Stand: 02.11.2024, 17:09 Uhr
Von: John Erb
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Helene Fischer hat jüngst ein Album mit Kinderliedern veröffentlicht. Darauf findet sich auch ein Song, der in der Vergangenheit bereits kontrovers diskutiert wurde.
München – Manches von dem, was über Jahrzehnte hinweg Teil unseres Alltags war, wird inzwischen neu betrachtet: Um problematische Begriffe (man denke nur an die „Mohrenkopf“-Debatte), stereotype Faschingskostüme und sogar Kinderlieder wird hierzulande mittlerweile ein hitziger Kulturkampf ausgefochten. In diesen könnte nun auch Schlagerqueen Helene Fischer (40) geraten – ausgerechnet wegen ihres neuen Albums.
Helene Fischer veröffentlicht Album für Kinder – ein Lied wird kontrovers diskutiert
Die Neuveröffentlichung trägt den Titel „Die schönsten Kinderlieder“ und richtet sich vornehmlich an Eltern und deren Kinder. Weil die junge Mutter weiß, welch wichtige Rolle die Musik in der frühkindlichen Entwicklung einnehmen kann, ist das Album für sie zur Herzensangelegenheit geworden. Etliche bekannte Kinderlieder hat Helene Fischer dafür neu eingesungen, darunter „Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann“, „Alle meine Entchen“ oder „Aramsamsam“.
Doch letztgenanntes Stück ist inzwischen umstritten: „In ‚Aramsamsam‘ singt man ein Pseudo-Arabisch und ahmt zusätzlich die muslimische Gebetshaltung parallel zum Singen nach“, erklärt Dr. Nepomuk Riva (47), Musikethnologe an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, in einem Interview mit dem Klett-Verlag. Auch das ZDF sieht das beliebte Kinderlied problematisch. Laut des von ZDFkultur betreuten Instagram-Kanals „aroundtheworld“ könne das populäre Kinderlied „als Verballhornung der arabischen Sprachen gedeutet“ werden. Die „gebetsähnliche Verbeugung während des Liedes“ könne man gar als (mögliche) „Ablehnung des Islam“ interpretieren.
Umstrittene Kinderlieder – „Aramsamsam“ ist kein Einzelfall
Die Debatte darum, was man noch sagen darf und soll, ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. In verschiedenen Bereichen hat ein Umdenken eingesetzt – auch, was Kinderlieder angeht. Denn „Aramsamsam“ ist keineswegs ein Einzelfall: Auch den Liedern „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“, „C-a-f-f-e-e“ oder „Hab‘ ne Tante aus Marokko“ wird vorgeworfen, rassistische Stereotype zu reproduzieren.
Experte erklärt Kritik an „Aramsamsam“ – Schlagerstar Helene Fischer ist die Debatte offenbar fremd
Dabei stammt „Aramsamsam“ ursprünglich aus genau diesem Kulturkreis: Denn bei dem Kinderlied, das seit Mitte der 1950er auf der ganzen Welt gesungen wird, handelt es sich um ein arabisches Stück im marokkanischen Dialekt, auch „Darija“ genannt. Kinder, deren Wurzeln in jenen Regionen zu verorten sind, würden „mit diesen Liedern aufgezogen oder gemobbt“, so Experte Riva im Interview mit der Deutschen Welle. Weil es mittlerweile „so viele Beispiele“ dafür gebe, fordert er, das Feedback der Betroffenen ernst zu nehmen.
Die vorgebrachte Kritik steht jedoch in keinem Zusammenhang mit Helene Fischers neuem Album. Der Ursprung der Debatte liegt nämlich bereits einige Jahre zurück. Persönlich ist sich die 40-Jährige der Kontroverse um „Aramsamsam“ vermutlich gar nicht bewusst, immerhin setzt sich die Schlagerqueen seit Jahren offen für Toleranz und gegen Diskriminierung ein. Dass sie mit ihrer Neuvertonung des beliebten Kinderliedes jemandem bewusst auf die Füße treten wollte, ist daher undenkbar – auch, weil sich die Kontroverse um das Stück den meisten Menschen bei oberflächlicher Betrachtung gar nicht erst erschließt.
Doch auch andere Stars der Branche sorgen derzeit für Schlagzeilen: Etwa Howard Carpendale (78), der von der Schlagerwelt zutiefst enttäuscht ist. Verwendete Quellen: instagram.com/helenefischer, instagram.com/aroundtheword, ernst-klett-verlag.de, dw.com, renk-magazin.com
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