Schweizer Impf-Chef räumt Fehler in der Pandemie ein

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  • Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen während der Corona-Pandemie, blickt auf diese schwierigen Jahre zurück.

  • Er ist dabei selbstkritisch, wobei er vor allem die Ungleichbehandlung von Nichtgeimpften heute anders machen würde.

  • Auch fragt er sich, ob die Massnahmen rascher hätten aufgehoben werden können.

Christoph Berger war ab 2015 Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen. Während der Corona-Pandemie erklärte er dem Schweizer Volk die Strategie, um sich gegen das Virus zu impfen.

Nun verlässt er die Impfkommission. Die «SonntagsZeitung» interviewte ihn zum Abschied und stellte ihm unter anderem auch die Frage, wie er auf die Corona-Jahre zurückblickt.

Impfregime hätte rascher beendet werden können

Berger äussert sich dabei selbstkritisch. Er verteidigt die Impf-Massnahmen zu Beginn der Pandemie, da diese Todesfälle verhindert hätten. «Es war aber später sicher richtig, die Einschränkungen schnell zu beenden. Wir können in der Schweiz auch zu Recht stolz sein, dass wir die Schulen nur so kurz geschlossen haben.»

Allerdings überlegt er sich heute auch, ob das Impfregime nicht rascher hätte beendet werden können. Nämlich dann, nachdem Risikopersonen ausreichend Gelegenheit gehabt hatten, sich zu impfen, und «der Effekt der Impfung auf die Übertragung nur noch gering war». Auch das Impfen von Jugendlichen sieht Berger kritisch: «Die Aussage, ihr müsst euch impfen, damit ihr ins Lager gehen könnt, ist schon infrage zu stellen.»

Hadern mit der Ungleichbehandlung

Insbesondere Impfempfehlungen, «bei denen es vor allem darum geht, andere und nicht sich selbst zu schützen, sind schwierig», sagt Berger im Interview weiter. «Da würde ich heute noch zurückhaltender agieren.»

«Mit der Zeit wurde die Ungleichbehandlung aber zunehmend schwierig für diejenigen, die ein geringes Risiko hatten, selbst schwer zu erkranken.» Es sei eine schwierige Phase gewesen, als sich die Menschen impfen lassen mussten, um ins Restaurant, Kino oder Fussballstadion zu kommen. «Natürlich stand ein Konzept dahinter», so Berger.

Doch er räumt ein, dass es kontraproduktive Auswirkungen gehabt habe. Gerade beim Gesundheitspersonal sei bei manchen der Eindruck geblieben, dass die Impfung erwartet wird. «Dabei sollte es so sein, dass man sich ohne Druck freiwillig impft, um sich und andere zu schützen.»

Berger plädiert auch dafür, dass Betroffene von Impfkomplikationen ernst genommen werden. «Es ist richtig, dass Meldungen angeschaut und bei einem Impfschaden anerkannt werden.»

«Wie kommen wir zurück zu Normalität?»

Berger sagte abschliessend, dass er die Entscheidungen während der Pandemie zwar nicht bereut, aber daraus gelernt habe und heute einiges anders machen würde. Eben gerade Impf-Empfehlungen, die nicht darauf abzielen, sich selbst zu schützen, würde er sich zweimal überlegen. «Während der Pandemie gab es deswegen ja auch Widerstände», räumt er ein. Zudem würde er sich heute noch mehr um die Fragen kümmern: «Welche Empfehlungen sind nicht mehr nötig, wie kommen wir zurück zu Normalität?» Im dritten Punkt würde er heute «klarer in Szenarien denken und kommunizieren, solange vieles noch unklar ist».

Am Ende ist es immer eine Abwägung von Nutzen und Risiken, erklärt Berger weiter. «Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten. Dem gegenüber stehen die verhinderten Krankheitsfälle und die schweren oder tödlichen Verläufe.» Das müsse man immer in Relation stellen.

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