SoftwareOne-Aktie bricht nach erneuter Prognosekorrektur und CEO-Wechsel ein – Analyse

-

DieseAnalyse zu CEO-Wechsel

SoftwareOne-Aktie bricht nach erneuter Prognosekorrektur und einem weiteren CEO-Wechsel ein

CEO Duffy geht, und die Prognose wurde radikal gekürzt. Die Bedingungen für eine mögliche Übernahme verschlechtern sich immens. Die Aktie verliert 33%.

Publiziert: 31.10.2024, 13:36

Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.

BotTalk

In Kürze:
  • SoftwareOne kürzt die Kurz- und die Mittelfristprognose drastisch und wechselt den CEO aus – beides kostet das Unternehmen massiv an Glaubwürdigkeit.
  • Der neue CEO Raphael Erb sieht anhaltenden Gegenwind durch ungünstige Microsoft-Incentives.
  • Die eingepreiste Übernahmefantasie ist damit verpufft.

Bei manchen Schweizer Investoren galt der Investmentcase von SoftwareOne schon beim IPO im Jahr 2020 zumindest als fragil. SoftwareOne verkauft Softwareprodukte Dritter weiter und bietet entsprechende Beratungsdienstleistungen an. Damit sich dieses Modell für sogenannte IT-Reseller wie SoftwareOne überhaupt rentiert, erhalten diese «Incentive»-Zahlungen, Geldmittel der grossen Softwareunternehmen bei Erreichen bestimmter (Verkaufs)Ziele. Das macht die IT-Reseller aber auch in gewissem Mass abhängig von diesen Softwareunternehmen und galt als nicht unerheblicher Risikofaktor.

Bei SoftwareOne betraf diese Abhängigkeit vor allem Microsoft, den wichtigsten Einzellieferanten von Software. In anderen Worten: Microsoft sitzt am Stellhebel der operativen Zahlen von SoftwareOne. Und dieses Jahr dürfte der US-Konzern aus Redmond die Schraube noch einmal deutlich angezogen haben. SoftwareOne musste deswegen nun am Donnerstag eine herbe Prognosekorrektur veröffentlichen und hat zeitgleich den Abgang des erst vor einem Jahr gekommenen CEO Brian Duffy verkündet.

Herbe Prognosekorrektur

«Die Reduktion der Microsoft-Incentives wurde, anders als im ersten Halbjahr, nicht mehr kompensiert», sagte CFO Rodolfo Savitzky an einer spontan einberufenen Analystenkonferenz trocken.

Das machte sich in den am Donnerstag vorab publizierten Drittquartalszahlen bemerkbar. Im Berichtsquartal steigt der Umsatz nur 1,4% auf 236,7 Mio. Fr. und bleibt damit klar unterhalb der Erwartungen. Die operative Marge, SoftwareOnes entscheidende Kenngrösse, ist im Quartal auf 16,6% gesunken, während sie vergangenes Jahr noch bei 20,5% gelegen hatte – Sonderkosten noch nicht einmal eingerechnet.

Die Prognoseanpassung im Gesamtjahr ist entsprechend herb. Für das Jahr 2024 wurde die prognostizierte Ebitda-Marge auf 21 bis 23% abgesenkt (von 24,5 bis 25%) und beim Umsatzwachstum auf 2 bis 5 % (bisher: 7 bis 9 %). Die Mittelfristziele wurden ebenfalls gekürzt: 2026 sollen nun nur mehr «zweistelliges» Umsatzwachstum und eine Ebitda-Marge von 27% drinliegen. Fraglich ist jedoch, inwiefern selbst das überhaupt machbar ist, denn der neu ernannte CEO, Raphael Erb, ein langjähriger SoftwareOne-Veteran, stellte klar, dass man auch 2025 «weiteren Gegenwind aufgrund der Incentive-Änderungen spüren werde».

Die Optik könnte nicht fataler sein, und das Unternehmen büsst damit jegliche verbliebene Glaubwürdigkeit ein. Denn bereits zuvor hat SoftwareOne mehrmals mit der Marge enttäuscht – besonders prominent im Jahr 2022 mit einem Ereignis, das zum Rücktritt des damaligen CEO Dieter Schlosser geführt hatte.

Auf die ungünstigen Incentives allein lässt sich die operative Lage bei SoftwareOne nicht zurückführen. Bereits zuvor hatte FuW gewarnt, dass das Wachstum infolge zahlreicher Akquisitionen strukturelle Schwachstellen und hohe Integrationsaufgaben mit sich gebracht hat. Sie sind womöglich auch mit ein Grund, warum der Umsatz in wichtigen Regionen wie Nord- und Südamerika im dritten Quartal zurückgegangen ist.

Übernahmefantasie ist verpufft

Keiner schaut nach dieser erneuten Enttäuschung gut aus – weder Brian Duffy und das abgewählte Board unter Ex-VRP Adam Warby, unter deren Ägide die «alte» Prognose noch ausgegeben wurde, noch das neue Board unter VRP von Stockar, das den Machtwechsel im VR mit der Hoffnung auf eine Übernahme durch Private Equity verbunden hat. Die Möglichkeit einer aus Aktionärssicht lukrativen Übernahme hat bereits seit Monaten angesichts durchwachsener operativer Leistungen Schlagseite erhalten, was auch den Kurs immer stärker einbrechen liess. Am Donnerstag verlor die Aktie im Frühhandel noch einmal ein Drittel an Wert.

In der Mitteilung an Aktionäre wird zwar von laufenden Gesprächen bezüglich eines Going Private gesprochen. Entscheidend sind aber natürlich die Bedingungen dafür. Sie haben sich mittlerweile so weit verschlechtert, dass sogar institutionelle Investoren, die den jüngsten Board-Wechsel angestrengt haben, ihre Aktienposition bei SoftwareOne abgebaut haben. Wenn es zu einer Übernahme käme, könnte ein Geldgeber angesichts der prekären operativen Lage die Bedingungen diktieren.

Die strategischen Optionen der neuen Führung bleiben unterdessen beschränkt: Um eigene Softwareprodukte mit Mehrwert wurde es schon länger still. Wie zuvor muss SoftwareOne mit höheren Skaleneffekten versuchen, die schlechteren Incentives zu kompensieren. Das dürfte auch der Grund sein, warum im Hintergrund ein Merger mit der norwegischen Crayon – dem zweiten grossen europäischen IT-Reseller – dem Vernehmen nach weiter diskutiert wird. FuW rät wie zuvor dazu, die Position zu reduzieren oder gänzlich abzubauen.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Cookies zulassenMehr Infos

Newsletter

FuW Insider

Erhalten Sie die besten Anlagetipps – kuratiert von der FuW-Redaktion.

Weitere Newsletter

Einloggen

Siegmund Skalar schreibt für das Unternehmensressort über den Schweizer Technologie-, Medien- und Telecomsektor. Mehr Infos

Fehler gefunden?Jetzt melden.

1 Kommentar

-

PREV Heidi Klum: Geht sie zu Halloween als E.T. oder als Franzbrötchen?: | Unterhaltung
NEXT Spanien und Portugal werden Erster, die Schweiz und Polen steigen ab