Leitzinssenkung: Darum gehts
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Die SNB hat den Leitzins überraschend auf 0,5 Prozent gesenkt.
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Die Zinssenkung könnte die Inflation und Energiepreise weiter senken.
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Mieterinnen und Mieter profitieren, Sparerinnen und Sparer hingegen nicht.
Der Leitzins sinkt weiter: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihn gleich deutlich um 50 Basispunkte gesenkt, jetzt liegt er noch bei 0,5 Prozent. «Einmal mehr überrascht die SNB», sagt Philipp Burckhardt. Der Fixed Income Strategist und Portfolio Manager bei der Bank Lombard Odier IM schätzt auf Anfrage die Folgen des Zinsentscheids für die Leserinnen und Leser ein.
Eine grössere Zinssenkung als «nur» um 25 Basispunkte sei im Markt zwar eingepreist gewesen, sagt Burckhardt – unter den Analysten habe aber eine überwiegende Mehrheit den kleineren Schritt um 0,25 Prozent nach unten erwartet. Dass die SNB nun gleich mit einer Senkung auf 0,5 Prozent vorgelegt habe, signalisiere eine gewisse Dringlichkeit und sei auf eine Kombination von mehreren Faktoren zurückzuführen.
«Vor allem ist hier die Inflation zu erwähnen, die unter der SNB-Prognose und deren Zielwert liegt», sagt Burckhardt. Auch Lombard Odier erwarte für das kommende Jahr weitere deflationäre Faktoren, wie sinkende Energiepreise oder ein tieferer Referenzzinssatz, die sich im neuen Jahr auf die Mieten auswirken sollten.
Ebenfalls möglich sei, dass die SNB ein klares Signal bezüglich der Währung senden wolle, nämlich, dass sie weiterhin keine Aufwertung toleriere, um möglichen Spekulationen schon früh den Riegel vorzuschieben.
«Ein Leitzins bei 0,5 Prozent erachten wir als leicht expansiv», sagt Burckhardt – vor allem, wenn man die Zinssenkung im Kontext der Europäischen Zentralbank und der US-Notenbank Fed werte, die beide noch im restriktiven Bereich liegen. So erhöhe sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass die SNB das geldpolitische Instrument der Devisenmarktinterventionen wieder vermehrt nutzen werde.
Für Sparerinnen und Sparer, die vor allem auf die Zinsen angewiesen sind, bringe diese Strategie sinkende Einnahmen, sagt Burckhardt. Für Mieterinnen und Mieter sei der Referenzzinssatz im Dezember relativ knapp beibehalten worden, mindestens eine weitere Senkung sei 2025 aber noch zu erwarten. Die Mietparteien sollten darum mittelfristig von besseren Konditionen profitieren können.
«Für Hypothekarzinsen bedeutet die Zinssenkung, dass die variablen Saron-Hypotheken günstiger werden», sagt Burckhardt. Der heutige Entscheid gebe auch den fixen Zinssätzen einen weiteren Impuls nach unten.
Da eine kleinere Leitzinssenkung im Markt eingepreist sei, führe das wohl kurzfristig zu einem schwächeren Franken. Das bedeute, dass sich das Einkaufen im Ausland wieder verteuert. Für die Schweizer Wirtschaft wirke der grösser als erwartete Zinsschritt dafür stimulierend und unterstützend.
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