Der FC Heidenheim ist im europäischen Geschäft ungeschlagen, doch in der Meisterschaft läuft es nicht nach Wunsch.Bild: www.imago-images.de
Der FC Heidenheim ist erst im Jahr 2023 in die Bundesliga aufgestiegen und qualifizierte sich in der ersten Saison für die UEFA-Conference-League. Bisher konnten die Heidenheimer jedes Spiel auf der europäischen Bühne gewinnen. In der Liga läuft es momentan allerdings nicht annähernd so erfolgreich.
23.11.2024, 07:5423.11.2024, 14:20
Für viele Heidenheimfans dürften sich die letzten zwei Saisons wie ein wunderbarer Traum angefühlt haben. Zuerst folgte der sensationelle Aufstieg in die Bundesliga. Gleich ein Jahr später qualifizierte sich der FCH für das europäische Geschäft.
Auch in der Conference League läuft es aktuell optimal: In den ersten drei Spielen der Ligaphase konnten die Heidenheimer jedes Spiel gewinnen und die Qualifikation für die K.-o-Phase ist ihnen quasi nicht mehr zu nehmen.
In der Conference League hatten die Heidenheimer bisher einiges zu feiern.Bild: Schlussstein
Nicht so berauschend sieht es allerdings im nationalen Geschäft aus: In den letzten fünf Spielen der Bundesliga sammelte Heidenheim nur einen Punkt und rutschte bis zum vierzehnten Platz ab und am Samstag ist man zu Gast beim Meister Bayer Leverkusen. Sollte die direkte Konkurrenz hinter Heidenheim punkten, droht dem Team aus Baden-Württemberg der Absturz auf den Relegationsplatz.
Nach dem Spiel gegen Leverkusen werden die Aufgaben nicht leichter. Zunächst empfangen die Heidenheimer das derzeit Drittplatzierte Eintracht Frankfurt und eine Woche später geht es zum aktuellen Leader und Rekordmeister Bayern München. Doch sind die Heidenheimer in den schwierigen Spielen schon fast zum Punkten verpflichtet, wollen sie nicht komplett in den Abstiegskampf verwickelt werden.
Das schwierige zweite Jahr
Trotz der starken ersten Saison war der FCH vor der neuen Spielzeit oftmals oben dabei, wenn es um die Abstiegskandidaten der Experten ging. Einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran hat auch die zusätzliche Belastung mit den europäischen Spielen. Zumal Heidenheim nicht so viel Geld zur Verfügung hat wie die grossen Mannschaften. Ausser den beiden Aufsteigen St. Pauli und Holstein Kiel sowie dem aktuell letztplatzierten VfL Bochum hat in der Bundesliga kein Verein einen tieferen Marktwert als die Heidenheimer.
In der Bundesliga müssen die Heidenheimer aktuell unten durch gehen.Bild: www.imago-images.de
Dazu kommt, dass es Bundesliga-Aufsteiger im zweiten Jahr traditionell schwierig haben. Die Gegner sind mittlerweile besser auf den Aufsteiger aus dem Vorjahr eingestellt und wissen auch, was sie in den jeweiligen Spielen erwartet. Der Abgang einiger Schlüsselspieler im Sommer macht die Situation des FCH nicht gerade einfacher.
Wichtige Stammkräfte verloren
Einer davon ist Offensivspieler Jan-Niklas Beste, der in der letzten Saison für 21 Skorerpunkte zuständig war und im Sommer zu Benfica Lissabon wechselte. Der Neu-Nationalstürmer Tim Kleindienst, der in der letzten Saison zwölf Tore in der Liga erzielte, ging zu Borussia Mönchengladbach.
Von Bayern München konnte Heidenheim dafür das Toptalent Paul Wanner ausleihen. Der erst 18-jährige Wanner lehnte vor Kurzem gar ein Aufgebot des deutschen Nationalteams ab, da er sich nicht sicher ist, ob er nicht doch für Österreich auflaufen möchte.
Paul Wanner wurde von Bayern an Heidenheim ausgelehnt.Bild: www.imago-images.de
Der junge Wanner hatte einen hervorragenden Start in die Saison und Trainer Frank Schmidt schwärmte vom Mittelfeldspieler:
«Ich traue es Paul zu, dass er in jeder Top-Mannschaft spielen kann. Mir gefällt, dass er mit 18 Jahren einen klaren Plan vor Augen hat .»
Ist die Trainerlegende unentlasbar?
Seit über siebzehn Jahren steht Frank Schmidt an der Seitenlinie des FC Heidenheim. Als der Verein aus Baden-Württemberg im September 2007 noch in der Oberliga stand, wurde Schmidt als neuer Trainer vorgestellt. In den ersten zwei Saisons gelangen prompt zwei Aufstiege in Serie, und so nahm Heidenheim in der Saison 2009/2010 bereits an der 3. Liga teil. Nach dem Aufstieg im Jahr 2014 in die 2. Bundesliga war Heidenheim nur selten im Abstiegskampf verwickelt, und neun Jahre später folgte der historische Aufstieg in die Bundesliga.
Seit 2007 steht Frank Schmidt an der Seitenlinie vom FC Heidenheim.Bild: Schlussstein
Die Frage, die sich bei weiteren enttäuschenden Leistungen in der Liga stellt: Kann es sich Heidenheim leisten, Frank Schmidt zu entlassen? Wahrscheinlich nicht, denn der Verein weiss, dass besonders in der letzten Saison über den eigenen Erwartungen performt wurde und der Verein in der Bundesliga eher gegen den Abstieg kämpft als um europäische Plätze.
Sollte die negative Phase in der Bundesliga nicht aufgehalten werden, könnte jedoch eine Möglichkeit sein, dass es zu einem ähnlichen Entscheid wie letztes Jahr zwischen Union Berlin und Urs Fischer kommen könnte. Damals entschieden sich der langjährige Trainer der Unioner und der Verein gemeinsam dafür, die Zusammenarbeit zu beenden. Union war zuvor vierzehn Spiele in Serie ohne Sieg geblieben und auf dem letzten Platz der Bundesliga angelangt.
Mittlerweile ist Union wieder im Aufwind:
Doch der FC Heidenheim ohne Frank Schmidt dürfte für viele Fans der kleinen Stadt, die am Fluss Brenz liegt und weniger Einwohner als der Kanton Appenzell Ausserrhoden aufweist, unvorstellbar sein. Kein Fussballtrainer im deutschen Profifussballer ist länger bei einem Verein im Amt als der 50-jährige Frank Schmidt, welcher einen Vertrag bis 2027 besitzt.
Nun stehen erstmals die schwierigen Partien in der Bundesliga an, in denen Heidenheim als klarer Aussenseiter in die Partie geht. Doch in den letzten Jahren sorgte Heidenheim für einige Überraschungen, sodass es nicht verwunderlich wäre, sollten gegen die grossen Namen der ein oder andere Punkt auf das Konto der Heidenheimer dazu kommen.