Der Telekomkonzern Sunrise kehrt nach vier Jahren Abwesenheit zurück an die Schweizer Börse. Damit will sie auch die Konkurrenz in der Schweiz herausfordern. SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim liefert die wichtigsten Fragen und Antworten zum Börsengang.
Matthias Heim
Wirtschaftsredaktor
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Matthias Heim hat Wirtschaftsgeschichte studiert. Seit 2007 arbeitet er für Radio SRF, seit 2016 ist er Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Aviatik, Tourismus, Verkehr, Detailhandel und Energie.
Warum kehrt Sunrise zurück an die Börse?
Liberty Global, die bisherige Besitzerin von Sunrise, will mit dem Börsengang Geld verdienen. Liberty Global ist eine britisch-niederländisch-amerikanische Telekomfirma und hat Sunrise Ende 2020 für 6.8 Milliarden Franken gekauft. Anschliessend hat das Unternehmen Sunrise von der Börse genommen und umgestaltet. Jetzt erhofft sich Liberty Global mit dem Börsengang der «aufgefrischten» Sunrise zusätzliche Einnahmen.
Gibt es dank des Börsengangs neue und günstigere Angebote für die Kundschaft?
Der Börsengang wird unmittelbar am bestehenden Angebot von Sunrise nichts ändern. Sunrise betont aber stets, dass sie als Nummer Zwei in der Schweiz die Swisscom als Marktführerin herausfordern wollen. Dank den drei Standbeinen – Mobilfunk, Internet und TV – kann Sunrise inzwischen ein vergleichbares Angebot wie die Swisscom bieten. Allerdings gelten die Kundinnen und Kunden in der Schweiz als vergleichsweise treu und wechseln ihre Anbieter nur selten. Demzufolge dürfte es für Sunrise herausfordernd werden, der Konkurrenz viel Kundschaft abzuwerben.
Wer sind aktuell die grössten Telekomunternehmen in der Schweiz?
Die Swisscom ist weiterhin und unbestritten die Nummer Eins. Beispielhaft zeigt sich das anhand der Finanzzahlen der Unternehmen: Die Swisscom, die mehrheitlich im Besitz des Bundes ist, hat im ersten Halbjahr dieses Jahres einen Umsatz von 5.5 Milliarden Franken erzielt. Die Finanzzahlen widerspiegeln grundsätzlich auch die Grössenverhältnisse mit Blick auf die Anzahl der Kundinnen und Kunden bei den Unternehmen. Bei Sunrise liegt der Umsatz im selben Zeitraum bei 1.5 Milliarden Franken. Diesen Rückstand kann Sunrise kaum aufholen, da die Swisscom aktuell nach Italien expandiert und damit seine Geschäftstätigkeiten substantiell ausbaut.
Salt auf Platz Drei
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Mit deutlichem Abstand zu Sunrise folgt Salt, die Nummer Drei in der Schweiz. Salt gehört dem französischen Unternehmer Xavier Niel und hat in den ersten sechs Monaten dieses Jahres einen Umsatz von 550 Millionen Franken erwirtschaftet.
Welches Verhältnis haben Liberty Global und Sunrise zueinander?
Die Beziehung zwischen den beiden Unternehmen geht schon etliche Jahre zurück. Liberty Global war die Besitzerin des einstigen Kabelnetzbetreibers UPC, der 2019 von Sunrise aufgekauft wurde. Anschliessend hat Liberty Global seinerseits Sunrise übernommen und in den vergangenen vier Jahren aus beiden Firmen einen Telekomanbieter mit einem umfassenden Angebot geformt.
2019: Sunrise übernimmt UPC
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Lange ist Sunrise hauptsächlich ein Telefonunternehmen mit Mobilfunk und Festnetztelefonie. 2019 übernimmt Sunrise die Kabelnetzbetreiberin UPC und baut damit das Angebot beim Breitbandinternet und im Fernsehbereich schlagartig aus. Dank UPC konnte Sunrise im Jahr 2019 die Anzahl Kundenbeziehungen von 460’000 auf 1.2 Millionen erhöhen, beim TV-Angebot sogar von 270’000 auf 1.4 Millionen.
Wie unabhängig wird Sunrise mit dem Börsengang?
Sunrise erhält mit dem Börsengang grundsätzlich mehr operativen Spielraum. Allerdings wird Liberty Global weiterhin erheblichen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit des Unternehmens haben. Die beiden Führungskräfte von Liberty Global, John Malone und Mike Fries, sind neu Grossaktionäre von Sunrise und werden damit im Verwaltungsrat ein gewichtiges Wort mitreden. Zudem bestehen noch laufende Dienstleistungsverträge zwischen Sunrise und Liberty Global. Theoretisch hätte Liberty Global Sunrise auch behalten oder einer anderen Firma verkaufen können. Offensichtlich ist die Führung des multinationalen Konzerns zum Schluss gekommen, dass ein Börsengang am meisten Geld einbringt.
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