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Champions League: Geschenk leitet Salzburger Debakel ein

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Zur Verwunderung aller Regelexperten gab der ukrainische Referee Mykola Balakin Handelfmeter, obwohl Samson Baidoo den Ball vom eigenen Oberschenkel an die Hand bekam. DFB-Jungstar Florian Wirtz nahm das Geschenk dankend an (8.), und so nahm das Salzburger Unheil seinen Lauf. Alejandro Grimaldo mit einem Freistoß (11.), wieder Wirtz (30.) sowie Patrik Schick (61.) und Aleix Garcia (72.) sorgten dafür, dass die Werkself mit dem Aufstieg ins Achtelfinale planen darf.

Bei Salzburg, das in dieser Höhe noch gut bedient war, braucht man nach diesem Spiel nicht mehr daran denken, vielmehr sollte sich der Vizemeister Gedanken machen, wie man sich in die Sackgasse verirrte. Inferiore Defensivarbeit samt schlechter Entscheidungen neben dem Platz von Trainer Pepijn Lijnders machen klar: Im Winter benötigt es dringend einen Reset für den so enttäuschenden Ligasechsten. Dazu fällt Karim Konate mit Verdacht auf Kreuzbandriss wohl lange aus.

ZiB Flash mit Leverkusen – Salzburg

Salzburg kassiert am fünften Spieltag der Champions-League-Ligaphase ein 0:5-Debakel bei Deutschlands Meister Bayer Leverkusen. Der Machtbericht ist im ZiB Flash ab Minute 2:30 zu sehen.

Denn im neuen Jahr stehen dann noch die Duelle mit den Clubs aus Madrid an, zunächst bei Real und dann noch daheim gegen Atletico. Dann kann es noch bitterer für das jüngste Team der Champions League werden. Zunächst wartet in zwei Wochen Paris Saint-Germain, auch das wird vor eigener Heimkulisse alles andere als angenehm.

Viel Kopfweh in der Krise

Noch nie waren die Salzburger mit so viel Kopfweh zu einem Champions-League-Spiel angereist wie in die Pharmastadt Leverkusen. Nur 18 Punkte in zwölf Bundesliga-Spielen, so einen schlechten Ligastart hatten die „Bullen“ in der Red-Bull-Ära noch nie verzeichnet, und die wird nächsten Sommer immerhin schon 20 Jahre andauern.

ORF/Bernhard Kastler

Wie erwartet war die Leverkusener Bühne den Salzburgern eine Nummer zu groß

Aber neues Spiel, neues Glück, vor allem auf einer Bühne wie der Königsklasse, so lautete das Salzburger Motto auf dem Weg ins Nachbarland. „Wir wären Idioten, wenn wir diese Chance nicht zu nützen versuchen”, sagte Goalie Alexander Schlager, der schon beim Stadionrundgang aus seiner Vorfreude keinen Hehl machte. „Wenn ich schon den Platz sehe, geht mir das Herz auf“, sagte der Goalie. Die Freude verging ihm bald, aber am Schlussmann lag es nicht.

Salzburg probiert es wie in Feyenoord

Auf der „Deutschland-Bucketlist“ konnten die Salzburger bereits ihr sechstes Hakerl machen, nach Schalke (1:3), Dortmund (2:1), Leipzig (3:2), Frankfurt (1:4), Bayern (1:3, 1:7) und Wolfsburg (1:2). Bayer hat zwar nicht seine Bestelf aufbieten können, aber Meistercoach Xabi Alonso hatte dennoch klingende Namen wie die DFB-Teamspieler Jonathan Tah, Robert Andrich und Wirtz sowie den Schweizer Taktgeber Granit Xhaka und auch Tschechiens Torjäger Schick.

Champions League

Spielplan und Tabelle

Salzburg-Coach Lijnders hoffte auf das Feyenoord-Gesicht seiner Mannschaft und stellte auch quasi so wie in Rotterdam auf. Gegenüber dem 3:1 in Rotterdam war nur Schlager wieder statt des aktuell verletzten Janis Blaswich im Tor, rechts hinten spielte Amar Dedic statt Nicolas Capaldo, und Moussa Yeo durfte vorne statt Dorgeles Nene ran. Trotz Niederlage gegen den LASK fruchtete die Systemänderung, doch Lijnders entschied sich wieder um. Konstanz sieht anders aus.

Handelfmeter entgegen der Regularien

Vor den Augen von Clublegende Rudi Völler, wegen seiner früheren Haarpracht auch als „Tante Käthe“ bekannt, feierten die Leverkusener Fans in erster Linie sich selbst. Kein Wunder, im 120. Jahr der Clubgeschichte hatte es endlich mit dem ersten Meistertitel geklappt, da taten auch sechs Ausfälle der Stimmung keinen Abbruch. Vor allem, weil sie vor allem gegen das derzeitige Salzburger Team nicht abgehen.

So hätte Wirtz nach zwei Minuten schon die Führung erzielen können, aber Schlager streckte sich nicht zum ersten Mal. Leverkusen machte das Spiel, und es war nur eine Frage der Zeit, wann die Werkself auch in Führung gehen würde. Nach fünf Minuten kam es zur Szene, die für Gesprächsstoff sorgte: Schick traf Baidoo, von dessen Oberschenkel der Ball an den Arm prallte. Die Handspielregel besagt, dass es in diesem Fall keinen Elfmeter geben darf. Der ukrainische Referee Balakin und der Video Assitant Referee (VAR) Guillermo Cuadra aus Spanien hatten ihre Meinung exklusiv – es war ein Handelfmeter.

IMAGO/Horst Mauelshagen

Der Anfang vom Ende: Wirtz trifft ins Kreuzeck

Leverkusen spielt Salzburg an die Wand

Wirtz donnerte das Leder nach drei Minuten Wartezeit in den Winkel (8.). In den nächsten Minuten nahmen die Schmerzen von Salzburg zu, Grimaldo verwertete einen Freistoß sehenswert zum 2:0 (11.), und dann musste auch noch Konate verletzt vom Platz. Der Stürmer tat sich ohne Fremdeinwirkung weh und wurde von Nene ersetzt. Nach dem Spiel wurde der Verdacht auf einen Kreuzbandriss geäußert.

Reuters/Thilo Schmülgen

Grimaldo erhöhte mit einem Freistoß sehenswert

Tormann Schlager war es in weiterer Folge zu verdanken, dass es nicht schon früher 0:3 stand. Der ÖFB-Teamgoalie wehrte in Minute 26 gleich zweimal in brenzliger Situation ab, dann schoss Grimaldo vorbei, ehe Wirtz durch den Strafraum spazierte und seinen Doppelpack schnürte (30.). Nur ganz selten konnte sich Salzburg lösen und gab durch Nene auch einen Torschuss ab (43.). Leverkusen vergab noch weitere Möglichkeiten, 18:3 Torschüsse sprachen hier Bände.

Während der Leverkusener Stadion-DJ „Looking for Freedom“ von David Hasselhoff spielte, bekamen drei Salzburger Startelfspieler wenig überraschend nach der Pause frei: Aleksa Terzic, Lucas Gourna-Douath und Bobby Clark machten Platz für Mads Bistrup, Stefan Bajetic und Daounda Guindo, sie kamen zur Schadensbegrenzung.

Salzburg inferior und hilflos

Die gelang zunächst, weil Leverkusen sichtlich Kräfte für die nächsten Aufgabe, darunter nächste Woche den DFB-Pokalschlager gegen Bayern München sparte. Und zum anderen, weil sich Salzburg im 4-2-3-1 wohler fühlte. Dass Schick im Strafraum völlig frei zum Kopfball kam, war aber nicht nachvollziehbar und sorgte für Kopfschütteln (52.).

BILD/Maik Hölter

Auch Schick traf nach Seitenwechsel

Acht Minuten später war er wieder einmal gedankenschneller gegenüber Piatkowski und verwertete eine Flanke (60.), immerhin konnte sich der Pole dann mit einer Grätsche gegen Wirtz halbwegs rehabilitieren. Dennoch hätte der 21-Jährige, dessen Marktwert bei 130 Millionen Euro liegt, an diesem Abend fünf Tore erzielen können. Das verhinderte mit Goalie Schlager der beste Salzburger auf dem Platz.

Den 800 Fans aus Salzburg, die sich nur zuvor im Leverkusener Winterdorf erwärmen konnten, hatte es schon längst die Sprache verschlagen, ehe „Joker“ Garcia nach Wirtz-Zuspiel noch das 5:0 erzielte. So konnte Alonso Wirtz vom Feld nehmen und einen 17-jährigen (Francis Onyeka) Nachwuchsspieler bringen. Alleine dieser Wechsel zeigte, wie unterlegen Salzburg an diesem Abend war.

Stimmen zum Spiel:

Pepijn Lijnders (Salzburg-Trainer): „Ich akzeptiere es zu verlieren, aber ich akzeptiere nicht die Art. Leverkusen war in allen Momenten des Spiels die viel bessere Mannschaft – zweite Bälle, Gegenpressing, Pressing. Das war ein anderes Niveau. Man startet das Spiel, und nach 15 Minuten ist das Spiel aus der Hand mit einem 0:2-Rückstand. Wir haben so viele Bälle verloren, einfache Bälle. Wir haben nie unseren Rhythmus bekommen, und sie haben Selbstvertrauen bekommen. Dann sind sie nicht zu stoppen.“

Xabi Alonso (Leverkusen-Trainer): „Natürlich sind wir zufrieden. Wir haben von der ersten Minute an mit großer Qualität gespielt – mit dem Ball und gegen den Ball. Wir hatten ein gutes Gefühl auf dem Platz. Mit zehn Punkten und noch drei Spielen sind wir in einer guten Position. Heute war es sehr gut, aber es gibt noch Raum für Verbesserungen. Wir wollen unseren Standard halten.“

Florian Wirtz (Leverkusen-Doppeltorschütze): „Es hat wieder sehr viel Spaß gemacht. Wir haben von der ersten Minute an Gas gegeben, unsere Qualitäten auf den Platz gebracht und sehr viel Dominanz gehabt. Wir wussten um die Qualitäten von Salzburg. Ich glaube, dass die einfach heute nicht ihren besten Tag hatten. Wir haben es gut angenommen, die Räume gefunden und sie dann eiskalt bestraft. Man kann ihnen den Mut nicht absprechen. Wir haben heute ein sehr gutes Pressing gehabt, wir haben es ihnen einfach schwer gemacht.“

UEFA Champions League, fünfter Spieltag

Dienstag:

Leverkusen – Salzburg 5:0 (3:0)

BayArena, 29.211 (ausverkauft), SR Balakin (UKR)

Torfolge:
1:0 Wirtz (8./Handelfmeter)
2:0 Grimaldo (11./Freistoß)
3:0 Wirtz (30.)
4:0 Schick (61.)
5:0 Garcia (72.)

Leverkusen: Kovar – Tapsoba, Tah, Hincapie (67./Arthur) – Frimpong (68./Tella), Xhaka, Andrich, Grimaldo – Palacios (67./Garcia), Wirtz (76./Onyeka) – Schick (73./Stepanov )

Salzburg: Schlager – Dedic, Piatkowski, Baidoo, Terzic (46./Guindo) – Clark (46./Bidstrup), Gourna-Douath (46./Bajcetic), Diambou (74./Capaldo) – Yeo, Konate (16./Nene ), Gloukh

Gelbe Karten: Andrich bzw. Yeo

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