Klavierkonzerte – Wiener Philharmoniker, Igor Levit, Christian Thielemann, SonyOnline Merker

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CD JOHANNES BRAHMS: Klavierkonzerte – Wiener Philharmoniker, Igor Levit, Christian Thielemann, Sony

Ein Album der Superlative: Opulent, genießerisch, feingeistig

Beide sind exzellente Musiker. Beide sind grundverschieden und doch „absolut verschwörerisch“, wie es heute in der Überschrift zu einem Interview in der „Welt´“ zu lesen war. Seit einem Einspringen 2015, das Dirigent Christian Thielemann und Pianist Igor Levit in München anlässlich eines Konzerts der Staatskapelle Dresden (Mozart großes C-Dur Konzert, KV 467) künstlerisch zusammengeführt hat, ist diese musikalische Partnerschaft gefestigt und hebt jetzt, nicht zuletzt diesem Album sei Dank, an, Kultstatus zu gewinnen.

Nicht, dass beide Künstler mich mit dem, was und wie sie es tun, nur erfreut hätten, aber Ehre, wem Ehre gebührt. Das vorliegende Brahms-Albumdas im Wiener Musikverein 2023/204 aufgenommen wurde (CD3 mit Solostücken für Klavier von Johannes Brahms entstand im Leibnitz Saal in Hannover Anfang 2024), ist ein ganz großer Wurf geworden. Warum? Weil außer dem unglaublich warmen, opulenten und dennoch schlank geführten Luxusklang des Wiener Orchesters Karajan-Stil die Harmonie von Dirigenten und Pianisten stimmt. Seien es Dynamik, Rubati oder generell Fragen der Agogik, Thielemann und Levit agieren wie bestens aufeinander eingespielte Staffelläufer, basierend auf einem „unbedingten Vertrauen„ (Levit). Christian Thielemann hat es im Gespräch mit Igor Levit für das Booklet so ausgedrückt: „Du hast eben vor allen Dingen dieses natürliche Verständnis, wo man nicht viel reden muss. Wir haben zwar sehr viel über Musik gesprochen, aber wir haben uns nie über eine bestimmte Stelle abgesprochen.“

Und genau das instinktiv Musikantische ist dem Album anzuhören. Igor Levit hat diesen wunderbar lyrisch leichten Anschlag, der die gesamte Bandbreite an Poesie und emotionalen Auf und Abs der Romantik in allen Verästelungen auslotet. Selbst in den dramatisch-wuchtigeren Stellen, wie dem Start des ersten Satz des Konzert d-Moll Op. 15, bleiben die Sehnigkeit und der Zauber des Klangs gewahrt. Pedale setzt Levit mit großer Behutsamkeit ein. Christian Thielemann trägt mit seiner schon legendär gewordenen schlafwandlerischen Intuition sowohl für die deutsche Früh- Hoch- und Spätromantik als auch mit einem untrüglichen Gespür für seine musikalischen Partner bei, wenn sie mit ihm auf Augenhöhe agieren.

Ich will mich kurz halten, es ist ein glanzvolles und musikalisch traumhaft schönes All-Star Album geworden, das Ihnen, werte Leserschaft, jeden Sonntagnachmittag oder welche Zeit auch immer, aufs allersinnlichste versüßen wird. Auch die mit knapp 80 Minuten Spielzeit großzügige Brahms-Klavier-Solo CD mit den 7 Fantasien Op. 116, Es 3 Zwischenspiele Op. 117, Es 6 Klavierstücke Op. 118 und den 4 Klavierstücke Op. 119 bietet genießerische Momente der Sonderklasse. Levit hat damit vielleicht sein persönlichstes Statement (ohne Worte) abgegeben.

Der von Thielemann und Levit gemeinsam in einer Version für Klavier vierhändig gespielte Walzer in A-Dur, Op. 39/15 ist ein Gag, nicht mehr und nicht weniger. Der Jux sei ihnen und uns gegönnt.

Tipp: Am 7.10. und am 8.10. werden Thielemann und Levit in Berlin mit der Staatskapelle Berlin das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 in d-Moll op. 40 von Felix Mendelssohn Bartholdy musizieren. Es handelt sich um das Antrittskonzert von Christian Thielemann als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden. Das Konzert am 7. Oktober wird in Zusammenarbeit mit ARTE Concert realisiert, als Livestream auf arte.tv und am 13. Oktober um 16.50 Uhr im Fernsehen ausgestrahlt und anschließend in der Mediathek des Senders abrufbar sein. Außerdem ist es auf den Kulturwellen der ARD im Rahmen von ARD-Konzert am 7. Oktober zeitversetzt ab 20.00 Uhr zu hören. Am 8. Oktober ist die Staatskapelle mit demselben Programm in der Philharmonie zu erleben.

Dr. Ingobert Waltenberger

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