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Kult-Sendung vor dem Ende?: Warum der Untergang der “Sportschau” unvermeidbar ist

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Aktuell muss die “Sportschau” bei der -Rechte-Auktion für die Fußball-Bundesliga darum bangen, ob sie auch in Zukunft in der bisherigen Form bestehen bleiben kann. Doch egal, wie die Auktion am Ende auch ausgehen mag, der endgültige Abschied vom früheren Aushängeschild der ARD rückt unvermeidbar immer näher.

“Am Samstagnachmittag schaut man zunächst um 17:45 Uhr in der ARD die ‘Sportschau’. Später schaltet man zum ZDF um, wo ab 19:30 Uhr die Hitparade mit Dieter Thomas Heck läuft.” Die Autoren des Buchs “1974: Die WM der Genies” beschreiben einen typischen Samstag in der Bundesrepublik in den 70er-Jahren. Aber auch in den 80er-Jahren und frühen 90ern war es für eine fußballbegeisterte Familie einfach üblich, sich am frühen Samstagabend gemeinsam vor dem TV-Gerät zu versammeln und auf dem Sendeplatz der ARD die Berichte der Bundesliga anzuschauen. Einzig die zeitgleich ausgestrahlte Serie “Bonanza” im ZDF konnte damals der Fußball-Sendung im Ersten Deutschen gefährlich werden.

Doch schon zur Saison 1989/90 musste die “Sportschau” erstmals um die Gunst der Zuschauer kämpfen. RTLplus trat damals mit seiner Fußball-Show “Anpfiff” gegen das alte Schlachtross der ARD an. “Sportschau”-Moderator Heribert Faßbender versuchte im Sommer 1989 den neuen Mitbewerber am Samstagabend herunterzuspielen, als er meinte: “Ich glaube, von der direkten Konkurrenz profitiert in erster Linie die Video-Recorder-Industrie.” Und tatsächlich: Überraschenderweise war damals Platz für mehr als nur einen Bewerber. Zudem schaffte die “Sportschau” es, sich in den Folgejahren zu reformieren und den neuen TV-Bedingungen anzupassen. Das Aushängeschild der ARD hatte zwar die ersten Kratzer abbekommen, aber lief dennoch erfolgreich weiter auf dem alten Sendeplatz.

Doch mit dem Start der “Konferenzschaltung” auch im Fernsehen im August 2000 bei “Premiere” begann endgültig eine neue Zeitrechnung für die “Sportschau”. Und ab diesem Sommer zur Jahrtausendwende war tatsächlich nichts mehr, wie es einmal war. Das Bezahlfernsehen wurde zu einer echten Konkurrenz – und das Bieten um die TV-Rechte nicht nur immer kostspieliger, sondern im Ergebnis auch immer ernüchternder. Und obwohl im Juli 2007 noch die Schlagzeile “Sportschau muss bleiben! Bayern-Boss Rummenigge kämpft um Kult-Sendung” für Furore sorgte, sah die Realität nach und nach anders aus. Die Zustimmung in der Bevölkerung und in der Medienlandschaft schwand zusehends. Der damalige DFL-Geschäftsführer umschrieb die Stimmung in diesen für die “Sportschau” immer schwieriger werdenden Zeiten auf den Punkt genau, als er meinte: “Der große Unterschied zwischen der ‘Sportschau’ und der Mopsfledermaus ist: Die ‘Sportschau’ steht nicht unter Naturschutz.”

Die Erinnerungen bleiben

In den vergangenen Jahren schwand die Relevanz der einstigen Kult-Sendung dann immer mehr. Die “Sportschau” lebte immer stärker von ihrer Vergangenheit. Bezeichnend dafür war auch, dass der damals bereits 85-jährige Nobelpreisträger Günter Grass 2012 in seinem Gedichtband “Eintagsfliegen” ein Stück Lyrik unter dem Titel “Und am Samstag die Sportschau” (“Es sind meine Freudenschreie, die unseren Hund erschrecken, sobald mich Gladbachs Fohlen erheitern”) präsentierte. Die Zeiten, als man sich an einem Samstagabend in den deutschen Wohnzimmern gemeinsam vor dem TV-Gerät versammelte, sind nun schon länger unwiderruflich vorbei. Die Sendegewohnheiten der nachwachsenden Generationen lassen dieses familiäre Zusammentreffen einfach nicht mehr zu.

In der vorherigen Saison sahen immerhin noch 3,85 Millionen Zuschauer im Schnitt die Bundesliga-“Sportschau” am Samstagabend. Eine ordentliche Zahl, die jedoch im Verhältnis zu früheren Boom-Zeiten allerdings zu vernachlässigen ist. Und jetzt werden die TV-Rechte möglicherweise noch einmal auf eine Weise beschnitten, die das Schauen des einstigen ARD-Aushängeschilds noch unattraktiver machen würde. In Zeiten, in denen direkt nach Abpfiff der Partien auf einigen Kanälen die Berichte mit Bewegtbildern online zu finden sind, kann man sich ausrechnen, wie lange die “Sportschau” noch überleben wird.

Die neue Generation hat das lineare Fernsehen schon vor Jahren aufgegeben. Der Untergang der “Sportschau” ist deshalb – egal, wie es dieses Mal im TV-Rechte-Kampf auch für das alte Schlachtross ausgehen mag – über kurz oder lang ohnehin in der bisherigen Sendeform am frühen Samstagabend unvermeidbar. Das mag für Fußball-Nostalgiker keine schöne Entwicklung sein, aber leider eine, die nachvollziehbar ist. Doch die schönen Erinnerungen an die vielen gemeinsamen Stunden, als ganze Familien zusammen vor den TV-Geräten saßen und die ARD-“Sportschau” sahen, bleiben ja bestehen.

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