Erdrutschsieg für Harris? Oder ein Triumph für Trump? Wir zeigen, wie die amerikanische Wahl ausgehen könnte
Eine Umfrageflut feuert das Rätselraten über den Ausgang der amerikanischen Präsidentenwahl an. Fünf Szenarien, wie das knappe Rennen ausgehen könnte.
Das Rennen ist offen. Auch kurz vor dem Ende eines turbulenten Wahlkampfes ist der Ausgang der amerikanischen Präsidentenwahl in der Schwebe. Mit ein Grund dafür: Das komplizierte amerikanische Wahlsystem. Das Rennen ums Weisse Haus gewinnt, wer in einer ausreichend grossen Zahl von Bundesstaaten eine Stimmenmehrheit erreicht.
Fünf Szenarien, wie die amerikanische Präsidentenwahl ausgehen könnte.
Szenario 1: «Madam President» lässt keine Frage offen
Das Wunsch-Szenario aller Demokraten: Kamala Harris gewinnt nicht nur die Stimmenmehrheit in den politisch umkämpften Staaten des Rostgürtels (Pennsylvania, Michigan und Wisconsin), sondern räumt auch in den Swing States des «Sun Belt» ab. Der Sonnengürtel reicht von North Carolina über Georgia bis nach Arizona und Nevada. Im Electoral College, das letztlich die amerikanische Wahl entscheidet, brächte sie es damit auf 319 von 538 Stimmen. Die erste Präsidentin der USA würde damit einen noch grösseren Sieg über Donald Trump erzielen als Joe Biden im Jahr 2020. (Der Demokrat gewann vor vier Jahren 306 Wahlmänner-Stimmen.) Ist das wahrscheinlich? Nein. Aber auch nicht ausgeschlossen.
Szenario 2: Harris gewinnt mit einem hauchdünnen Vorsprung
In diesem Szenario entscheidet sich die Wahl in Omaha, der Heimatstadt von Investor Warren Buffett (94). Aufgrund einer Besonderheit gilt im Bundesstaat Nebraska, zu dem die Stadt Omaha gehört, nicht das «Winner-takes-all»-Prinzip und nicht alle Wahlmännerstimmen werden automatisch an den Sieger verteilt. Kamala Harris gilt in Omaha als Favoritin und wird im 2. Wahlbezirk am östlichen Rand des Staates gemäss allen Umfragen eine Stimme im Electoral College gewinnen. Und diese Stimme könnte den Ausschlag geben, wenn sie zwar im Rostgürtel siegt, im «Sun Belt» aber gegen Donald Trump verliert. Dieses Resultat würde das gespaltene Land am besten widerspiegeln, aber sicherlich vom Trump-Lager nicht kommentarlos zur Kenntnis genommen werden. Wahrscheinlichkeit: Hoch.
Szenario 3: Trump kehrt als Triumphator ins Weisse Haus zurück
Das Risiko im Wahlkampf hat sich für Donald Trump gelohnt. Auch dank seiner unorthodoxen Strategie gewinnt der Republikaner alle sieben politisch umkämpften Bundesstaaten. Er übertrifft mit 312 Stimmen im Electoral College seinen Wahlsieg im Jahr 2016, als er ursprünglich 306 von 538 Stimmen gewann. Ist das realistisch? Nein, aber etwa gleich wahrscheinlich wie das Wunschszenario von Kamala Harris. Die Umfragen in den sieben umkämpften Bundesstaaten (Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, North Carolina, Georgia, Arizona und Nevada) sind derart knapp, dass sowohl Harris als auch Trump jeden Swing State gewinnen könnten.
Szenario 4: Ein knapper Sieg für Trump
Die Demokraten erfüllen sich ihren lang gehegten Traum und Kamala Harris gewinnt im Bundesstaat North Carolina die Stimmenmehrheit — aber überraschenderweise reicht das unter dem Strich nicht aus. Denn Donald Trump siegt im restlichen «Sun Belt» und erobert Pennsylvania zurück. Er schlägt damit ein Loch in die Brandmauer der Demokraten im Rostgürtel. Der Republikaner gewinnt 271 Stimmen im Electoral College und kehrt ins Weisse Haus zurück. Dieser Ausgang würde eine Debatte über das amerikanische Wahlsystem befeuern, ist es doch schwer vorstellbar, dass Trump in diesem Szenario eine Mehrheit der Wählerstimmen gewänne. Eine Rolle spielt das nicht. Aber es würde viele Menschen vor den Kopf stossen.
Szenario 5: Ein Patt im Electoral College
Ein höchst unwahrscheinlicher Ausgang der Präsidentenwahl, einverstanden. Kamala Harris gewinnt eine Reihe von «Sun Belt»-Staaten plus Wisconsin im Rostgürtel, während Donald Trump in Pennsylvania, Michigan und North Carolina triumphiert. Am Ende steht ein Patt im Electoral College: beide Kandidaten würden es auf je 269 Stimmen bringen. Und weil sie damit die Mehrheit verfehlten, käme das in der Verfassung festgeschriebene Notfall-Szenario zum Zug. Das Repräsentantenhaus würde im Januar 2025 den Präsidenten wählen (wobei jeder Staat 1 Stimme hätte) und der Senat den Vize. In diesem Szenario hätten Trump und sein Vize JD Vance wohl die besseren Karten.
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