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Ein langes Leben: In Luxemburg gibt es immer mehr Hundertjährige und nur sehr wenige sind Männer

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Immer mehr Menschen in Luxemburg feiern ihren 100. Geburtstag, vor allem Frauen. Zu Beginn des Jahres 2024 verzeichnete das Statistikinstitut Statec 117 Hundertjährige im Land … darunter 103 Frauen! Im Jahr 2021 waren es insgesamt 84. Während Männer heute ein Durchschnittsalter von 80,98 Jahren erreichen, beträgt die Lebenserwartung von Frauen 84,98 Jahre. Im Jahr 1982 lag sie bei Männern noch bei 70 Jahren und bei Frauen bei 76,7 Jahren.

Dies ist auf „Zuwachs an Wohlstand und Bildung, Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung und im Gesundheitssystem sowie bessere Arbeitsbedingungen, Fortschritte in der Medizin und einen Rückgang riskanter Verhaltensweisen wie Rauchen“ zurückzuführen, erklärt Dr. Anna Kornadt, Professorin für Psychologie an der Universität von Luxemburg.

Dr. Martine Hoffmann, Psychologin und Psychotherapeutin, sieht darin einen „Gewinn in der genetischen Lotterie“ für Frauen. „Sie leben oft gesünder, sind sozial besser integriert und seltener von Risikofaktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen betroffen“, erklärt sie. In Ausnahmefällen wie auf Sardinien, einer der „blauen Zonen“, erreichen auch Männer zunehmend das hohe Alter von 100 Jahren, oft dank gesunder Ernährung, regelmäßiger körperlicher Aktivität und einem starken sozialen Netzwerk.

Beziehungen zu jüngeren Generationen als Schlüssel

Der Kontakt zu jüngeren Generationen und familiäre Bindungen sind im Alter unerlässlich. „Gerade durch den geringen oder fehlenden Kontakt zu Gleichaltrigen kann ein Gefühl der Generativität, also der Weitergabe an zukünftige Generationen, entstehen“, erklärt Professor Kornadt, der sich auf die Psychologie des Alterns spezialisiert hat. Gleichzeitig könnten junge Menschen ihre Vorstellungen und Ängste bezüglich ihres eigenen Alterns dekonstruieren.

„Fehlen jedoch soziale Unterstützungsnetzwerke, kann dies zu Einsamkeit führen“, so Frau Hoffmann, Leiterin der Forschungsabteilung bei „GERO – Kompetenzzentrum fir den Alter“. Umso wichtiger ist es, weiterhin altersgerechte Pflege-, Betreuungs- und Wohnkonzepte zu entwickeln. Tatsächlich bleibt der Pflegebedarf trotz positiver Entwicklungen im Hinblick auf die physischen und gesundheitlichen Ressourcen hoch. „Denn nur ein kleiner Teil der Hundertjährigen bleibt im hohen Alter völlig unabhängig“, erklärt der Psychologe.

Die Studie an Heidelberger Hundertjährigen ergab, dass nur 9 % von ihnen weitgehend unabhängig leben. In Dänemark liegt dieser Wert bei 12 %. Die Herausforderung besteht daher nicht nur darin, die Lebensdauer zu verlängern, sondern auch darin, die Lebensqualität zu erhalten und ein würdevolles Altern zu ermöglichen.

Hundert Jahre alt und bei guter psychischer Gesundheit?

Zentral ist auch die Frage der psychischen Gesundheit im Alter, denn auch hier hören psychische Erkrankungen nicht auf. „Mindestens ein Viertel der hochbetagten Menschen leidet an einer behandlungsbedürftigen psychischen Störung, insbesondere an einer Depression“, erklärt Frau Hoffmann. In vielen Fällen bleiben diese Störungen jedoch unentdeckt und unbehandelt. „Darüber hinaus geht man davon aus, dass das Wohlbefinden am Lebensende häufig abnimmt, und zwar weniger aufgrund des Alters als vielmehr aufgrund der Nähe zum Tod“, ergänzt Frau Kornadt. Daher ist es wichtig, sich nicht auf medizinische Ansätze zu beschränken, sondern auch psychotherapeutische Ansätze einzubeziehen.

Dem Forscher zufolge gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass Hundertjährige häufiger an psychischen Erkrankungen leiden als jüngere Menschen. Im Gegenteil, sie erfreuen sich im Allgemeinen einer guten psychischen Gesundheit, was zu ihrer Langlebigkeit beiträgt.

Die wachsende Zahl der Hundertjährigen in Luxemburg stellt auch die Gesellschaft vor Herausforderungen. Anna Kornadt betont, dass diese Menschen oft noch lange nach der Pensionierung leben und daher Möglichkeiten für ein erfülltes und sinnvolles Leben benötigen. „Es ist wichtig, das Potenzial älterer Menschen zu nutzen und sie in die Gesellschaft zu integrieren, ihnen aber auch zugestehen, dass sie nicht mehr ‚produktiv‘ sein müssen, wenn sie es aus bestimmten Gründen nicht mehr können oder einfach nicht wollen.“ mehr“, erklärt sie. Es ist wichtig, die Bedürfnisse und Fähigkeiten älterer Menschen zu verstehen und wertzuschätzen.

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