US-Präsident Joe Biden hat der Ukraine die Erlaubnis zum Einsatz von US-Waffen mit längerer Reichweite gegen Ziele auf russischen Staatsgebiet erlaubt, wie verschiedene US-Medien berichten. Die entsprechenden Beschränkungen seien aufgehoben worden, so regierungsnahe Quellen. Die Regierung in Kiew wolle den ersten derartigen Angriff in den kommenden Tagen ausführen. Einzelheiten wurden nicht genannt.
Calum MacKenzie
Russland-Korrespondent
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Calum MacKenzie ist Russland-Korrespondent von Radio SRF. Er hat in Bern, Zürich und Moskau Osteuropa-Studien studiert.
Wie hat der Kreml auf die Ankündigung der USA reagiert?
Aus dem Kreml haben wir noch keine Reaktionen, aber in den russischen Staatsmedien hat man diesen Schritt als direkten Eintritt der USA und der Nato in den Krieg dargestellt. Aber man muss sagen, dass das nichts Neues ist. Es ist seit zwei Jahren oder mehr ein Dauerargument ist im russischen Staatsfernsehen.
Wie könnte eine allfällige militärische Reaktion von Russland aussehen?
Das ist unklar. Ich halte es aber für unwahrscheinlich, dass Russland nun seinen Worten Taten folgen lässt, also Nato-Länder nun als Kriegsteilnehmer betrachtet und angreift. Das wäre für den Kreml ein grosses Risiko, und Putin ist eigentlich wenig risikofreudig. Viele angebliche rote Linien Russlands wurden in diesem Krieg bereits überschritten, ohne dass es solche Konsequenzen gab – etwa die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine oder der ukrainische Angriff auf Kursk. Putin eskaliert eher, wenn er keine Risiken befürchtet. Die Diskussion um diese Langstreckenraketen für die Ukraine hatte sich monatelang hingezogen. Es sah nicht danach aus, als würde das noch kommen. In dieser Zeit hat Russland offenbar nordkoreanische Soldaten in den Krieg involviert und gestern einen riesigen Angriff auf ukrainische zivile Infrastruktur vollzogen.
Diese Raketen sollen nur in der Region Kursk eingesetzt werden dürfen. Welche Bedeutung hat die Besetzung von Kursk für Russland?
Grosse Teile der Region Kursk sind ja schon seit Monaten unter ukrainischer Kontrolle, und bislang hatte der Kreml die Rückeroberung eher nicht priorisiert und sich stattdessen auf den Abnutzungskampf in der Ostukraine konzentriert. Das ändert sich jetzt, russische Truppen haben in Kursk in den letzten Wochen kleinere Geländegewinne gemacht und laut ukrainischen Angaben soll die russische Armee 50’000 Truppen dorthin verlegt haben, inklusive vermutlich 10’000 Soldaten aus Nordkorea. Ich denke, Putin will Kursk zurückerobern, bevor Donald Trump in den USA als Präsident übernimmt und möglicherweise Verhandlungen um einen Waffenstillstand beginnen. Putin will nicht Kompromisse eingehen müssen, um das russische Territorium in Kursk zurückzuerhalten. Er holt es sich lieber mit militärischer Gewalt zurück.
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