► Am Samstag eskalierte die Lage weiter: Zahlreiche Demonstranten stürmten den regierungstreuen TV-Sender „Der Erste Kanal“. Sie forderten die Absetzung des Sender-Chefs – und verlangten Sendezeit im Studio.
Für die Kanal-Leitung ist die Aktion eine Blamage! Schon im Foyer konnten sich die Demonstranten Aufmerksamkeit beim TV-Publikum verschaffen, lange Zeit vor den Kameras des Senders sprechen.
„Sie wollen die georgische Seele töten!“
Eine Frau, die sich am Megafon als Expertin für internationale Sicherheit vorstellte, sagte: „Russland führt mit diesem Sender seit Jahren einen Informationskrieg gegen Georgien!“ Das Gebäude gehöre dem russischen Propaganda-Apparat. „Das ist ihre wichtigste Waffe. Ihr Ziel ist es, die georgische Seele zu töten“, rief die Frau.
Auslöser für die aktuelle Protestwelle: De-facto-Regierungschef Irakli Kobachidse (46) erklärte am Donnerstag, dass Georgien bis 2028 keine weiteren Beitrittsgespräche mit der EU führen werde.
Dagegen gingen am Donnerstag- und Freitagabend Zehntausende Menschen auf die Straße. Darunter war auch Georgiens Präsidentin Salome Surabischwili (72), die sich gegen die Regierungspartei „Georgischer Traum“ positioniert.
Zudem veröffentlichten Hunderte Staatsbedienstete, insbesondere aus dem Außen- und Verteidigungsministerium, sowie Richter gemeinsame Protestnoten. Aus Protest blieben außerdem mehr als 100 Schulen und Universitäten geschlossen.
Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock (43, Grüne) schrieb am Samstag auf X: „Die Menschen in Georgien tragen zu zehntausenden Europas Herz auf die Straßen von Tiflis und halten den Wasserwerfern die EU-Flagge entgegen. Georgiens Kandidatenstatus ist eine historische Chance. Es ist an der Regierung, die Stimme ihres Landes zu hören.“