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So berechnen Sie ihren persönlichen Vorrat für Krisenzeiten

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Wie viel Mineralwasser bunkern Sie zu Hause? So berechnen Sie jetzt Ihre persönlichen Notvorräte

Um auch in Krisenzeiten genug zu trinken und essen zu haben, appelliert der Bund auch an die Eigenverantwortung. Diese Vorräte sollten Sie bereit halten.

Was Herr und Frau Schweizer alles als Notvorrat in der Hinterhand haben sollen, lässt sich neu mit einem Onlinerechner zusammenstellen.

Screenshot: notvorratsrechner.bwl.admin.ch

Seit dem Angriff Russlands auf das Nachbarland Ukraine vor gut zweieinhalb Jahren hat die Frage schlagartig wieder an Bedeutung gewonnen. Denn seither kursieren nicht nur Warnungen vor Energieengpässen und Blackouts. Sondern als Folge von Krieg und Krisen muss auch befürchtet werden, dass es zu Versorgungsengpässen bei Nahrungsmitteln kommt.

Dass die Teller und Tassen auch im schlimmsten Fall nicht leer bleiben, dafür kennt die Schweiz seit Jahren ein Patentrezept: Pflichtlager. Doch auch Eigenverantwortung wird hierzulande grossgeschrieben. Das Patentrezept dazu: Notvorräte.

Am Dienstag hat der Bund zusammen mit Detailhändlern eine neue Kampagne lanciert, mit welchen sich Herr und Frau Schweizer auf unerwartete Situationen vorbereiten können. Mit einem Notvorrat-Rechner können Interessierte dabei für sich und ihre Liebsten eine individuelle Einkaufsliste anfertigen lassen, wie die Vorratshaltung in den eigenen vier Wänden ausgestattet werden soll. Für eine vierköpfige Familie empfiehlt der Bund für eine Woche unter anderem:

  • 47 Flaschen Mineralwasser à 1,5 Liter
  • 3 Kilogramm Kaffee
  • 10 Packungen Teigwaren à 500 Gramm
  • 21 Gemüsekonserven à 300 Gramm
  • 7 Packungen Fertigsuppen oder Bouillon à 200 Gramm
  • 12 Packungen Fertiggerichte wie Rösti
  • 14 Bohnenkonserven à 400 Gramm

Dies sind nur einige Produkte, die in der ausführlichen Liste des Bundes auftauchen. Hinzu kommen auch technische Gegenstände wie Taschenlampen, Powerbank, Hygieneartikel oder Medikamente. «Der Notvorrat ist eine einfache und im Krisenfall sehr effektive Massnahme», schreibt das zuständige Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung. Damit könnten einige Tage Versorgungsunabhängigkeit sichergestellt werden. «Es ist ein Beitrag, den jede und jeder Einzelne leisten kann, um herausfordernden Zeiten zu bewältigen.»

Alt Armeechef Blattmanns Tipp

Ein grosses Thema war der persönliche Notvorrat zuletzt vor zehn Jahren. Damals forderte Armeechef André Blattmann in der «Schweiz am Sonntag» die Bürger auf, literweise Mineralwasser ohne Kohlensäure zu Hause zu horten. Zudem habe er eine Wasserzisterne und ein Cheminée mitsamt Holz, weil die Heizung bei einem Blackout nicht mehr funktionieren würde.

Blattmann argumentierte damals: «Vielleicht müsste man den Leuten sagen: Es ist gut, wenn ihr ein paar Vorräte für den Notfall zu Hause habt.» Zuvor hat der Armeechef analysiert, dass unsere Gesellschaft verletzlich geworden sei und wir nicht wirklich auf neue Risiken vorbereitet seien.

Nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs erneuerte der aktuelle Armeechef die Empfehlung eines Notvorrats seines Vorvorgängers. Konkret empfahl Thomas Süssli, Essen und Trinken für fünf Tage bereitzuhaben. Er selbst habe genügend Lebensmittel und Getränke bereit, aber auch einen Camping-Kocher und Feuerholz fürs Cheminée, so der Chef der Armee.

Unter Notvorrat versteht man eine Reserve an Lebensmitteln und Wasser, dank derer man längere Notfälle überbrücken kann. Entsprechend ist beim neuen Notvorrat-Rechner des Bundes standardmässig die Dauer von einer Woche eingegeben. Diese kann jedoch selbstständig verkürzt oder bis zwei Wochen verlängert werden.

Neun Seiten Einkaufsliste des Bundes

Darüber hinaus bieten sich weitere Möglichkeiten zur Personalisierung: Nebst der Anzahl Erwachsener/Kinder können auch Unverträglichkeiten vermerkt oder Vorlieben (Fleischkonsum/vegetarisch) eingegeben werden. Vegan steht als Variante jedoch nicht zur Auswahl.

Am Ende spuckt der Notvorratsrechner schliesslich eine neunseitige Einkaufsliste in Form einer PDF-Datei aus. Darin enthalten sind auch noch weitere, generelle Tipps zum Verhalten in Krisenfällen. Allerdings passen sich nicht alle Mengenangaben an die jeweilige Personenzahl an, was bisweilen zu komischen Empfehlungen führt.

Nebst dem Notvorrat haben in der Schweiz auch Pflichtlager eine lange Tradition. Bereits 1912 liess der Bundesrat kleine Getreidevorräte für die Zivilbevölkerung anlegen, wie es im Historischen Lexikon der Schweiz heisst. Dennoch kam es während des Ersten Weltkriegs zu gravierenden Versorgungslücken. Jahrzehnte später baute der Bund das System der Pflichtlager aus. Nicht zuletzt diente auch die inzwischen gescheiterte Schweizer Hochseeflotte einst dem Zweck der sicheren Landesversorgung.

SRF Freitagsmagazin vom 26. Oktober 1962: Umfrage mit den Kundinnen eines Lebensmittelgeschäfts. (Quelle: SRF Archiv)

Bis heute gibt es denn auch immer wieder Diskussionen über die Ausgestaltung der Pflichtlager – und ob sie überhaupt noch zeitgemäss sind. Aktuell geht es bei diesen Diskussionen meist um Medikamente, weil deren internationale Lieferketten unterbrochen sind. Oder eben, als Folge des Ukraine-Kriegs zum Beispiel um Getreide und Energie.

Im Kalten Krieg wurde dann mit dem Slogan «Kluger Rat – Notvorrat» für einen Haushaltsvorrat geworben. Der «eiserne Bestand» sollte für mindestens zwei Monate halten, empfahlen damals die Behörden. Nun gibt es zur Personalisierung des Notvorrats neu auch noch einen Rechner.

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