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Nations League: Die neue Euphorie um Italiens Fußballer

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Italiens Cheftrainer Luciano Spalletti.

Was: AP


Zwei Tage vor dem Spiel meldete Italiens Fußballverband: “Tutto esaurito” – ausverkauft. 68.000 Fans wollen den Nations-League-Gruppenabschluss der Squadra Azzurra gegen Frankreich am Sonntagabend (20:45 Uhr) im Mailänder Stadio Giuseppe Meazza miterleben.

Italiener bereits in der nächsten Runde

Der Spitzenreiter der Gruppe A2 hatte zuvor am 5. Spieltag mit einem 1:0 in Belgien schon den Einzug ins Viertelfinale klargemacht – und einen Punktsieg gegen Italiens neuen Sport-Helden Jannik Sinner gelandet. Sieben Millionen -Zuschauer zog das Team von Trainer Luciano Spalletti in seinen Bann, knapp vier Millionen Menschen mehr als Sinner, der bei den ATP Finals in Turin gleichzeitig gegen Daniil Medwedew begeisterte.

Italien gegen Frankreich: Die Bilanz

40 Spiele: 19 Siege für Italien, zehn Remis, elf Siege für Frankreich

Wichtigste Duelle:
WM-Finale 2006 (5:3 im Elfmeterschießen für Italien)
EM-Finale (2:1 nach Golden Goal für Frankreich)
WM-Viertelfinale 1998 (4:3 i.E. für Frankreich)
WM-Achtelfinale 1986 (2:0 für Frankreich)
EM-Vorrunde 2008 (2:0 für Italien)

Ausgangslage: Frankreich (zehn Punkte) braucht nach dem 1:3 im Hinspiel einen Sieg mit mindestens zwei Toren Unterschied, um Italien (13 Punkte) Platz eins in Gruppe A2 abzunehmen.


Was auch immer Trainer Spalletti seit Italiens enttäuschenden Vorstellungen bei der EM in Deutschland anders macht: Es funktioniert nicht nur – es fasziniert.

EM-Debakel vergeben und vergessen

Schon nach dem völlig unerwarteten 3:1-Erfolg im Hinspiel gegen Frankreich in Paris Anfang September war die EM-Schmach gefühlt vergeben und vergessen. Nicht zuletzt, weil Federico Dimarco nach einer Hackenvorlage von Sandro Tonali das wohl schönste Tor des laufenden Wettbewerbs erzielte.

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Die Franzosen gehen gegen Italien nach nur 13 Sekunden in Führung und verlieren am Ende dennoch die Partie. 07.09.2024 | 2:59 Min


Die Pflichtsiege gegen Israel (2:1, 4:1) und die spielfreudigen Auftritte gegen Belgien (2:2, 1:0) untermauerten, was Italiens Kapitän und Torwart Gianluigi Donnarumma vor dem Wiedersehen mit der Équipe Tricolore festhält:

Wir haben es geschafft, den Italienern wieder Emotionen zu entlocken.

Kapitän Gianluigi Donnarumma

Italiens viele Geheimzutaten

Italiens Geheimformel enthält indes viele Erfolgszutaten. Mit dem 24-jährigen Tonali, der optisch und spielerisch Andrea Pirlo ähnelt, haben die Azzurri endlich wieder einen Regisseur, wie er bei der EM schmerzlich vermisst wurde. Diese verpasste Tonali wegen der Verstrickung in Wettgeschäfte. Dass mit Samuele Ricci (23, FC Turin) ein aufstrebender Youngster nun verletzt absagen musste, erweist sich bisher als halb so wild. Mit Nicolò Rovella (22, Lazio) schmiss Spalletti, der nun konsequent auf eine variable Dreier-Abwehrkette setzt, gegen Belgien das nächste Talent ins kalte Wasser. Mit Erfolg.

Dazu sind einige arrivierte Kräfte nicht wiederzuerkennen. Der während der EM zu Recht gescholtene Rechtsverteidiger Giovanni di Lorenzo – 2023 noch Spallettis Meisterkapitän in Neapel – hat wieder zu Bestform gefunden. Mit Mateo Regetui (Atalanta) und Moise Kean (Florenz) führen zwei Italiener die nationale Torjägerliste an. Auch das gab es lange nicht mehr.

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Frankreich als Gradmesser

Trotzdem – oder gerade deshalb – wird das Top-Match im San Siro für Italien ein wichtiger Gradmesser zum Jahresabschluss. Ebbt die neue Euphoriewelle beim ersten Rückschlag wieder ab, oder ist sie so nachhaltig wie der begeisternde Fußball, den Spalletti etablieren will?

Von einer Stimmung rund um das Nationalteam wie in Italien kann Frankreich, auf dem Papier sicher immer noch stärker besetzt als die Azzurri, vor dem Prestigeduell nur träumen. Das 0:0 gegen Israel zog am Donnerstag nur 16.000 Zuschauer an. Dabei blickt Trainer Didier Deschamps laut eigener Aussage auf ein gutes Jahr zurück:

Wir sind Weltranglistenzweiter und haben das EM-Halbfinale erreicht. In der Nations League habe ich vermehrt auf junge Spieler gesetzt.

Frankreichs Trainer Didier Deschamps

Dass das EM-Halbfinale mit streng ergebnisorientiertem Fußball erreicht wurde, haben Frankreichs Fans allerdings noch nicht vergessen. Und dass Deschamps aktuell auf Kapitän und Superstar Kylian Mbappé verzichtet, ließ die Spekulationen rund um das Standing des Weltmeister-Trainers von 2018 zusätzlich hochkochen.

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Viel Aufwand, wenig Ertrag: Frankreich – wieder ohne Kylian Mbappe – muss zu Hause gegen Israel mit einem 0:0 zufrieden sein, ist aber fürs Viertelfinale qualifiziert.15.11.2024 | 2:59 Min


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