Die Roten Teufel ohne viele, aber mit Romelu Lukaku – Belgische Nationalelf braucht einen Erfolg

Die belgische Fußball-Nationalmannschaft empfängt in der Nations League am heutigen Donnerstagabend (20.45 Uhr / live auf RTL-TVI und vtm) im ausverkauften Brüsseler König-Baudouin-Stadion Italien. Im Fall eines Sieges können sich die Roten Teufel noch für das Viertelfinale qualifizieren, insofern sie am Sonntag auch das letzte Spiel gegen Israel gewinnen und gleichzeitig Italien gegen Frankreich verliert.

Das Hinspiel der Roten Teufel in Italien endete am 10. Oktober in Rom 2:2. Belgien hatte einen katastrophalen Start, lag früh 0:2 im Rückstand und fand nur dank des Platzverweises des Italieners Lorenzo Pellegrini zurück ins Spiel.

Seit dem 13. Mai 1972 haben die Roten Teufel gegen Italien kein Pflichtspiel mehr gewonnen. Der 2:1-Sieg in Anderlecht gegen den damaligen Vizeweltmeister Italien im Viertelfinale der Europameisterschaft legte den Grundstein für den ersten großen Erfolg der belgischen Fußball-Nationalmannschaft, die sich für die Endrunde der EM qualifizierte, die im eigenen Land stattfand. Die Elf von Trainer Raymond Goethals wurde am Ende EM-Dritter.

52 Jahre später will Belgien endlich noch einmal ein Pflichtspiel gegen die Squadra Azzurra gewinnen. Bisher gelang nur ein Sieg in einem Freundschaftsspiel vor genau 25 Jahren, am 13. November 1999.

Genauso wie gegen Frankreich wird das König-Baudouin-Stadion heute Abend restlos ausverkauft sein, was aber hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass Frankreich und Italien traditionsreiche und erstklassige Gegner sind. Denn bei den Fans der Roten Teufel herrscht derzeit überhaupt keine Euphorie, zu schlecht waren die Ergebnisse seit der EM 2024 in Deutschland. Am Ende des Spiels gegen Frankreich hallte es sogar „Tedesco démission“ (Tedesco Rücktritt) von den Rängen.

Die belgische Fußball-Nationalmannschaft befindet sich im Umbau. Talente gibt es zwar jede Menge, womöglich sogar noch mehr als zur Zeit der sogenannten Goldenen Generation, doch braucht es etwas mehr Geduld, wie Nationalspieler Amadou Onana erklärte. Nostalgiker trauern der Mannschaft nach, die bei der WM 2018 in Russland Dritter wurde und sogar Weltmeister hätte werden können, sie vergessen dabei aber, dass auch die Goldene Generation anfangs etliche Probleme hatte. So verpasste Belgien die EM 2008, die WM 2010 und die EM 2012, bevor es dann ab der WM 2014 in Brasilien aufwärts ging.

Onana: „Man muss uns die Zeit lassen, um als Team zu wachsen. Dass so viele junge Spieler nachrücken, ist gut für den belgischen Fußball. Ich finde, wir dürfen sehr zufrieden sein.“ Auch die jungen Nationalspieler von heute stehen zum Teil schon bei großen europäischen Vereinen unter Vertrag.

Zum Abschluss der Nations League 2024/2025 braucht Belgien unbedingt ein Erfolgserlebnis gegen einen starken Gegner, wie die Italiener es nunmal sind. Wenn dann noch am Sonntag im letzten Spiel ein Sieg in Budapest gegen Israel gelingt, könnte die Mannschaft von Domenico Tedesco sogar noch das Viertelfinale der Nations League erreichen, wenn Frankreich am letzten Spieltag in Italien siegt. Ist dies nicht der Fall, geht’s in die Relegation.

Im neuen Modus der Nations League kommen die Erst- und Zweitplatzierten der A-Gruppen ins Viertelfinale. Die vier Sieger in der Liga A treffen auf einen Zweitplatzierten und haben im Rückspiel Heimrecht.

Welche Nationen künftig in der Liga B spielen, ist noch völlig offen. Denn aktuell ist noch keine Mannschaft der A-Liga fix abgestiegen, auch wenn es für einige besonders schwer wird. So etwa für Bosnien-Herzegowina: Verliert die Mannschaft gegen Deutschland, steigt sie ab. Und auch die Schweiz muss für den Ligaerhalt am Freitag in ihrer Gruppe die Heimpartie gegen Serbien gewinnen.

10.10.2024, Italien, Rom: Domenico Tedesco, Trainer von Belgien, gestikuliert am Spielfeldrand. Foto: Emmanuele Mastrodonato/LiveMedia/IPA via ZUMA Press/dpa

Auf den Aufstieg aus der B-Liga hoffen dagegen einige große Nationen, allen voran England und Österreich und auch Norwegen mit Top-Star Erling Haaland. England hat aber noch Arbeit vor sich: In der Gruppe B2 gewann Griechenland bisher alle Spiele, am Donnerstag kommt es zum direkten Duell. Der Gruppensieger darf direkt in die A-Liga ziehen, der Zweitplatzierte muss gegen einen Drittplatzierten aus der Liga A in die Playoffs.

Gegen Italien muss Belgiens Nationalcoach Tedesco auf etliche Nationalspieler verzichten. Abgesehen von Kapitän Kevin De Bruyne fehlen auch u.a. Charles De Ketelaere, Jérémy Doku, Thomas Meunier und Youri Tielemans. Dafür ist aber Romelu Lukaku wieder dabei, der in den letzten Spielen wohl noch mehr vermisst wurde als De Bruyne.

Die lange Verletztenserie sowie die fast gleichzeitig stattfindenden Entscheidungsspiele der belgischen U21-Nationalmannschaft gegen Tschechien sind gleichzeitig auch die große Chance für junge Spieler wie Roméo Lavia, Samuel Mbangula, Arthur Vermeeren, Matte Smets, Kilian Sardella und andere, sich in Szene zu setzen. Denn noch wichtiger als die Nations League ist für Belgien die Qualifikation für die WM 2026 in USA, Mexiko und Kanada, die im Frühjahr 2025 beginnt. Die Gruppenauslosung findet Anfang Dezember 2024 statt.

Das heutige Spiel der Roten Teufel ist auch für Belgiens Nationalcoach Tedesco ein Risikospiel. Sollte Belgien auch gegen Italien enttäuschen, wäre nicht mehr sicher, dass die Roten Teufel mit dem Deutsch-Italiener im Frühjahr die Qualifikation für die WM 2026 beginnen. (cre)