DayFR Deutsch

Mick Schumacher: Kein schnelles F1-Comeback

-

Bis zuletzt hatte Mick Schumacher an seine Chance geglaubt. Nach außen verbreitete der Deutsche (Zweck-)Optimismus. Während des Saisonfinales der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Bahrain sagte er dem -Sender Sport1: “Der Plan A ist noch in Arbeit.” Damit meinte der 25-Jährige die Rückkehr in die Königsklasse.

Das hat sich seit Mittwoch (6.11.) erledigt. Zumindest vorerst. Gabriel Bortoleto erhält den letzten Stammplatz für 2025. Der Brasilianer wird der neue Sauber-Teamkollege von Nico Hülkenberg und offizieller Audi-Werksfahrer. Ab 2026 übernimmt der Premium-Hersteller aus Ingolstadt das Schweizer Team.

Mick Schumacher hatte vergeblich auf eine deutsche Traumehe gehofft. Audis -Projektleiter Mattia Binotto zog den aktuellen Formel-2-Tabellenführer Bortoleto dem erfahreneren Schumacher vor. Trotzdem lobte Binotto den Deutschen während der Vorstellung seines Neuzugangs: “Es gab Gespräche mit ihm. Er wäre definitiv auch eine gute Wahl gewesen.”

>

alpin

Seit der Saison 2024 fährt Mick Schumacher für Alpine in der WEC.

WEC als Dauerlösung?

Der WEC-Pilot von Alpine kassierte damit den nächsten Rückschlag auf dem Transfermarkt 2024. Mercedes entschied sich lieber für Supertalent Andrea Kimi Antonelli als Nachfolger von Lewis Hamilton, statt dem eigenen Ersatzfahrer Schumacher das Cockpit zu geben. Im weiteren Verlauf der Saison entschied sich Alpine bei seinem Formel-1-Team für Jack Doohan als zweiten Mann neben Pierre Gasly für 2025.

Williams gab Franco Colapinto den Vorzug, als die Geduld mit Logan Sargeant nach dem Niederlande-GP am Ende war. Colapinto lieferte in seinen ersten Rennen ordentliche Leistungen ab und steht für die Zukunft bei einigen Teamchefs hoch im Kurs. Vor allem Red Bull ist scharf auf den Argentinier.

Nach dem letzten Korb steht nun eine Grundsatzfrage im Hause Schumacher an: Welche dauerhaften Alternativen zur Formel 1 gibt es in der Motorsport-Welt? Die logische Lösung wäre ein Verbleib in der WEC. Seit dieser Saison fährt er in der Langstrecken-WM-Serie. Der Rennfahrer wollte eigentlich das Alpine-Cockpit nutzen, um sich für den Formel-1-Stammplatz bei den Franzosen anzubieten. Nach anfänglichen Problemen steigerte sich Schumacher und lieferte auch beim 24-Stunden-Klassiker in Le Mans ab.

Mittlerweile hat der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher Freude an seinem nach dem LMDh-Konzept aufgebauten Prototyp A424 gefunden. In Fuji, beim vorletzten Rennen der Saison, schaffte er außerdem mit seinen Teamkollegen Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxivière erstmals den Sprung aufs Podest. Alpine ist mit Schumacher zufrieden. Nach unseren Informationen liegt ihm seit drei Monaten ein Vertrag vor, den er bis zuletzt aber nicht unterzeichnet hatte, um sich noch die letzte Option in der Formel 1 offenzuhalten.

>

Motorsportbilder

Mit dem Alpine A424 gelang dem Deutschen in Fuji der erste Podestplatz seiner WEC-Karriere.

Schumacher war bei Ferrari auf der Liste

Als sich andeutete, dass es mit Formel-1-Cockpits schwierig wird, sah sich der Deutsche auch bei der Konkurrenz um. Ferrari bekundete Interesse an Schumacher. Die Italiener hätten den ehemaligen Ferrari-Junior im dritten werksunterstützten 499P platziert. Der gelbe Rennwagen wird allerdings mit privatem Geld finanziert. Geld, das Schumacher nicht mitgebracht hätte. Am Ende bekam Phil Hanson den Zuschlag. Der Engländer ersetzt Robert Shwartzman, der in die IndyCar-Serie wechselt.

Für Schumacher selbst war die Option IndyCar unattraktiver als die WEC. Zwar sind die von Dallara gebauten Formelautos anspruchsvoll, doch den Ruhm der Vergangenheit besitzt die Rennserie nicht mehr. Zudem sind die Oval-Kurse für viele europäische Piloten abschreckend. Die Gefahr, sich dort schwer zu verletzen, ist höher als auf Rundstrecken. Teambesitzer Dale Coyne baggerte dennoch an Schumacher und bot ihm Ende Mai dieses Jahres einen Platz in seinem IndyCar-Rennstall an.

>

Wilhelm

Mercedes-Teamchef Toto Wolff (rechts) stellte Mick Schumacher nach seinem Haas-Rauswurf als Ersatzfahrer ein.

Formel-1-Rückkehr in den Sternen

Nachdem der 43-fache Grand-Prix-Starter Ende 2022 vom ehemaligen Haas-Teamchef Günther Steiner vor die Tür gesetzt wurde, fing ihn Toto Wolff auf. Der Österreicher verpflichtete Schumacher als Mercedes-Testfahrer. Über diesen Status kam er aber nie hinaus. Zwar lobte ihn Wolff, wie Binotto jetzt, regelmäßig und schwärmte von seiner Arbeit im Simulator, doch einen Platz in einem seiner Autos gab er ihm nicht.

Bei den Silberpfeilen könnte Schumacher dennoch weiterhin im Dunstkreis der Formel 1 bleiben. Der Job gab ihm bereits die Möglichkeit, ältere F1-Renner zu testen. Unter anderem auch für das Mercedes-Kundenteam McLaren durfte er in sogenannten TPC-Autos (mindestens zwei Jahre alte Rennwagen) üben.

Seine Rolle bei Mercedes teilt er sich aktuell mit Frederik Vesti. Der Däne schaffte den Aufstieg in die Königsklasse ebenfalls (noch) nicht. Neben Vesti sitzt auch noch Felipe Drugovich auf der Ersatzbank von Aston Martin. Der F2-Champion von 2022 fand bis jetzt ebenfalls noch kein Stammcockpit in der Königsklasse.

Es ist unwahrscheinlich, dass die jungen Piloten nach mehreren Jahren ohne Formel-1-Einsätze noch einmal eine Chance bekommen. Das gilt auch für Mick Schumacher. Die Zukunft seiner Motorsport-Karriere liegt in den nächsten Jahren voraussichtlich in der Langstrecken-Weltmeisterschaft.

Related News :