Alec von Graffenried erster Auftritt nach den Wahlen | 25. November 2024
Das Mattequartier in Bern wurde mit dem «Bäredräck»-Preis für seinen einzigartigen Zusammenhalt und sein kulturelles Engagement ausgezeichnet. Eine feierliche Rede des Stadtpräsidenten Alec von Graffenried machten den frühen Zibelemärit-Morgen im Schweizerhof zu einem besonderen Ereignis.
Eine grosse Bühne und viel Scheinwerferlicht waren am frühen Morgen, noch vor Sonnenaufgang, im Hotel Schweizerhof die Kulisse für die Verleihung des diesjährigen «Bäredräcks». Einerseits hielt der Stadtpräsident Alec von Graffenried seine erste Rede nach den gestrigen Wahlen, bei denen er im Kampf um das präsidiale Amt mit grossem Rückstand auf die SP-Frau Marieke Kruit den zweiten Platz belegte.
Die Vertreterinnen und Vertreter des Mattequartiers nehmen den «Bäredräck»-Preis freudig entgegen.Fotos: Denise Jacob / Max Saladin
Andererseits wurden die Vertreter des Mattequartiers geehrt, die für ihr Engagement in der Stadt Bern «ein Gefühl von Lebendigkeit, Farbe und Humor» vermitteln. Diese drei Prädikate setzt die Jury des Bärentrust voraus, um in die Kränze der bald vierzigjährigen Auszeichnung zu gelangen.
«Die Agenda mit den sonntäglichen Wahlen und dem darauffolgenden Zibelemärit lässt wenig Raum für erholsamen Schlaf», sagte von Graffenried bei der Eröffnung seiner Rede. An dieser Planung sei er aber auch nicht ganz unschuldig, meinte der Stadtpräsident lachend.
Alec von Graffenried nach dem gestrigen langen Wahltag bereits wieder gut gelaunt auf den Beinen.
Der dörfliche Charakter inmitten der Stadt
In seiner Rede baute er einen Spannungsbogen auf und kreiste den oder die Gewinner – oder eben das Gewinnerteam – immer präziser ein. Die Verkündigung, dass ein gesamtes Quartier den «Bäredräck-Preis» gewinnt, kam beim Publikum gut an. Der Applaus war gross – für einen frühen Montagmorgen sowieso. Von Graffenried, der zeitweise selber in der Matte wohnte, betonte den dörflichen Charakter der Matte. Dieser bildet das Fundament für ein gesellschaftliches Miteinander. Er meinte gar, dass es in der Matte besser funktioniere als in manchen Dörfern.
Er blickte aber auch in die weite Welt und verglich «dr Mättu», wie das Quartier auch genannt wird, mit dem berühmten Montmartre-Quartier in Paris. Das «Mon-Mattequartier» sei das Berner Pendant und stehe in Sachen Kreativität, Kulturschaffen und Handwerkskunst dem französischen Arrondissement in nichts nach.
Bei Kaffee und Käsekuchen stimmt sich das Publikum auf die «Bäredräck»-Verleihung ein.
Vom Armenviertel zum pulsierenden Quartier
«Ja, wir ‘schaffen’ viel», sagt Guenael Koepplin, Präsident des Matte-Leists. Mit dieser Doppeldeutigkeit spricht er den Fleiss der Einzelnen und das gemeinsame Erreichen von Projekten an. Das Quartier sei lebendig und vielfältig. Viel Anstoss seitens des Leists brauche es jedoch nicht, sagt Koepplin.
Die Mattebewohnerinnen und Mattebewohner seien Energiebündel und in Eigeninitiative unterwegs. Durch die funktionierende Nachbarschaft kommen so Projekte wie der Erhalt der Poststelle oder auch kürzlich der Kampf für den Weiterbestand der Kita zustande.
Guenael Koepplin freut sich über die Auszeichnung.
Der grosse Zusammenhalt im Quartier kommt aber nicht von ungefähr. In früheren Zeiten war die Matte das Armenviertel der Stadt. «Die Leute von der Matte waren in der oberen Stadt nicht gerne gesehen», wusste Koepplin. Dies förderte den Zusammenhalt im Mikrokosmos an der Aare. Auch das Hochwasser habe die Gemeinschaft verfestigt. «Diese Hilfsbereitschaft tragen die Mättelerinnen und Mätteler in ihrer DNA – schon seit jeher.» Er als Zugezogener weiss auch, dass man im Quartier vorbehaltlos integriert wird.
Aufgeweckte Stimmung bereits vor Sonnenaufgang bei den zahlreichen Gästen im Schweizerhof.
Mit dem Gewinn des «Bäredräck»-Preises ändere sich für das Quartier eigentlich nichts, meint Koepplin. «Wir machen weiter wie bis anhin.» So sei es für ihn auch nebensächlich, wer in der nächsten Legislaturperiode das Stadtpräsidium übernehmen werde. «Wir in der Matte sind offen und können uns mit allen eine gute Zusammenarbeit vorstellen.»
Weitere Impressionen:
Melanie Mettler (links) und Christa Emminger, Regionaldirektorin der UBS Bern, geniessen den Anlass – trotz des durchzogenen Wahlresultats von Mettler.
Die Stadtberner SVP-Power: (vlnr) Janosch Weyermann, Thomas Fuchs und Erich Hess.
Lorenz Furrer, Bäredräck-Jury und Pascale Bruderer, ehemalige Ständerätin und Unternehmerin in guter Stimmung.
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