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Übersetzerin aus Pöcking erhält Bayerischen Kunstförderpreis

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Stand: 11.12.2024, 13:03 Uhr

Von: Sandra Sedlmaier

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Ein großer Moment: Stefanie Kremer und Kunstminister Markus Blume bei der Übergabe des Kunstförderpreises. © Anna Schnauss/Ministerium

Die Pöckinger Übersetzerin Stefanie Kremer hat den Bayerischen Kunstförderpreis in der Kategorie Literatur erhalten. Neben dem Preisgeld freut sie sich vor allem über die Aufmerksamkeit, die der Arbeit des Übersetzens damit eingeräumt wird.

Aschering – Um einen literarischen Text von einer Fremdsprache in die Muttersprache zu übertragen, reicht es nicht, die Fremdsprache zu beherrschen. Es verlangt ein Gefühl für Sprache und für Nuancen, und im Fall von Stefanie Kremers jüngster Übersetzung war sogar sehr viel Tüfteln notwendig. Für die Übersetzung von Janice Halletts „The Twyford Code“ hat die 58-jährige Ascheringerin jetzt den Bayerischen Kulturförderpreis bekommen. „Das Preisgeld von 7000 Euro ist eine große Unterstützung, weil unsere Honorare wirklich nicht gut sind“, sagt sie im Gespräch mit dem Starnberger Merkur. „Aber vor allem freut mich die Anerkennung der Tätigkeit des Übersetzers und dessen Sichtbarkeit.“

Liest man die Begründung der Jury, hat Stefanie Kremer deutlich mehr getan, als nur einen britischen Krimi ins Deutsche zu übersetzen. „In diesem außergewöhnlichen Text wird gleich mehrfach kodiert“, heißt es. „Das Original arbeitet mit automatisch transkribierten Audiodateien, was mit erwartbaren Fehlleistungen einhergeht und in der deutschen Fassung plausible Lösungen erfordert.“ Zudem seien im Text Akrosticha versteckt, aus den Anfangsbuchstaben der Wörter gebildete Geheimbotschaften. „Diese Herausforderung verlangt der Übersetzerin kreative Höchstleistungen ab“, so die Jury. „Hinter dem im Deutschen so unangestrengt wirkenden Spiel verbirgt sich geistige Knochenarbeit.“

„Beim Lesen hat man oft ein beglückendes Gefühl, und das kommt von der Sprache“

So würde Kremer ihre Arbeit als Übersetzerin nicht beschreiben. Aber ein Gefühl für Sprache sei sehr wichtig, sagt sie. „Es ist wichtig, den Ton des Originals rüberzubringen. Wenn ein Text etwas holprig ist, dann sollte man das berücksichtigen. Es geht darum, das zu transportieren, was das Original ausmacht.“ Gleichzeitig schaffe ein Übersetzer aber auch etwas Eigenes. „Wenn Sie einen Text zehn Übersetzern geben, bekommen Sie zehn Versionen.“ Deshalb sei es umso bedeutsamer, den Text gänzlich zu erfassen. „Man übersetzt nicht nur Fakten, sondern ein bestimmtes Gefühl“, sagt sie. Welches Gefühl? „Beim Lesen hat man oft ein beglückendes Gefühl, und das kommt von der Sprache“, ist sie überzeugt. „Genau das ist die : beim Übersetzen dieses Gefühl mit einzufangen.“

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Das beglückende Gefühl beim Lesen, das begeisterte Leser gut kennen, hatte Stefanie Kremer schon als junger Mensch. Deshalb fing sie ein Studium der Germanistik, Italienischen Philologie und Französischen Sprachwissenschaft an. „Um mich herum kamen die mahnenden Stimmen“, erzählt sie, und so entschied sie sich schließlich für Volkswirtschaft, ein Fach, in dem sie auch promovierte. „VWL hat mir gut gefallen, es hat mir ein gutes Verständnis für die Welt gegeben.“ Doch nachdem sie eine Zeitlang in einer Bank gearbeitet hatte, war ihr klar, dass ihr Weg ein anderer ist. Nach einem Aufbaustudiengang Literarisches Übersetzen aus dem Englischen begann sie, als freie Übersetzerin zu arbeiten.

Kunstförderpreis für Pöckingerin eine „schöne Bestätigung“

Bereut hat sie es nie, und inzwischen übersetzt sie auch aus dem Französischen. Meist sind es Krimis, „aber ich mache auch Romane“, betont die Ascheringerin. Ihr Traum wäre es, eine junge britische Autorin bei ihrer Entwicklung zu begleiten. Beim Sprechen sei sie auf Französisch deutlich fitter, wie sie sagt. „Wenn mir zufällig Engländer begegnen und ich ihnen in meinem schlimmen mündlichen Englisch erzähle, dass ich aus ihrer Sprache übersetze“, erzählt sie und muss lachen. Lesen sei dagegen nie ein Problem, und sie lese auch viel, in allen drei Sprachen, um ihr Sprachgefühl zu pflegen.

Mit ihrem Mann lebt die Preisträgerin seit fast 20 Jahren in Aschering. Der Preis ist eine schöne Bestätigung. „Ich wusste, dass mein Verlag, der Atrium-Verlag, mich nominiert hatte. Aber als der Brief kam, war es doch eine große Überraschung.“ Den Abend im Gärtnerplatztheater, bei dem Kulturminister Markus Blume ihr und den 16 anderen Preisträgern die Auszeichnungen überreichte, sei extrem harmonisch und bereichernd gewesen. „Wir haben uns alle füreinander gefreut.“

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