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«Die Aussichten sind nicht gut»

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Swiss-Steel-CEO: «Die Aussichten sind nicht gut»

Frank Koch sagt, warum der Luzerner Stahlkonzern Stellen abbauen muss. Der Konzernchef äussert sich auch zur Frage der Systemrelevanz und zur Situation in den USA.

Frank Koch, CEO der Swiss Steel Group.

Bild: zvg

Warum müssen Sie eine Massenentlassung in Emmenbrücke vornehmen?

Frank Koch: Obwohl unser laufendes Restrukturierungsprogramm bereits Einsparungen gebracht hat, hat sich die gesamtwirtschaftliche Situation leider verschlechtert. Die Aussichten sind nicht gut. Vor allem die industrielle Produktion leidet. Der Stahl aus Emmenbrücke gelangt zu 90 Prozent nach Italien, Deutschland und Frankreich, und dort zu einem grossen Teil in die Autoindustrie, die in einer strukturellen Krise steckt. Hinzu kommen die weiterhin hohen Energiepreise. Der Stellenabbau ist schmerzhaft, aber leider notwendig. Wir schaffen damit für die Belegschaft, die schon seit längerem teilweise in Kurzarbeit ist, zumindest klare Verhältnisse.

Sie erwähnen als Begründung externe Faktoren. Hat das Management aus Ihrer Sicht keine Fehler gemacht?

Ich sehe Swiss Steel strategisch richtig aufgestellt. Es ist nicht so, dass wir Aufträge verlieren, weil die Qualität unseres Stahls schlecht ist. Im Gegenteil, wir gewinnen Marktanteile. Unsere Stahlherstellung aus Stahlschrott ist viel nachhaltiger als jene unserer internationalen Mitbewerber, bei denen aus Eisenerzen im Hochofen Roheisen erzeugt wird. Auch haben wir die Organisation verschlankt, den ehemaligen Hauptsitz in Düsseldorf verkauft und unprofitable Bereiche abgestossen.

Und dennoch dürfte dieses Jahr der Verlust noch grösser ausfallen als im Vorjahr. Wie sicher sind die verbleibenden Arbeitsplätze in Emmenbrücke? Wäre eine Schliessung oder ein Verkauf denkbar?

Als börsenkotiertes Unternehmen können wir heute keine Aussage zum Jahresergebnis machen. Was wir aber sagen können: Wir bekennen uns zum Standort Schweiz. Es ist ein höchst effizient geführtes Stahlwerk, in das wir in den letzten Jahren viel investiert haben. Die Mitarbeitenden hier haben eine hohe Leistungsfähigkeit bewiesen. Wir haben in der Vergangenheit auch schon Kaufangebote erhalten, aber Emmenbrücke steht nicht zur Disposition. Das Werk ist im Kern unserer Strategie.

Auch der zweite Schweizer Stahlkocher Stahl Gerlafingen streicht Stellen. In der Schweiz wird darum über die Systemrelevanz der Stahlindustrie und mögliche staatliche Unterstützungsmassnahmen debattiert. Ist Swiss Steel systemrelevant für die Schweiz?

Systemrelevanz ist ein grosses Wort. Swiss Steel ist auf jeden Fall relevant für die Schweiz, weil wir rund 700’000 Tonnen Stahlschrott pro Jahr verarbeiten. Gäbe es Emmenbrücke nicht, müsste dieser Schrott teuer exportiert werden. Ausserdem leisten wir einen Beitrag zur Stromnetzstabilität. Wir erfüllen also Aufgaben, die andere nicht erfüllen wollen oder können.

Müsste Ihnen der Bund also unter die Arme greifen?

Wir kennen in der Schweiz bereits staatliche Instrumente wie jenes der Kurzarbeit, das uns hilft. Ob es weitergehende Massnahmen braucht, muss die Politik entscheiden. Ich werde keine Forderungen stellen.

Das vorgängige Management hat mit einer misslungenen Übernahme in Frankreich hohe dreistellige Millionenverluste angehäuft. Von diesem Werk haben Sie sich kürzlich getrennt. Sind weitere Verkäufe geplant?

Nein, wir sind in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich und Nordamerika derzeit gut aufgestellt.

Sie wollten sich von den Werken in Chicago und Kanada trennen, behalten diese aber nun. Warum?

Wir haben einen Verkauf geprüft und sind zum Schluss gekommen, dass die Angebote im Markt nicht den wahren Wert widerspiegeln. Ausserdem ist das industrielle Klima in Nordamerika besser geworden.

Auch wegen der Wahl von Donald Trump?

Die neue Administration bringt Chancen und Risiken, die wir gut abwägen müssen.

Würden US-Importzölle das Schweizer Werk treffen?

Nein, wir verschiffen nur sehr wenige Produkte von der Schweiz nach Nordamerika, sondern produzieren vorwiegend vor Ort. Handelsbarrieren sind aber immer sehr komplex, weil sie meistens Gegenreaktionen von anderen Ländern auslösen. Grundsätzlich befürworten wir einen möglichst freien Handel.

Der Stahlsektor leidet auch unter der chinesischen Überproduktion. Sind Sie davon betroffen?

Weniger als andere, weil wir keine Massenware herstellen, sondern Spezialstähle.

Angesichts der desolaten Lage der Swiss Steel Group wirft man dem Management und dem Verwaltungsrat die hohen Löhne vor. Sie haben letztes Jahr 1,8 Millionen Franken verdient. Ist das angemessen?

Ich habe Verständnis für den Unmut, gerade auch, wenn es zu einem Stellenabbau kommt. Über meine Leistungen und die damit verbundene Vergütung entscheidet der Verwaltungsrat.

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