Vermögen in der Schweiz: Darum gehts
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Seit der Jahrtausendwende hat sich die Vermögensungleichheit in der Schweiz deutlich vergrössert.
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Fast ein Fünftel der Haushalte in der Schweiz kann unerwartete Ausgaben von 2500 Franken nicht decken.
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Die Einkommensunterschiede sind seit 100 Jahren stabil, aber die wahrgenommene Ungleichheit wächst.
Die reichsten Menschen in der Schweiz hatten noch nie so viel Geld wie heute. 834 Milliarden Franken besitzen die 300 Vermögendsten. Die Schweiz gehört zwar zu den reichsten Nationen der Welt. Doch die Vermögensunterschiede im Land werden immer grösser.
Die Schere öffnet sich seit der Jahrtausendwende, wie der Verteilungsradar vom Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik an der Universität Luzern zeigt. Im Jahr 2004 besass das reichste ein Prozent der Schweiz noch 35 Prozent des gesamten Vermögens im Land. 2020 waren es allerdings schon 44 Prozent. Das Wachstum über diese Jahre beträgt 15 Prozent.
Die reichsten zehn Prozent der Schweiz vereinten im Jahr 2021 rund 78 Prozent des Gesamtvermögens im Land. Im Kanton Uri entfielen 61,5 Prozent des Vermögens auf die Top-10-Prozent, während dieser Anteil im Kanton Nidwalden sogar 90 Prozent und in Basel-Stadt 89,5 Prozent betrug.
Der Unterschied mit Pensionskassengeldern
Das Institut für Wirtschaftspolitik berücksichtigte nicht das Pensionskassenvermögen. Dann wäre der Vermögensunterschied geringer, doch auch hier öffnet sich die Schere. So hielt das reichste ein Prozent der Haushalte unter Berücksichtigung der Pensionskassenvermögen im Jahr 2020 rund 30 Prozent des Gesamtvermögens – im Vergleich zu 22 Prozent im Jahr 2000.
Die Vermögensungleichheit in der Schweiz ist vergleichsweise hoch, schreiben die Studienautoren. Die Top-10-Prozent haben einen höheren Anteil am Gesamtvermögen als in anderen Ländern wie den USA oder Frankreich.
Derzeit weist gut jeder fünfte steuerzahlende Haushalt ein Nullvermögen auf. 18,5 Prozent wären nicht in der Lage, innerhalb eines Monats eine unerwartete Ausgabe in Höhe von 2500 Franken zu bezahlen.
Als Gründe dafür nennen sie die Buchwertsteigerungen von Wertschriften und Immobilien. Auch der Zufluss ausländischen Vermögens trage dazu bei.
Die Einkommensunterschiede bleiben hingegen seit rund 100 Jahren fast gleich. Im Schnitt vereinen die zehn Prozent der Bestverdiener rund 30 Prozent aller Einkommen auf sich, während die obersten ein Prozent etwa zehn Prozent des Gesamteinkommens erwirtschaften. Damit liegt die Schweiz im Mittelfeld der OECD-Staaten.
Während die tatsächliche Einkommensungleichheit stabil bleibt, nimmt die wahrgenommene Ungleichheit in der Bevölkerung zu. Das traditionelle Bild der Mittelstandsgesellschaft gerät in der öffentlichen Diskussion zunehmend unter Druck.
Deshalb stimmen in Umfragen mittlerweile fast 23 Prozent der Befragten zu, dass die Regierung die Einkommensunterschiede verringern sollte. Im Jahr 1987 waren es erst zwölf Prozent.
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