DayFR Deutsch

Tesla: Jeder siebte Wagen fällt durch – Das Mängel-Problem der E-Autos

-

Kein Öl, kein Benzin, keine Kupplung: Dass im Vergleich zum Verbrenner viele wartungsintensive Komponenten und Verschleißteile fehlen, gilt eigentlich als großer Wettbewerbsvorteil von Elektroautos. Doch davon, dass es keine Probleme gibt, kann offenbar auch nicht die Rede sein.

Das zeigen zumindest neue Zahlen aus Autowerkstätten, die der TÜV Süd in seinem jährlichen Report veröffentlicht hat. Die Analyse umfasst die Daten aus 10,2 Millionen Hauptuntersuchungen zwischen Juli 2023 und Juni 2024 und gilt als neutraler Ratgeber für Gebrauchtwagenkäufer. Der TÜV kürt in seiner Tabelle gleichzeitig die Autos mit den wenigsten Fehlern und jene mit den meisten.

Deutlicher Verlierer ist in diesem Jahr ein Elektro-Fahrzeug: das Tesla Model 3. Jeder siebte Wagen des Typs (14,2 Prozent) fiel bei der ersten Hauptuntersuchung wegen erheblicher Mängel durch. Gefolgt von den Verbrennern Ford Mondeo (13,2 Prozent) und Skoda Scala. (11,8 Prozent).

Auf den ersten Plätzen finden sich nur Fahrzeuge mit klassischem Antrieb. Am seltensten gab es dem TÜV zufolge Probleme beim neuen Honda Jazz. Nur 2,4 Prozent der Fahrzeuge fielen durch Mängel auf, im Schnitt fuhren diese Wagen mit 28.000 Kilometern Laufleistung vor. Es folgen: Sportsvan (2,5 Prozent mit Mängeln), Audis Kompakt-SUV Q2 und der Porsche 911 Carrera (beide 2,6 Prozent). Erstes Elektro-Fahrzeug in den Top-Zehn ist Volkswagens Elektro-Golf, also ein Auto mit Verbrenner-Plattform.

„Elektroautos brauchen weniger Wartung? Stimmt nicht ganz“, sagt Jürgen Wolz vom TÜV Süd. „Das betrifft lediglich den Antriebsstrang, weil keine Flüssigkeiten oder beweglichen Teile ausgetauscht werden müssen“. Teile, die nichts mit dem Antrieb zu tun hätten, waren bei E-Autos jedoch überdurchschnittlich oft mangelhaft. Beim schlechtesten Fahrzeug, dem Tesla Model 3, gab es im Vergleich mit anderen dreijährigen Autos etwa deutlich mehr Probleme mit der Achsaufhängung.

„Neue Technologien brauchen im Reparaturbereich deutlich mehr Verbesserungen“, sagt Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer. Ältere Technologien seien auch in den Werkstätten länger erprobt. Der TÜV sieht einen möglichen Schwachpunkt etwa beim Gewicht der Batterien, die das Fahrwerk stärker belaste. Dazu komme, dass einige E-Auto Hersteller Halter nicht an regelmäßige Service-Intervalle erinnerten und stattdessen auf Fehleranalyse über den Bordcomputer setzten. „Das Fahrwerk kann von der Elektronik nicht überwacht werden“, sagt TÜV-Mann Wolz.

Für die Branche könnte damit ein Nachteil verstärkt werden, der die Fahrzeuge ohnehin bereits betrifft: der Kostenfaktor. So brach mit dem Ende von staatlichen Förderungen die Nachfrage nach E-Autos förmlich zusammen. Eine Kostenersparnis bleibe zwar im Betrieb, sagt Dudenhöffer. Gleichzeitig liegen die Werkstattkosten von E-Fahrzeugen einer Dekra-Studie zufolge höher als bei Autos mit konventionellem Antrieb. Zusammen mit der offenbar höheren Anfälligkeit für Mängel könnte das die Kosten für viele Halter weiter in die Höhe treiben.

„Man muss bei diesen Fragen gleichzeitig die Reparaturkosten über die gesamte Lebenszeit überprüfen“, sagt Dudenhöffer. Nur, weil ein Auto statistisch betrachtet öfter Mängel aufweise, heiße das nicht, dass die Kosten für den Unterhalt automatisch ansteigen. Das zeigt etwa das Beispiel Renault Zoe. Der Wagen fiel in den TÜV-Tests auffällig oft durch. Die Probleme betrafen dabei jedoch nicht übermäßig oft die teuren Teile, sondern die Lichtanlage. TÜV-Mann Wolz: „Bei Lichtmängeln kennen die Sachverständigen kein Pardon“.

Beste E-Autos von VW gibt es schon gar nicht mehr

Und dennoch könnten die TÜV-Ergebnisse weiter dazu beitragen, dass E-Autos für Käufer aus finanzieller Sicht unattraktiver werden, als es Verbrenner sind. Zuletzt zeigte sich in einer Auswertung, über die WELT berichtete, dass der Werterhalt von VWs ID.3 deutlich hinter dem eines regulären Verbrenner-Golfs zurückfiel. Schon in der Anschaffung sind die Strom-Autos in der Regel teurer als Benziner oder Diesel.

Und Autofahrer in Deutschland fürchten einer Continental-Umfrage zufolge schon jetzt zu 56 Prozent, sich ihr Fahrzeug in Zukunft nicht mehr leisten zu können. Viel Spielraum, darauf zu reagieren, hätten die Hersteller nicht. Das gebiete schon allein der technische Fortschritt, sagt Experte Dudenhöffer. „Die reinen E-Autos sind technisch insgesamt besser. Eine Rückkehr zu anderen Plattformen kann nur kurzzeitig einen Vorteil bringen.“ Der Vergleich des Experten: „Wenn wir mit den E-Autos auf Verbrenner-Basis ins Rennen gehen würden, wäre es, wie einen Formel-Eins-Wagen in die Rallye zu schicken: Es könnte einen Wettbewerbsnachteil bringen.“

Und auch die Politik spiele eine große Rolle: Bleibe die EU-Kommission bei ihren Klima-Zielen bis 2035, führe auch der TÜV-Report nicht an einer reinen Elektro-Strategie vorbei.

Volkswagen handelte auch deshalb übrigens schon vor den aktuellen Zahlen: Sowohl die elektrische Version des Golfs als auch des Kleinwagens up! schnitten zwar beim TÜV-Test sehr gut ab. Volkswagen nahm beide Modelle aber bereits aus dem Programm – zugunsten von Fahrzeugen auf der Elektroauto-Plattform.

Felix Seifert ist Redakteur im Ressort Wirtschaft und Innovation. Er schreibt unter anderem über die Themen Karriere, Mittelstand und Immobilien.

Related News :