Stand: 11.11.2024 13:08 Uhr
An der australischen Südküste ist ein Kaiserpinguin gefunden worden – gut 3.500 Kilometer entfernt von der Antarktis. Das unterernährte Tier muss nun aufgepäppelt werden. Was trieb ihn so weit weg von seiner Heimat?
Ein Kaiserpinguin hat offenbar eine lange Reise auf sich genommen: Er wurde Anfang November an einem Strand an der Südküste Australiens aufgefunden, mehr als 3.500 Kilometer von seiner antarktischen Heimat entfernt. Das hat jetzt das für Biodiversität und Artenschutz zuständige Ministerium des Bundesstaates Western Australia bekanntgegeben.
Eine Gruppe von Vogelbeobachtern habe das Tier dort entdeckt, berichtete zunächst die Zeitung The Guardian. Der Pinguin sei direkt auf sie zugelaufen, sagte ein Teilnehmer der Gruppe. “Er versuchte, auf seinem Bauch zu rutschen und dachte wohl, es handele sich um Schnee”, zitierte der Sender ABC einen Anwohner, der gerade am Strand war.
Erster Kaiserpinguin in Australien jemals
Kaiserpinguine sind die größte Pinguinart, ihr Lebensraum ist die Antarktis. Sie seien zuvor noch nie in Australien gesichtet worden, sagte Belinda Cannell, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der University of Western Australia. Einige hätten es bisher nur bis Neuseeland geschafft.
Forschern zufolge folgte der Pinguin vermutlich einer Strömung aus der Antarktis nach Norden – geradewegs nach Australien. Die Tiere neigten dazu, bei der Nahrungssuche bestimmten Strömungen zu folgen, in denen das Nahrungsangebot besonders groß sei, sagte Cannell dem Sender ABC. Möglicherweise hätten diese Strömungen derzeit einfach weiter nördliche Ausläufer als sonst üblich.
Pinguin stark unterernährt
Der Pinguin befinde sich derzeit in Obhut von Wildtierexperten, weil er dringend aufgepäppelt werden müsse, hieß es von den Behörden. Das Tier mit einer Größe von einem Meter habe bei Ankunft lediglich 23 Kilogramm gewogen. Ausgewachsene Männchen können bis zu 1,40 Meter groß werden und 40 Kilo wiegen.
Inzwischen wurde der Pinguin auf den Namen “Gus” – nach Kaiser Augustus – getauft. Damit er im fremden Klima zurechtkommt, werde er mit eiskaltem Wassernebel besprüht. Er erhole sich gut, hieß es. Ihm steht trotzdem noch eine schwere Zeit bevor: Die anstehende Mauser sei für Pinguine eine Phase, die besonders viel Energie brauche, sagt Julie McInnes von der Universität von Tasmania der Zeitung The Guardian.
Der gefundene Kaiserpinguin wird jetzt von Pflegern ausgepäppelt.
Mauser braucht Fettreserven
In der Mauser verlieren Pinguine binnen weniger Wochen alle ihre Federn – und ersetzen sie mit neuen, wasserfesten Federn, um im eiskalten Wasser der Antarktis schwimmen zu können. “Sie sind nicht wasserfest in dieser Zeit”, so McInnes. Normalerweise würden sich Pinguine vor der Mauser ausreichend Fettreserven anfressen.
Das australische Ministerium gab an, aktuell würden sich die Bemühungen vor allem darauf konzentrieren, den Pinguin wieder aufzupäppeln. Optionen für seine Rückkehr in die Antarktis würden derzeit noch geprüft.