Evakuierung gestartet – Ort muss für Monate geräumt werden

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Stand: 12.11.2024, 13:57 Uhr

Von: Martina Lippl

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Schweizer Bergdorf Brienz kommt nicht zur Ruhe. Es drohen weitere 1,2 Millionen Kubikmeter Felsschutt abzugleiten. © Gian Ehrenzeller/dpa

Gewaltige Steinmassen gleiten immer schneller ins Tal. Die neuesten Daten sprechen für sich. Und es ist nicht das erste Mal.

Update vom 12. November, 13.30 Uhr: Die Evakuierung im Schweizer Alpendorf Brienz ist gestartet. Bis Sonntag (17. November) 13 Uhr müssen alle Menschen und Tiere das Dorf verlassen haben, teilt die Gemeinde Albula/Alvra im neuesten Bulletin mit. „Phase ORANGE beginnt“, heißt es demnach. Aus Sicherheitsgründen gilt ab sofort ein Betretungsverbot.

Nur noch Einwohnerinnen und Einwohner dürfen in dieser Phase Brienz zur Evakuierung der Gebäude betreten. Auch Ferienwohnungen (sogenannte Zweitwohner) dürfen geräumt werden. Zudem spricht die Gemeinde ein Flugverbot für Drohnen aus. Die Evakuierung dürfte laut den Verantwortlichen mehrere Monate dauern.

Bergdorf Brienz muss evakuiert werden – Menschen müssen Ort für mehrere Monate verlassen

Zunächst war unklar, ob und wann Einwohnerinnen und Einwohner den Ort in Graubünden verlassen müssen. Nach Einschätzung der Geologen und Naturgefahrenexperten sei es zwar am wahrscheinlichsten, dass sich die Schutthalde wieder beruhigt. Ein Schuttstrom bis in das Dorf sei aber nicht auszuschließen. Eine Steinlawine könnte Geschwindigkeiten von 80 und mehr Kilometern pro Stunde erreichen, befürchten die Experten. Sie könnte das Dorf teilweise oder ganz zerstören. 1,2 Millionen Kubikmeter Fels- und Geröll an einem Hang drohen ins Tal zu donnern. Seit Wochen bewegen sich die Felsmassen immer schneller.

Felssturz in Brienz: Lage verschärft sich. Aus Sicherheitsgründen besteht ab sofort ein Betretungsverbot für die rot markierte Zone.
Felssturz in Brienz: Lage verschärft sich. Aus Sicherheitsgründen besteht ab sofort ein Betretungsverbot für die rot markierte Zone. © Gemeinde Albula/Alvra

Bergdorf von massivem Felssturz bedroht – Evakuierung wird vorbereitet

Erstmeldung vom 10. November 2024 Brienz – Das schweizerische Bergdorf Brienz in Graubünden ist erneut von einem riesigen Erdrutsch bedroht. Felsen und Geröll haben sich oberhalb des Ortes stark beschleunigt. Bis zu 1,2 Millionen Kubikmeter Felsschutt könnten in einem Schuttstrom talwärts gleiten und auch den Ort erreichen. „Eine vorsorgliche Evakuierung des Dorfes wird vorbereitet“, teilt der Gemeindeführungsstab Albula/Alvra am Samstag (9. November) mit.

Erdrutsch droht – Experte warnt, Felsmassen könnten mit bis zu 80 km/h ins Tal stürzen

Das Geröll bewegt sich derzeit mit rund 25 Zentimeter pro Tag. Niederschläge und Felsstürze könnten die Geschwindigkeit auf 80 Kilometer pro Stunde oder mehr erhöhen, sagte Geologe Stefan Schneider auf einer Informationsveranstaltung für Einwohner. Zwar sei ein solcher Schuttstrom im Augenblick kaum wahrscheinlich, aber wenn er eintrete, seien rechtzeitige Warnungen nicht mehr möglich. Von der Evakuierung sind etwa 90 Menschen in Brienz betroffen. Sie müssen möglicherweise in den nächsten Tagen ihre Häuser verlassen. Im schlimmsten Fall für Monate.

Gewaltiger Felssturz verfehlte Dorf 2023 knapp

Erst im Mai 2023 war das Bergdorf Brienz wegen der Gefahr eines drohenden Erdrutsches evakuiert worden. Im Juni 2023 donnerte dann eine gewaltige Felslawine ins Tal. Geröll und Schutt verschütteten Wiesen und eine Straße zum Teil meterhoch. Das alte Schulhaus war nur knapp verfehlt worden.

Brienz liegt im Schweizer Kanton Graubünden in der Nähe von Davos auf 1.150 Metern. Die Bewegung der Rutschung wird seit Wochen sehr genau überwacht. In der zweiten Septemberhälfte seien zeitweise Geschwindigkeiten von über 30 Zentimeter pro Tag gemessen worden, berichtet 20min.ch unter Berufung auf den Frühwarndienst Albula/Alvra. Im Oktober ist laut der Gemeinde Albula/Alvra die Überwachung verbessert worden. Mit einem Helikopter wurden neue Spiegelreflektoren für den Lasertachymeter moniert, heißt es auf X.

Der Berg oberhalb Brienz ist nach Angaben von Experten seit Jahrtausenden in Bewegung und hat sich über die Jahre beschleunigt. Es ist anders als bei den Bergstürzen in Tirol (Österreich), wo der Klimawandel als Auslöser gilt. Er bringt den Permafrost – das Eis, das in großen Höhen den Fels zusammenhält, zum Schmelzen. (ml)

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