Das am Freitag zwischen der Schweiz und der Europäischen Union geschlossene historische Abkommen könnte direkte Auswirkungen auf die Stromverbraucher haben. Insbesondere die Preise könnten davon betroffen sein.
Das Abkommen sieht insbesondere eine Liberalisierung des Strommarktes vor. Damit können Schweizer Verbraucher ihren Stromlieferanten frei wählen.
Heutzutage ist jeder verpflichtet, bei dem halbstaatlichen Unternehmen in seiner Region zu unterschreiben. So wird ein Einwohner von Carouge (GE) seinen Strom von Geneva Industrial Services kaufen, während in Hérémence (VS) der Strom beispielsweise von Oiken verkauft wird.
Indem der Bundesrat den Haushalten die Wahl eines beliebigen Stromlieferanten im In- und Ausland ermöglicht, will er dieses Monopol brechen. Mit der Liberalisierung des Marktes könnten Schweizer Verbraucher sogar bei EDF in Frankreich oder Energias in Portugal unterzeichnen.
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Auswirkungen auf die Preise
Durch diese Änderung könnten die Stromkosten sinken, wobei mehr Wettbewerb generell zu niedrigeren Preisen führen würde.
Aber nicht jeder wird unbedingt ein Gewinner sein. Die Europäer zahlen heute im Durchschnitt mehr für ihren Strom als die Schweizer, obwohl sie über eine geringere Kaufkraft verfügen.
Darüber hinaus schwanken die Preise auf dem liberalisierten Markt stärker als auf dem regulierten Markt. Bei einigen Schweizer Unternehmen, die sich für den freien Markt entschieden haben, explodierten die Rechnungen seit dem Strompreisanstieg vor zwei Jahren.
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Versorgungssicherheit
Diese Marktliberalisierung ist das Ergebnis eines Kompromisses zwischen Bern und Brüssel. Trotz der Risiken stimmte der Bundesrat dem gegen eine Garantie der Versorgungssicherheit zu.
Das Abkommen sieht vor, dass Nachbarstaaten ihre Grenzkapazitäten zur Schweiz auch im Falle einer Energiekrise nicht einschränken können. Europa setzt sich daher dafür ein, die Schweiz im Winter vor einer Stromknappheit zu schützen, als wäre sie Teil der EU, im Gegenzug für eine Liberalisierung, die den europäischen Energieunternehmen zugute kommt.
Der Bundesrat sah sich verpflichtet, zuzustimmen, wohl wissend, dass die Schweiz im Winter nicht annähernd an die Selbstversorgung herankommt. Alpine Solarparks sind weniger effizient als erwartet, der Bau neuer Staudämme dauert Jahrzehnte und die vom Bundesrat befürwortete nukleare Lösung bleibt sehr unsicher.
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Das Abkommen muss noch vom Parlament und vom Volk bestätigt werden. Der Vorschlag wird auf jeden Fall diskutiert. Im Jahr 2002 lehnte das Volk die Liberalisierung der Elektrizität ab, wenn auch in radikalerer Form. Damals konnte ein regulierter Markt nicht neben dem freien Markt existieren.
Radiothema: Romain Carrupt
Anpassungswebsite: edel