München – Elf Helle und zwei Flaschen Wein bitte! So lautete die Bestellung von Bayern-Coach Vincent Kompany nach dem 3:0-Kälte-Kick gegen Augsburg. Auf einem Wagerl wurde der After-Match-Drink vom Pressebereich in die Kabine chauffiert. Der vorübergehende 8-Punkte-Vorsprung und der nächste Kane-Hattrick, er musste standesgemäß gefeiert werden. Ob die Münchner auch auf Leon Goretzka angestoßen haben?
Kimmich: “Mit Leon haben wir einen, der immer wieder in der Box auftaucht”
Grund dafür hätten sie gehabt. Lieferte der einst Aussortierte auf Knopfdruck ab. Goretzka schmiss sich in die Zweikämpfe, suchte den Abschluss, wenn auch glücklos. “Mit Leon haben wir einen, der immer wieder in der Box auftaucht”, sagte sein neuer alter Mittelfeldkollege Joshua Kimmich. Nur in der Mixed-Zone tauchte Goretzka am Freitagabend nicht auf. Der Sechser machte sich über einen Hinterausgang aus dem Staub.
Das Wort übernahm für ihn sein Trainer. Und das, obwohl Kompany nicht gerne über Einzelspieler spricht. Doch als er auf der Pressekonferenz auf Goretzka angesprochen wurde, grinste er. Es wirkte gar, als hätte der 38-Jährige auf die Frage gewartet. “Die Geschichte von Leon freut mich”, holte Kompany aus. Was folgte, war aber nicht etwa eine Geschichte aus dem Paulaner Garten.
Kompany ist stolz auf Goretzka nach Augsburg-Auftritt
“Das ist eine Geschichte von einem Kader”, so der Cheftrainer des FC Bayern und schaute in die Runde der Journalisten. “Es gibt immer ein, zwei oder drei Spieler, die in einem Moment das Gefühl haben, es ist schwer für sie”, führte Kompany fort. “Dann bist du als Spieler natürlich nicht glücklich. Aber Leon hat in diesem Moment sehr hart gearbeitet, er hat wie ein Top-Profi mittrainiert und alles gemacht, um zu zeigen, dass er die Qualität hat. Er hat auf seine Chance gewartet.”
Papa Kompany war fast schon ein bisschen stolz auf seinen Schützling, den er zwischenzeitlich aus dem Kader gestrichen hatte. Und der nur zurück in die Startelf rückte, weil Aleksandar Pavlovic (Schlüsselbeinbruch) und Joao Palhinha (Muskelbündelriss) verletzungsbedingt passen müssen. Nun führte der Coach Goretzka sogar als Vorbild für alle Bayern-Kicker an, die mal hinten dran sind, nicht die gewünschte Einsatzzeit bekommen.
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Eberl über Goretzka: “Was die Zukunft bringt, werden wir mit dem Jungen besprechen”
“Wenn den anderen das Gleiche wie Leon passiert, wissen sie, vielleicht kommt irgendwann auch ihr Moment”, so Kompany. Der große Goretzka-Moment. Das Licht am Ende des Tunnels, an dem sich die Stars orientieren können. Doch von solch inspirierenden Storys wollte Max Eberl nichts wissen. Der Sportvorstand des Rekordmeisters klappte das Geschichtsbuch zu, brachte die Beteiligten auf den Boden der Tatsachen.
Und der ist nach wie vor, dass man Goretzka wohl gerne abgeben würde, Gehalt einsparen möchte. “Was die Zukunft bringt, werden wir mit dem Jungen besprechen und dann auch öffentlich bekanntgeben, wenn wir mit ihm darüber gesprochen haben”, sagte der Bayern-Boss nüchtern. Doch wenigstens ein bisserl froh, dass der Mittelfeldspieler, der sich in München pudelwohl fühlt, dem FC Bayern im Sommer die Treue hielt, war Eberl dann doch.
FC Bayern hat schwere Wochen vor sich
“Wir sind froh, dass er da ist”, kam dem 51-Jährigen über die Lippen. Er habe es gegen den FC Augsburg “sehr ordentlich gemacht.” Im Hinterkopf hatte Eberl dabei wohl, dass Goretzka im Hinrunden-Endspurt noch gebraucht wird. Immerhin hat der FC Bayern keinen weiteren Sechser-Ersatz im Kader, da Kompany mit Konrad Laimer auf der Außenverteidigerposition plant.
Außerdem hat es das Programm in den nächsten Wochen in sich. Am kommenden Dienstag kommt Paris Saint-Germain (21.00 Uhr) in die Allianz Arena, ehe der Klassiker gegen Dortmund und das Pokal-Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen anstehen. “Wir brauchen jetzt alle”, merkte Kimmich an. Auch einen Goretzka, für den zu Saisonbeginn kein Platz im Bayern-Kader zu sein schien.
