Dacia Bigster (2025): Vorstellung und erste Sitzprobe

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Mit dem neuen Bigster geht Dacia einen für die Marke bedeutsamen Schritt, denn erstmals greift die ehemalige Budget-Marke in einem Segment an, in dem nicht mehr nur das Preis/Leistungsverhältnis, sondern auch Status und Prestige eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung spielen.

Ob der neue Bigster auch im SUV-C-Segment mit seinen klassischen Dacia-Qualitäten und einigen neu gewonnenen Premium-Features überzeugen kann, wird die Zeit zeigen. Die Voraussetzungen sind allerdings ziemlich gut.

Als Mitte der 2000er Jahre die alte rumänische Marke Dacia den Neustart unter Renault-Ägide wagte, stand die Marke ganz klar für extrem preiswerte Autos mit gleichzeitig hohem Nutzwert. Der Logan war der erste moderne Vertreter von Dacia und bot viel Platz, trug aber die Renault-Technik der vorletzten Generation auf und war in Sachen Komfort eher basic.

Christoph Otto

Über die Jahre schaffte es Dacia, das hervorragende Preis/Leistungsverhältnis beizubehalten, trotzdem aber immer mehr Komfort und moderne Technik anzubieten, ohne seine Wurzeln zu verleugnen. Der Duster ist ein perfektes Beispiel für den Erfolg dieser Strategie. Und auch der Marktanteil steigt immer weiter, speziell bei Privatkunden.

Nun greift Dacia allerdings – für seine Verhältnisse – nach den Sternen und lanciert ein neues Modell in ausgerechnet der stärksten Klasse in Deutschland – dem SUV-C-Segment. Hier tummelt sich alles, was Rang und Namen hat, vom Audi Q3 und den BMW X1 über Hyundai Tucson und Kia Sportage bis hin zu den Platzhirschen Skoda Kodiaq und VW Tiguan. Und hier erwarten die Kunden durchaus auch etwas mehr Komfort, Prestige und Exklusivität. Ob Dacia den Spagat zwischen dem markentypischen Pragmatismus und diesen neuen Anforderungen schafft, haben wir uns bei einer ersten Sitzprobe angeschaut.


Exterieur | Interieur | Motoren | Preise


Draußen

Der Bigster ist auf den ersten Eindruck durchaus ein beeindruckendes SUV. Mit einer Länge von 4,57m orientiert er sich eher am oberen Ende des C-Segments und ist gut 25 Zentimeter länger als der optisch sehr ähnliche Duster. Wohin das Plus in der Länge geht, zeigt sich am hinteren Überhang.

Insgesant wirkt der Bigster aufgrund seiner klaren Linien und scharfen Kanten sehr wuchtig. Insgesamt wurde sehr viel von der 2021 vorgestellten Studie “Bigster Concept” übernommen. Das ganze Fahrzeug wirkt sehr robust, hat aber trotzdem ein paar nette Design-Features zu bieten. Grafische Designmerkmale an Frontpartie und Türen sowie über dem hinteren Nummernschild seien hier genannt.

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Und statt dem Trend zu glänzendem Schwarz zu folgen, haben sich die Dacia-Designer für eine Mischung aus glänzendem und mattem Schwarz entschieden, wodurch ein robusteres und widerstandsfähigeres Finish entsteht. Ein kräftiger Unterfahrschutz an Front und Heck betont die Robustheit des Fahrzeugs. Vor allem mit den optionalen 19-Zoll-Felgen und der exklusiven Farbe “Indigo-Blau” wirkt der Bigster sehr erwachsen und keineswegs billig.

Als wegweisendes grafisches Element dient das “Y”, das sich überall am Fahrzeug wiederfindet. Y? War das nicht mal das Erkennungszeichen von Lamborghini? An Selbstbewusstsein mangelt es Dacia in dieser Hinsicht jedenfalls nicht…

Innere

Im Innenraum musste Dacia noch tiefer in die Trickkiste greifen, um einerseits das vorgegebene Budget einzuhalten und auf der anderen Seite die neue, anspruchsvolle Klientel zu befriedigen. Dabei konzentrierte man sich nach eigenen Angaben auf das Wesentliche: Platz, Ergonomie und Komfort.

Sofort fällt die sehr hoch montierte, vertikale Instrumententafel ins Auge. Mit ihren klaren Linien und geometrischen Formen nimmt sie das Design des Exterieurs auf und führt es nahtlos weiter. Das alles wirkt sehr robust, besitzt aber durchaus auch einen gewissen Wohlfühleffekt.

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Die Verarbeitung ist sehr ansprechend, obwohl es nach wie vor keinerlei unterschäumten Kunststoffe oder gar edle Materialien gibt. Obwohl der Bigster innen noch eine ganze Hausnummer edler wirkt als zum Beispiel der Duster, ist er von “Premium” doch noch weit entfernt. Nur das Lenkrad erscheint mit seinem Lederbezug recht edel, was besonders heraussticht, weil sonst Hartplastik dominiert. Das alles wirkt natürlich nicht besonders hochwertig, gehört bei Dacia aber spätestens seit den Mehmet-Scholl-Werbeclips zum guten Ton. Ob das die angepeilte Kundschaft auch so sieht, bleibt abzuwarten.

Zudem hat Dacia einige clevere Tricks wie zum Beispiel das aus dem Duster bekannte You-Clip-System auf Lager, das eine einfache und praktische Befestigung einer Vielzahl von Zubehörteilen an wichtigen Punkten im Fahrgastraum ermöglicht. Ob Taschenlampe, Kleiderhaken oder Tabletthalter – alles kann schnell und leicht montiert werden. Erinnert fast an das “Simply Clever” – Konzept von Skoda.

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Ein zentraler 10,1-Zoll-Touchscreen gehört (anders als beim Duster) in allen Modellvarianten zur Serienausstattung. Im Bigster Essential und Expression bietet der Bildschirm Zugriff auf das Multimediasystem Media Display mit vier Lautsprechern und kabelloser Smartphone-Einbindung über Apple CarPlay und Android Auto.

Bigster Extreme und Bigster Journey sind mit dem Multimediasystem Media Nav Live ausgestattet, das eine Connected Navigation mit Echtzeit-Verkehrsinformationen und Kartenupdates für acht Jahre bietet.

Fahrinformationen werden je nach Ausstattung auf einem 7-Zoll-Fahrinfodisplay (Essential und Expression) oder einem digitalen 10-Zoll-Display (Extreme und Journey) angezeigt – in Farbe und an die eigenen Vorlieben anpassbar.

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Christoph Otto

In Sachen Platzverhältnisse versprach Dacia eines der geräumigsten Fahrzeuge der Klasse. Nach unserer ausführlichen Sitzprobe müssen wir feststellen, dass dieses Versprechen nicht übertrieben war. Vorn sitzt es sich sehr bequem mit jeder Menge Platz nach allen Seiten. Auf der Rücksitzbank ist der Knieraum überwältigend und reicht subjektiv fast an den Klassenprimus Skoda Kodiaq heran. Auch die Kopffreiheit ist überzeugend, trotz des riesigen Panoramadaches. Für ein bisschen Luxus sorgt eine teilelektrische Sitzverstellung und eine Zweizonen-Klimaanlage.

Der Kofferraum fasst bis zu 667 Liter bis zur Unterkante der Fenster, was in allen Lebenslagen ausreichen sollte. Mit der Easy Fold-Funktion lassen sich die hinteren Rückenlehnen ganz einfach mit zwei Hebeln vom Kofferraum aus umklappen.

Den Boden des Laderaums schützt eine robuste, leicht zu reinigende Kofferraummatte aus Gummi, die sich bei Nichtgebrauch einfach aufrollen lässt. Sie gehört in der Ausstattung Extreme zum Serienumfang und ist in den anderen Versionen als Zubehör erhältlich. Die Heckklappe ist auf Wunsch elektrisch bedienbar und kommt im Gegensatz zur Konkurrenz mit einem Motor aus, wie mehrmals stolz erwähnt wurde.

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Der Motor

Von Beginn an werden vier Motoren lieferbar sein. Der Bigster TCe verfügt über ein neu entwickeltes Aggregat, das in Bigster erstmalig im ganzen Konzern zum Einsatz kommt. Der TCe kombiniert einen 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner der neuen Generation, der auf dem Miller-Zyklus basiert und einen optimierten Wirkungsgrad bei reduzierten Pumpverlusten aufweist, mit einem 48-V-Mild-Hybrid-System und einem Sechsgang-Schaltgetriebe. Mit insgesamt 140 PS ist der Bigster schon ganz ordentlich motorisiert.

Zweiter im Bunde ist der ECO-G 140, der sowohl mit Benzin als auch mit Autogas betrieben werden kann. Autogasantrieb ist eine Dacia-Spezialität. Beim Bigster geht Dacia neue Wege und kombiniert einen bivalenten Antrieb erstmals mit einem 48V-Mild-Hybrid-System. Dieses unterstützt den 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbomotor sowohl im Benzin- als auch im LPG-Betrieb beim Anfahren und Beschleunigen.

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Die beiden Tanks fassen insgesamt 99 Liter Kraftstoff (50 Liter Benzin und 49 Liter Autogas) und ermöglichen eine Reichweite von bis zu 1.450 Kilometern. Der LPG-Tank ist unter dem Kofferraumboden untergebracht, so dass der Laderaum nicht beeinträchtigt wird. Ein Schalter am Armaturenbrett ermöglicht einen schnellen und nahtlosen Wechsel von einer Kraftstoffart zur anderen.

Top-Motorisierung ist der ebenfalls neue Hybrid 155. Dessen Antriebssystem kombiniert einen 107 PS starken Vierzylinder-Benzinmotor, zwei Elektromotoren (einen 50-PS-Motor und einen Hochspannungs-Starter/Generator), eine 1,4-kWh-Batterie (230 V) und ein automatisches Elektrogetriebe, das über vier Gänge für den Verbrennungsmotor und über zwei weitere für die Elektromotoren verfügt. Da der Bigster immer elektrisch anfährt, kann auf die Kupplung komplett verzichtet werden.

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Wer tatsächlich öfter abseits befestigter Straßen unterwegs sein möchte, findet im TCe 130 4×4 den passenden Antrieb. Kombiniert ist diese Version mit Allradantrieb mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe und einem 48-V-Mild-Hybrid-System für beste Effizienz. Auch hier wird der 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbomotor beim Anfahren und Beschleunigen elektrisch unterstützt.

Varianten

Der neue Bigster wird in drei Ausstattungsstufen angeboten: als Essential, Expression und in den beiden preislich gleichwertigen Top-Versionen Extreme und Journey. Während sich  “Extreme” mit serienmäßigem Panorama-Schiebedach, modularer Dachreling, Bergabfahrhilfe, Gummimatten und 3-in-1 YouClip-System an Outdoor-Fans richtet, ist  “Journey” eher in Richtung Reisekomfort unterwegs: mit zweifarbiger Lackierung (schwarzes Dach optional), elektrisch bedienbarer Heckklappe und einem teilelektrisch einstellbaren Fahrersitz.

Alle Varianten verfügen übrigens über die SUV-typischen Fahrmodi wie MUD/SAND, OFFROAD oder SNOW und eine Bergabfahrhilfe. Auch moderne Assistenzsysteme wie ein adaptiver Tempomat sind erhältlich, zum Teil sogar serienmäßig.

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Christoph Otto

Preise

Bei Dacia läuft die Entwicklung der Fahrzeuge nach wie vor nach einem anderen Schema als bei der Konkurrenz. Während dort die Autos zunächst entwickelt werden und daraufhin der Preis ermittelt wird, steht bei Dacia von Anfang an der Zielpreis felsenfest im Raum. Alles andere hat sich dem unterzuordnen. Und die Entwickler schaffen es stets, diese Maßgaben einzuhalten.

Beim Bigster stehen noch keine genauen Preise fest. Dacia-CEO Denis Le Vot versprach allerdings während er Präsentation für den reinen Verbrenner einen Basispreis von unter 25.000 Euro, während der technisch aufwendige Hybrid unter der 30.000-Euro-Marke bleiben soll. Das wären in der Tat schon fast Kampfpreise angesichts der Konkurrenz und vor allem der vorhandenen Qualitäten.

Physische Weltpremiere feiert der Bigster übrigens am 14.10.24 in Paris. Ab Januar 2025 kann das Auto dann in Deutschland bestellt werden. Deutschland ist für den Bigster übrigens ein sehr wichtiger Markt, weil das C-Segment hier am stärksten ist. Über 600.000 Fahrzeuge werden herstellerübergreifend pro Jahr abgesetzt. Deshalb fanden die ausführlichen Kundenbefragungen vorab auch in Deutschland statt.

Unser Fazit: Dacia schafft es mit dem Bigster, die markentypischen Aspekte auf das Thema SUC des C-Segmentes zu übertragen und schickt mit dem Bigster einen Wettbewerber in den Ring, der vor allem die potenziellen Kunden überzeugen dürfte, denen weniger an Prestige als vielmehr an viel Platz und Praktikabilität bei günstigem Preis gelegen ist.

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