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Wichtigster Kunde Desri springt ab, jetzt herrscht Existenznot

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Der Solarmodulhersteller wollte den Kollaps abwenden, indem er sich auf bereits geschlossene Abnahmeverträge konzentriert. Doch der wichtigste Käufer will davon nichts mehr wissen.

Solarmodule von Meyer Burger: Finden sich neue Abnehmer?

Clemens Bilan / EPA

Der schwer angeschlagene Solarmodulhersteller Meyer Burger hatte sich entschieden, auf Sicherheit zu setzen: Vor drei Monaten kündigte er an, nur noch so viele Module zu produzieren, wie durch bereits geschlossene Abnahmeverträge in den USA verkauft werden können. Auf diesem Fundament baute das Unternehmen den Versuch auf, sich gesundzuschrumpfen und finanziell zu stabilisieren.

Die Aktien stürzen fast auf den Nullpunkt

Nun ist selbst dieses kleinste mögliche Ziel in weite Ferne gerückt und das Überleben von Meyer Burger akut bedroht. Der amerikanische Grosskunde Desri, der geschätzt rund 70 Prozent der vermeintlich garantierten Menge von Solarmodulen abnehmen sollte, hat daran kein Interesse mehr. Desri habe erklärt, den Rahmenvertrag mit sofortiger Wirkung zu kündigen, teilte Meyer Burger am Freitag mit. Zuvor hatte das Unternehmen seine Aktien vom Handel an der Schweizer Börse SIX aussetzen lassen.

Nachdem der Börsenhandel wiederaufgenommen wurde, brachen die Titel ein und verloren im Tagesverlauf rund 60 Prozent an Wert. Meyer-Burger-Valoren schlossen bei 44 Rappen. Vor einem Jahr hatten sie noch bei knapp 80 Franken notiert, sofern man eine im Sommer veranlasste Aktienzusammenlegung in den Kurs einberechnet. Im Winter 2023 waren es gar fast 190 Franken gewesen.

Es war ein Abstieg auf Raten: Nachdem die Übermacht günstiger chinesischer Solarzellen in Europa immer grösser wurde und in Deutschland Subventionen für die Solarwirtschaft auf sich warten liessen, hatte Meyer Burger im Frühjahr beschlossen, die Produktion von Ostdeutschland in die USA überzusiedeln. Mitten in diesem Prozess ging dem Unternehmen mit Sitz in Thun jedoch das Geld aus.

Nur drei Kunden – und der grösste will weg

Darauf folgte der Versuch, zu retten, was zu retten ist. In Deutschland von Meyer Burger hergestellte Solarzellen sollten in die USA geliefert werden, wo sie ein anderes Werk der Firma im Bundesstaat Arizona zu Solarmodulen verbaut. Ehemals grosse Ausbaupläne wurden gekappt und Arbeitsplätze abgebaut. Nur die bestehenden Verträge sollten erfüllt werden. Noch Anfang November erklärte Meyer Burger, die Produktion der kommenden drei bis vier Jahre sei durch die Verträge weitgehend absorbiert.

Das im Aufbau befindliche Werk in Arizona sollte Module mit einer Kapazität von 1,4 Gigawatt pro Jahr herstellen. Im Jahr 2022 hatte Meyer Burger mit Desri die Abnahme von Modulen im Volumen von 3,75 Gigawatt während 2024 bis 2029 vereinbart. Als weitere feste Kunden wurden die Investitionsgesellschaft der grössten IKEA Einzelhandelsgruppe, Ingka, sowie Baywa genannt, ein Unternehmen aus Bayern. Allerdings beliefen sich ihre Abnahmemengen laut einer Schätzung der UBS nur auf 0,4 Gigawatt beziehungsweise 1,25 Gigawatt in einem Zeitraum von 2025 bis 2029.

Die erhofften Verkäufe an Desri waren somit die grössten und auch die ersten, die Meyer Berger mit der Produktion in den USA erfüllen wollte. Warum die Amerikaner diese Abnahme aufkündigten, teilte der Solarmodulhersteller nicht mit. Desri steht für D. E. Shaw Renewable Investments, eine auf den Betrieb von Erneuerbare-Energien-Projekten spezialisierte Tochtergesellschaft der Anlagefirma D. E. Shaw, die Hedge-Funds und Private-Equity-Vehikel verwaltet.

Eine Umschuldung wird unwahrscheinlicher

Desri betreibt nach eigenen Angaben Solar- und Windparks in den USA mit einer Kapazität von insgesamt 10 Gigawatt. Im Frühjahr 2024, als Meyer Burger den vollständigen Umzug in die USA vorantrieb, wollten sich die Amerikaner auch an einer Kapitalerhöhung beteiligen. Dennoch gelang es Meyer Burger am Ende nicht, alle benötigten Finanzmittel für die Expansionspläne in den USA aufzutreiben. CEO Gunther Erfurt verliess das Unternehmen Mitte September.

Desris Kündigung ist auch deshalb ein Tiefschlag, weil sich Meyer Burger derzeit bei Anleihegläubigern um eine Umschuldung bemüht. Die fehlgeschlagene Expansion hatte hohe Kosten verursacht, und die Restrukturierung ist nötig, damit die Firma die Produktion selbst in dem kleinen Rahmen vorantreiben kann. Im September verfügte Meyer Burger nur noch über Barmittel von 83 Millionen Franken; es bestand eine Finanzierungslücke von geschätzt 100 Millionen Franken.

Doch warum sollten die Gläubiger jetzt Zugeständnisse machen, wenn der grösste Kunde nicht mehr an Meyer Burger glaubt? Das Unternehmen geht davon aus, dass sich Desris Kündigung – deren Gültigkeit noch geprüft wird – wahrscheinlich auf die versuchte Restrukturierung auswirken wird. Falls diese scheitert, kann Meyer Burger nach eigener Darstellung den Fortbestand nicht mehr garantieren.

Kein tragfähiges Geschäftsmodell

Nachdem die chinesische Konkurrenz im Massenmarkt für Solarmodule zu gross geworden war, hatte Meyer Burger gehofft, mithilfe von Subventionen überleben zu können: Zuerst vergeblich in Deutschland, dann in den USA, wo der Markt durch Zölle geschützt ist und die Regierung von Präsident Joe Biden umfangreiche Förderungen für Solarprojekte aufgegleist hatte.

Doch selbst das war nicht genug, dem Unternehmen ein tragfähiges Geschäftsmodell zu eröffnen – was sich schon offenbarte, bevor Donald Trump, der wenig von erneuerbaren Energien hält, die Präsidentschaftswahl gewann. Dass sich eine Konstellation ergibt, die Meyer Burger aus dieser Misere befreit, erscheint so unwahrscheinlich wie eine Sonnenfinsternis.

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