm im Laufe der Jahre gelungen sei, seine Ideen in den Augen der österreichischen öffentlichen Meinung akzeptabler zu machen. Um die Macht auszuüben, muss Herbert Kickl im Falle seines Sieges am Sonntag allerdings Partner finden. Die Konservative Partei hat nichts zu ihren Absichten gesagt. Doch wenn die FPÖ mit deutlichem Vorsprung gewinnt, wird es schwierig, eine Alternative zu Herbert Kickl zu finden.

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