DayFR Deutsch

NZZ Briefing

-

Viele offene Fragen nach Flugzeugabsturz in Litauen, SPD-Parteivorstand nominiert Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten – und unsere Empfehlungen: Das Wichtigste des Tages im Rückblick.

Das Wichtigste am Abend: Der Flugzeugabsturz in Vilnius und Olaf Scholz’ Nominierung zum SPD-Kanzlerkandidaten

Und das lesen Sie nur in der NZZ: Der Uno-Klimagipfel in Baku endete am Wochenende mit einer Enttäuschung. 300 Milliarden Dollar jährlich wollen reiche Länder für die Anpassung an den Klimawandel und andere Massnahmen in armen Ländern aufbringen – eine verschwindend geringe Summe. Klagen sind jedoch ungerechtfertigt. Die entscheidenden Schritte, um die Treibhausgasemissionen zu senken, finden längst abseits der Grosskonferenzen statt. Zum exklusiven «NZZ Pro»-Kommentar

Das Wichtigste am Abend

Ein Toter bei Flugzeugabsturz in Litauen – Debatte über den Schutz kritischer Infrastruktur

Das ist passiert: Beim Absturz eines Frachtflugzeugs in der litauischen Hauptstadt Vilnius ist am frühen Morgen eine Person ums Leben gekommen. Das Flugzeug war im Auftrag des deutschen Postdienstleisters DHL unterwegs und in Leipzig gestartet. Beim Landeversuch in Vilnius stürzte es knapp neben einem Wohngebäude ab. Die Ursache des Unglücks ist noch unklar. Es gebe bis jetzt keine Hinweise darauf, dass es sich um Sabotage oder einen Terroranschlag gehandelt habe, sagte der litauische Verteidigungsminister. DHL teilte mit, derzeit lägen dem Konzern keine Hinweise auf verdächtige Pakete an Bord des Flugzeugs vor. Zum Bericht

Darum ist es wichtig: Ende August war bekanntgeworden, dass deutsche Sicherheitsbehörden vor «unkonventionellen Brandsätzen» warnen, die Unbekannte über Frachtdienstleister verschickten. Die Meldung wurde in Sicherheitskreisen unter anderem mit einem Vorfall im DHL-Logistikzentrum Leipzig in Verbindung gebracht, dem weltweiten Drehkreuz des Konzerns. Dort hatte im Juli ein Paket gebrannt, das aus dem Baltikum gekommen war und einen Brandsatz enthielt.

Das sind die Reaktionen: Der grüne Innenpolitiker Konstantin von Notz forderte die Union auf, noch vor der Bundestagswahl gemeinsam das Kritis-Dachgesetz zu verabschieden, um kritische Infrastruktur besser zu schützen, seien es Datenkabel in der Ostsee oder den Frachtgüterverkehr. «Wir müssen einfach akzeptieren, dass Kräfte und Mächte unterwegs sind, die ungeheuerliche Dinge bereit sind zu tun, und deswegen müssen wir das Schutzniveau erhöhen», sagte von Notz.

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz: Wir wollen bei der Wahl vorne liegen

Das ist passiert: In Deutschland hat der SPD-Vorstand nach zäher und kontroverser Debatte Olaf Scholz einstimmig als Kanzlerkandidaten nominiert. Am 11. Januar soll die Entscheidung noch auf einem Parteitag bestätigt werden. Ungeachtet schlechter Umfragewerte für die Sozialdemokraten setzt Scholz auf einen Sieg bei der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar. Was die SPD erreichen wolle, sei ziemlich offensichtlich, sagte er nach seiner Nominierung: «So wie beim letzten Mal wollen wir vorne liegen, die stärkste Partei werden.» Zum Bericht

Darum ist es wichtig: Der Nominierung war eine wochenlange Hängepartie vorausgegangen. Erst am Donnerstag verzichtete der Verteidigungsminister Boris Pistorius auf eine Kandidatur und machte so den Weg für Scholz frei. Jüngst hatten sich immer mehr SPD-Mitglieder und -Bundestagsabgeordnete für Pistorius ausgesprochen, der in der Bevölkerung sehr beliebt ist. Scholz gilt nach dem Scheitern seiner Ampelregierung als angeschlagen.

Was sonst noch passiert ist

  • ThyssenKrupp will in der Stahlsparte Tausende von Stellen einsparen: Der deutsche Industriekonzern teilte mit, dass die Zahl seiner Arbeitsplätze bis 2030 von 27 000 auf 16 000 reduziert werden solle. Ein Teil der Stellen wird gestrichen, andere werden ausgegliedert. Zum Bericht
  • Unicredit will eine heimische Bank übernehmen: Die italienische Grossbank hat den Aktionären des Banco BPM ein Übernahmeangebot unterbreitet. Stimmen sie zu, entsteht die grösste Bankengruppe in Italien und eine der grössten in der EU. Was bedeutet das für die Verhandlungen mit der Commerzbank? Zum Bericht
  • In Moskau wird das Gulag-Museum geschlossen: Die staatliche Institution erzählte die Geschichte der sowjetischen Straflager und ihrer Opfer. Dass das Museum nun schliesst, zeigt, dass die Auseinandersetzung mit der düsteren Vergangenheit in Russland keine grosse Bedeutung mehr hat. Zum Bericht
  • Im Fall Gisèle Pelicot fordert die Anklage für den Ex-Mann die Höchststrafe: Nach dem Willen der Staatsanwaltschaft soll Dominique Pelicot für zwanzig Jahre ins Gefängnis. Gisèle Pelicot wurde über Jahre von ihrem Ehemann unter Drogen gesetzt und von ihm und anderen Männern vergewaltigt. Zum Bericht
  • Touristenboot im Roten Meer gesunken: An Bord waren insgesamt 45 , unter ihnen zwei Touristen aus der Schweiz und vier aus Deutschland. 17 Personen werden noch vermisst. Eine von ihnen stammt aus der Schweiz. Zum Bericht
  • Im Kanton Zürich köchelt die Diskussion über den Genderstern weiter: Nach der Abstimmung am Sonntag darf die Zürcher Stadtverwaltung den Genderstern verwenden. Nun geht die Debatte auf kantonaler Ebene weiter: Die SVP-Kantonsrätin Susanne Brunner will das Gendern an Hochschulen abschaffen. Zum Bericht
  • Novak Djokovic engagiert überraschend Andy Murray als Coach: Der britische Tennisspieler Murray, der im Sommer zurückgetreten ist, soll seinem ehemaligen Rivalen zum Rekord-Grand-Slam-Sieg verhelfen. Zum Bericht

Unsere Empfehlung für «NZZ Pro»-Abonnenten

Handel mit den USA: Der künftige US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, die Zölle auf alle Einfuhren um 10 bis 20 Prozent zu erhöhen, wenn die Wirtschaftsbeziehungen nicht ausgeglichener werden. Welche Folgen würden sich daraus ergeben? Müsste die EU ebenfalls Strafzölle verhängen? Und gäbe es bessere Alternativen? Zum Hintergrund

Arbeiten mit Chat-GPT: Vor zwei Jahren begann der Wirbel um künstliche Intelligenz (KI). Damals veröffentlichte das Startup Open AI eine Anwendung namens Chat-GPT, mit der man sich erstmals wie mit einem Menschen unterhalten konnte. KI sei für die Menschheit so revolutionär wie die Nutzbarmachung der Elektrizität – das war das Versprechen. Inzwischen ist der Hype abgeflacht. Das grösste Problem der KI ist noch immer ungelöst. Zum Kommentar

Mit dem Premium-Newsletter «NZZ Pro» haben Sie einen Blick voraus auf Weltwirtschaft und Geopolitik. Jetzt 30 Tage kostenlos testen. Zur Anmeldung

Das empfehlen wir heute

Vergangene Welten: Die italienische Autorin Dolores Prato begann erst mit siebzig Jahren, Bücher zu publizieren; ihr Monumentalwerk «Unten auf der Piazza ist niemand» schrieb sie, als sie achtzig war. Prato erzählt darin die Geschichte ihrer Kindheit Ende des 19. Jahrhunderts in einer italienischen Kleinstadt. Es ist zugleich das Panorama einer vergangenen Epoche. Nun erscheint das grandiose Buch erstmals in deutscher Übersetzung. Zur Rezension

Liberalisierter Strommarkt: Wenn die Schweiz ein Stromabkommen mit der EU abschliesst, wird sie den heimischen Markt vollständig liberalisieren müssen. Das bringt gewisse Zumutungen, ist aber ein notwendiger Schritt. Zum Kommentar

Infantile Gesellschaft: Die Sprache in den Medien wird zunehmend kindischer. Heutzutage sind alle «unterwegs». Experten «klären auf» und «ordnen ein», und wer nicht gleicher Meinung ist, gilt schnell als «toxisch». Offenbar haben immer mehr Menschen das Bedürfnis, an die Hand genommen zu werden. Zum Hintergrund

Bevor Sie weitergehen

???? Hören: Keine Stadt in China ist so hoch verschuldet wie Tianjin im Osten des Landes. Der China 117 Tower, ein fast 600 Meter hoher Wolkenkratzer, ist ein frühes Mahnmal der heraufziehenden Wirtschaftskrise der Metropole. Seit neun Jahren ragt das Gebäude unfertig in den Himmel. Erfahren Sie bei «NZZ Audio», wie es dazu kam. Jetzt Probe hören mit Apple Podcast | Zur Audio-Folge (nur für Abonnenten)

???? Sehen: Swetlana Allilujewa war die einzige Tochter des kommunistischen Diktators Josef Stalin. Ihren Vater sah sie jedoch kaum, ihre Mutter beging früh Suizid. Allilujewa wuchs in einem goldenen Käfig auf, immer überwacht von Geheimdienstlern und umgeben von Bediensteten. Später floh sie in die USA, doch zunächst landete sie in der Schweiz. Ein Dokumentarfilm zeichnet Allilujewas trauriges Leben nach. Zur Rezension

✏️ Rätseln: Wie gut kennen Sie unsere Artikel? Testen Sie Ihr Wissen im NZZ-Kreuzworträtsel. Die Antworten auf alle Fragen finden Sie in unseren Berichten. Zum Kreuzworträtsel

Ich hoffe, Sie sind gut in die neue Woche gekommen. Haben Sie einen schönen Abend!

Kathrin Klette

Das Briefing erscheint wochentags um 6 und 17 Uhr. Samstags gibt es eine Wochenendausgabe um 7 Uhr.

Related News :