Stand: 22.11.2024, 18:51 Uhr
Von: Thomas Kilchenstein
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Eintracht Frankfurt will im Flow bleiben und Mario Götze im Jubiläumsspiel gegen Werder Bremen treffen – auch für Geburtstagskind Dino Toppmöller
Ganz unwahrscheinlich ist es nicht, dass Mario Götze am Samstagabend mal wieder trifft. Der 32 Jahre alte Freigeist schießt nicht mehr so viele Tore wie früher, als er viel jünger war, etwa im Maracana, er schießt sie fast nur noch zu besonderen Anlässen, zuletzt in seinem 300. Bundesligaspiel. Es war das 1:0 bei Union Berlin, ein feines Geschenk zum Jubiläum, das er sich selbst machte, ihm fiel der Ball ein, zwei Meter vor dem verwaisten Tor vor die Füße, ein Kinderspiel.
„Mario ist für uns ein enorm wertvoller Spieler – nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine, weil die Jungs natürlich aufgrund seiner Vita, aufgrund seiner Vergangenheit zu ihm aufschauen“, sagt sein Trainer Dino Toppmöller am Freitagnachmittag.
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Eintracht Frankfurt und Werder Bremen sind Brüder im Geiste
Aktuell steht Mario Götze erneut vor einem kleinen Jubiläum, am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) gegen den SV Werder Bremen könnte er sein 100. Pflichtspiel für die Eintracht absolvieren, mehr als dreistellige Partien hat er schon mit Borussia Dortmund und Bayern München geschafft, jetzt also mit Eintracht Frankfurt. Vor ihm hat das bislang nur einer gepackt: Mathias Ginter mit Dortmund, Mönchengladbach und Freiburg. Und ein Törchen zur heutigen Feier könnte es bei Götze gerne sein, findet Toppmöller, „das erwarte ich von ihm“.
Der Coach hat das natürlich im Spaß gesagt, denn wenn es so einfach wäre mit dem Wünschen, wäre es ja keine Kunst. Dann würde sich Toppmöller vermutlich noch viel mehr Tore wünschen, von Omar Marmoush wahrscheinlich noch dazu ein direkt verwandelter Freistoß, es wäre sein vierter in Folge, oder ein zu-Null. Vielleicht tut ihm die Mannschaft den Gefallen, es gäbe zudem einen hübschen Anlass. Dino Toppmöller wird am Spieltag 44 Jahre alt, es wird hoch hergehen im Hause Toppmöller, Eltern und Schwiegereltern werden da sein, sogar ins Stadion kommen (was Vater Klaus lange nicht getan hat), und weil der Spielplan den Beginn des Arbeitstags nach hinten gelegt hat, findet Dino Toppmöller die Muße, am Tag seines Wiegenfestes mit den Lieben gemütlich zu frühstücken. Da wäre es nur anständig, wenn Werder Bremen nicht den Spielverderber geben würde.
Vermutlich wird das für die zweitbeste Auswärtsmannschaft kein stichhaltiges Argument sein, nicht zu versuchen, diese Bundesligapartie zu gewinnen – so weit geht die gegenseitige Wertschätzung dann nicht. Da kann Toppmöller seinen Kollegen Ole Werner, mit dem er einst gemeinsam den Trainerschein gemacht hat, noch so sehr über den grünen Klee loben – geschenkt bekommt er nichts aus Bremen.
Natürlich ist Eintracht Frankfurt auf dem Papier der Favorit, fünf der letzten sechs Pflichtspiele wurden gewonnen, das andere endete – dank Mario Götzes Treffer 1:1 in Berlin. Das Team ist im Flow, es läuft einfach rund, da kann man gar nichts machen. Und doch ist das alles nicht selbstverständlich: „Es gibt in der Bundesliga kein einziges Spiel, das einfach wäre“, sagt Toppmöller. Selbst wenn es bisweilen so aussehe, als falle den Hessen als Mannschaft der Stunde vieles in den Schoß: Das ist alles hart erarbeitet und fußt auf intensiven Trainingsleistungen. Etwa dass „wir mittlerweile Tore aus allen Spielphasen heraus erzielen können“, wie Toppmöller sagt, also im Umschaltspiel, einer der Stärken dieser Frankfurter Mannschaft, aber auch nach Kombinationen, selbst nach ruhenden Bällen fallen neuerdings Tore in schöner Regelmäßigkeit.
Allerdings gibt es weiterhin im Spiel der Eintracht Phasen, in denen es überhaupt nicht so gut läuft, Phasen, in denen die Eintracht schwer ins Schwimmen gerät und Gegentore kassiert, Phasen, in denen Spiele kippen können. Zuletzt war das in Stuttgart der Fall, als die Hessen am Ende mit dem Rücken zur Wand standen und nur mit viel Fortune den knappen Sieg über die Zeit retteten. Gegen Slavia Prag gab es diese Momente, gegen Union Berlin, selbst beim eigentlich glasklaren 7:2 gegen Bochum geriet die Elf zeitweise in Verdrückung. Dies abzustellen und konzentrierter, fokussierter die 90 Minuten anzugehen, wird eine der Aufgaben der nächsten Wochen sein – sofern angesichts des eng getakteten Spielplanes mit acht Partien binnen 19 Tagen dafür Zeit bleibt.
Immerhin kann Toppmöller erstaunlicherweise personell ziemlich aus dem Vollen schöpfen – bis auf Aurele Amenda, der am Syndesmoseband operiert wurde, aber noch Monate ausfallen wird, sind alle Weltenbummler inzwischen wieder so weit in der Reihe, dass sie spielen können. Also: Grünes Licht für die bei ihren Länderspielreisen leicht lädierten Arthur Theate, Hugo Larsson, Hugo Ekitiké, sie alle werden am Samstagabend im Flutlichtspiel, „auf das alle Bock haben“, zum Einsatz kommen. Auch Topstürmer Marmoush hat längst den Daumen gehoben, er hat zwar nach seinem Trip nach Kairo nur das Abschlusstraining am Freitag absolviert, aber „ich habe nicht vor, ihn zu schonen“, sagt Toppmöller, das habe ja bereits sein Nationaltrainer getan, der ihm das anstrengende Spiel auf Kunstrasen auf den Kapverdischen Inseln erspart hatte.
Darüber hinaus machen die Langzeitverletzten Rasmus Kristensen und Oscar Hojlund beachtliche Fortschritte. Hojlund ist nach seinem Fußbruch langsam ins Training einstiegen, Kristensen hat schon eine komplette Trainingseinheit in den Beinen, er soll womöglich gar am Donnerstag zur Reisegruppe nach Dänemark gehören, da trifft die Eintracht in der Europa League auf den FC Midtjylland.
Diesen Trip wird Nathaniel Brown weiterhin nicht mitmachen können, er wurde für internationale Auftritte nicht gemeldet. Auch so ein Zeichen, wie schnell sich der Wind drehen kann im Fußball. Vor vier Wochen sprach kein Mensch von Brown, inzwischen ist er auf links fast schon gesetzt, seinen beiden Toren in der Liga hat er eines bei der U21 folgen lassen. Jetzt hat er die Nase vorn und Niels Nkounkou muss sich strecken.
Dass Mario Götze gegen Bremen treffen werde, nicht nur an seinem Jubiläum, legt sogar die Statistik nahe: Gegen Werder erzielte der Mittelfeldspieler schon sieben Bundesliga-Tore. Gegen keinen anderen Klub traf Götze öfter – und gegen Bremen erzielte der Weltmeister auch im August 2022 sein erstes Tor im Dress der Eintracht – beim 4:3 im Weserstadion markiert er früh das 1:0.