Welche Ziele strebt jemand an, der schon alles erreicht hat? Mathilde Gremaud macht kein Geheimnis daraus, dass sie diesen Sommer vor ebenjenem, eigentlich erfreulich anmutenden Dilemma stand. Hinter der Freeskierin lag eine Saison, in der sie die Kristallkugeln im Slopestyle, im Big Air und Gesamtweltcup in die Höhe stemmte. Olympiasiegerin, Weltmeisterin und mehrfache Championne an den X-Games war sie da längst.
«Ich wusste nicht wirklich, was mich noch motiviert, was ich wirklich will», erzählt Gremaud gegenüber SRF im Gespräch zur anstehenden Saison. Aus den Motivationsschwierigkeiten entstanden wie schon gelegentlich in den Jahren zuvor «kleine depressive Episoden». Zu dieser Thematik hatte sie sich unlängst schon im SRF-Format Kehrseite geöffnet. Darüber zu reden, habe ihr gut getan.
Gegen das fehlende Ziel vor Augen machte sie nun: erstmal gar nichts. Die 24-Jährige schildert: «Ich habe mir Zeit gelassen, wusste, dass die Ziele mit dem Training auf dem Schnee wieder zurückkommen würden.» Ohnehin sei es von Zeit zu Zeit auch gut «einfach ein bisschen zu floaten».
Ich stellte fest, dass mein Niveau noch nicht da ist, wo ich es haben will.
In Gremauds Fall bedeutete dieser Schwebezustand ohne gross darüber nachzudenken wieder ins Schneetraining einzusteigen. Und tatsächlich gab es in Saas-Fee «einen Switch», offenbarten sich ihr neue Ziele: «Auch wenn ich alles gewonnen habe, stellte ich fest, dass mein Niveau noch nicht da ist, wo ich es haben will. Strategie und Planung mit dem Trainer waren ideal, die Tricks noch nicht.»
Für die Freiburgerin liegt der neue Fokus nicht nur darauf, bestehende Sprungsequenzen zu verbessern, sondern auch «unbedingt zwei neue Tricks» in ihr Repertoire aufzunehmen. Welche das sind? Will Gremaud nach kurzem Zögern dann doch nicht verraten, «weil ich sie noch nicht ganz im Griff habe und mir da keine falschen Hoffnungen machen will».
Vielleicht überrascht Gremaud die Fans und sich selbst schon am 18. Oktober in Chur. Die Freestyle-Szene trifft sich dann zum Saisonstart im Bündnerland. Hier hat sie bereits im Vorjahr triumphiert. Das ganz grosse Highlight findet dann am Ende der Saison mit der Freestyle-WM Mitte März im Engadin statt.
Wenngleich Gremaud Silvaplana als Wettbewerbsstätte liebt, fehlt ihr hier noch ein durchschlagender Erfolg. «Ich weiss nicht, wieso es hier nie mit dem Sieg geklappt hat. Vielleicht konnte ich Ende Saison jeweils nicht mehr mit voller Energie und Fokus antreten», lautet ihre Erklärung. Wobei in diesem Frühling, als die Qualifikation in Folge des wetterbedingt abgesagten Wettkampfs gewertet wurde, denkbar wenig fehlte: lächerliche 0,2 Punkte.
Der Plan laute nun, «schlau sein», die Ressourcen sinnvoll einteilen, notfalls einen Weltcup auslassen. Die neuen Sprünge mögen vorerst ein Geheimnis bleiben. Dass Gremaud mit einem Ziel vor Augen zu den Topfavoritinnen zählt, ist definitiv keines.
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