Russland wird von einer beispiellosen Welle von Brandanschlägen erschüttert. Banken, Einkaufszentren, offizielle Gebäude im Visier. Eine online orchestrierte Operation? Die Behörden vermuten eine ukrainische Spur, Kiew bestreitet dies. Die Einzelheiten eines Falles, der das Land erschüttert…
Russland durchlebt eine dunkle Zeit, erschüttert von einer Welle böswilliger Handlungen beispiellosen Ausmaßes. Seit letztem Freitag wurden im ganzen Land nicht weniger als zwanzig Brandanschläge registriert, die auf so unterschiedliche Ziele wie Bankinstitute, Einkaufszentren, Postgebäude und sogar Verwaltungsgebäude der Regierung abzielten. Ein erschreckend ernstes Phänomen, das viele Fragen aufwirft.
Eine beispiellose Welle von Brandanschlägen
Vor allem in den großen Metropolen Sankt Petersburg und Moskau sowie den umliegenden Vororten wurden diese Taten verübt. Nach Informationen der nationalen Nachrichtenagentur TASS und des unabhängigen Mediums Fontanka versuchten Einzelpersonen, Sprengkörper mit geringer Leistung zu zünden oder Feuerwerkskörper auf die Fassaden verschiedener Gebäude zu werfen.
Die von Überwachungskameras an bestimmten Zielorten aufgenommenen und massiv in sozialen Netzwerken verbreiteten Bilder zeigen verstörende Szenen. Insbesondere können wir sehen, wie Menschen mit ihren Smartphones den Beginn des Feuers filmen, das sie verursachen wollen. Der Sachschaden ist stellenweise beträchtlich: Geldautomaten wurden komplett gesprengt, Fenster eingeschlagen und sogar Polizeifahrzeuge in Brand gesteckt.
Eine beunruhigende Vorgehensweise
Doch wer steckt hinter dieser Welle koordinierter Angriffe? Einer von TASS zitierten Quelle aus der Nähe der Untersuchung zufolge wurden die Täter dieser Taten von online agierenden Betrügern rekrutiert, die ihnen Geld als Gegenleistung für diese Sabotagemissionen versprachen. Ein Vorgang, der an Destabilisierungsversuche krimineller Netzwerke erinnert.
Die Sberbank, die größte Bank des Landes und Ziel mehrerer Angriffe, teilte der Agentur Ria Novosti mit, dass sie in den letzten sieben Tagen einen Anstieg der Brandanschläge auf ihre Filialen um 30 % festgestellt habe. Laut einem Sprecher des Establishments handelte es sich bei den nach diesen Angriffen festgenommenen Personen hauptsächlich um ältere Menschen, was darauf hindeutet, dass sie manipuliert worden sein könnten.
Die erwähnte ukrainische Spur bestreitet Kiew
Angesichts der Zunahme dieser böswilligen Handlungen reagierte der russische Föderale Sicherheitsdienst (FSB) schnell und warnte die Bevölkerung. Ihm zufolge kontaktierten ukrainische Betrüger, die sich als Sicherheitsbeamte ausgaben, russische Bürger, vor allem ältere Menschen, und ermutigten sie, diese Verbrechen gegen Geld oder die Freigabe ihrer Bankkonten zu begehen.
Ein schwerwiegender Vorwurf, auf den die ukrainischen Behörden bisher offiziell nicht reagiert haben. Auf Nachfrage weigerte sich Kiew, sich zu diesen Einmischungsvorwürfen zu äußern, und weist jegliche Beteiligung an der Welle von Brandanschlägen zurück, die derzeit Russland erschüttert.
Ein Kontext erhöhter Spannungen
Es ist unmöglich, den Zusammenhang mit dem aktuellen explosiven geopolitischen Kontext nicht herzustellen. Seit Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine im Februar 2022 waren die Beziehungen zwischen den beiden Ländern noch nie so angespannt. Rekrutierungsbüros der russischen Armee waren bereits Ziel mehrerer Molotowcocktail-Angriffe, insbesondere nach der Ankündigung einer von Wladimir Putin angeordneten, sehr unpopulären Teilmobilisierungskampagne im vergangenen September.
Daraufhin wurden mehr als 300.000 Reservisten zum Kampf in der Ukraine einberufen, was eine Welle der Unzufriedenheit in der Bevölkerung auslöste. Mehrere Personen, die verdächtigt wurden, Rekrutierungszentren niedergebrannt zu haben, erhielten nach zügigen Gerichtsverfahren hohe Haftstrafen. Die russische Justiz will den Brandstiftern ein Zeichen der Entschlossenheit senden.
Während die Ermittlungen weiterhin versuchen, die Sponsoren dieser Brandwelle zu identifizieren, hält die russische Gesellschaft den Atem an. Angst und Psychosen erobern nach und nach die Köpfe und befeuern die wildesten Gerüchte. In diesem schädlichen Klima, in dem Misstrauen herrscht, ist es notwendiger denn je, Urteilsvermögen zu üben und einen kühlen Kopf zu bewahren. Eines ist sicher: Das Land befindet sich in einer Prüfung der Wahrheit, und es wird Zeit brauchen, um die Wunden zu heilen und die nationale Harmonie wiederherzustellen. Jetzt ist es an der Zeit, die Spannungen abzubauen und nicht zu verschärfen.