- Das Dorf Brienz in Graubünden muss evakuiert werden.
- Der Gemeindevorstand von Albula hat die Evakuierung auf Empfehlung des Gemeindeführungsstabes beschlossen.
- Sämtliche Bewohner und Bewohnerinnen müssen das Dorf bis am Sonntagmittag, 17. November, um 13 Uhr verlassen haben. Die Evakuierung dürfte mehrere Monate andauern.
Der Frühwarndienst der Gemeinde Albula, zu der das Dorf Brienz gehört, hat die Gefahrenlage zusammen mit der Fachgruppe Geologie und Naturgefahren sowie weiteren Geologen analysiert und die vorsorgliche Evakuierung von Brienz zum kommenden Wochenende empfohlen, heisst es in einer Mitteilung.
«Gestern Abend konnte eine eingehendere Analyse mit besseren Daten durchgeführt werden», erklärte Christian Gartmann, Mediensprecher des Gemeindeführungsstabs, gegenüber SRF. Es müsse davon ausgegangen werden, dass das Dorf mehrere Monate nicht betreten werden könne.
In der Schutthalde hoch über Brienz bewegen sich seit der zweiten Septemberhälfte rund 1.2 Millionen Kubikmeter Felsschutt mit 20 bis 35 Zentimetern pro Tag talwärts. Es bestehe die Gefahr, dass er sich löse und dann als schneller Schuttstrom in Richtung des Dorfes abgleite, hiess es weiter.
Betroffene stellen Evakuierung in Frage
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Die Stimmung bei den von einer Evakuierung betroffenen Brienzerinnen und Brienzer ist angespannt. Einige von ihnen stellten am Dienstagabend das Vorgehen der Behörden in Frage. «Ein drittes Mal gehen wir nicht mehr», sagte etwa ein Brienzer vor den Behörden in Tiefencastel GR. Er stellte damit den Entscheid in Frage, dass das Dorf bis Sonntagmittag geräumt sein muss.
Evakuierung im Winter stellt besondere Herausforderungen
Der Gemeindevorstand und der Gemeindeführungsstab wollen den betroffenen Bewohnerinnen und Bewohnern ausreichend Zeit für die anstehende Evakuierung geben. «Es ist eine sehr schwierige Aufgabe, sein Zuhause für mehrere Monate aufgeben zu müssen», sagt Gartmann.
Besonders herausfordernd ist die Situation für die Bäuerinnen und Bauern im Dorf, da sie einen Platz für ihre Tiere finden müssen. Anders als im letzten Jahr erfolgt die Evakuierung nun im Winter, was die Situation zusätzlich erschwert. Die Kühe können nicht auf die Alpen gebracht werden, und die Ställe im Tal sind bereits ausgelastet.
Um den Landwirtinnen und Landwirten sowie den weiteren Bewohnenden zu helfen, sichern die Behörden Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Unterkünften zu. «Es wird eine Herausforderung sein, für alle eine Wohnung zu finden», so Gartmann weiter. Sollte keine Bleibe gefunden werden, stehe auch die Option einer Unterbringung im Hotel zur Verfügung.
Aus Sicherheitsgründen gilt ab sofort ein Betretungsverbot. Die Zufahrtsstrassen nach Brienz sind gesperrt. Einzig Bewohnerinnen, Bewohner und Zweitheimische, die in Brienz Gebäude evakuieren, haben Zutritt. Die Frist für das Verlassen des Dorfes wurde auf Sonntag, 13 Uhr festgesetzt.