DayFR Deutsch

Christopher Wernitznig: Legende auf den zweiten Blick

-


Als 36. Spieler der Bundesliga-Geschichte wird Christopher “Wuschi” Wernitznig im Nachtragsspiel gegen RB Salzburg in den “400er-Klub” aufgenommen. Mit der Bezeichnung “Legende” muss sich der 34-jährige Kärntner noch anfreunden.


“Da gibt’s schon andere Namen, zu denen der Begriff besser passt”, tut sich der immer gut gelaunte Christopher Wernitznig noch ein bisserl schwer damit, ab Sonntag zu den Legenden des österreichischen Fußballs zu zählen. Wernitznig verdient sich die Bezeichnung mit seinem 400. Bundesliga-Spiel, das (so Peter Pacult will) im Nachtragsspiel seiner Austria Klagenfurt gegen Red Bull Salzburg ansteht und das nun einmal automatisch die Aufnahme in den “Legendenklub der Bundesliga” mit sich bringt.

Bundesliga – 6. Spieltag (Nachtrag)


Also wird sein Name bald auf einem der dann 58 Schildchen stehen, die an der “Wall of Fame” am “Haus der Bundesliga” in der Wiener Rotenberggasse prangen. Unter jenen von Hans Krankl, seinem Trainer Peter Pacult und Herbert Prohaska. Apropos Prohaska. Neben “Schneckerl”, der übrigens “nur” 399 Bundesliga-Spiele bestritt und sich für den Legendenklub mit sieben Meistertiteln qualifizierte, ist “Wuschi”, wie ihn alle nennen, dann die zweite Legende, die ihren Spitznamen einer nicht mehr vorhandenen Haarpracht zu verdanken hat. “Ich hatte so einen Topfschnitt mit Wuschelkopf, daraus ist dann Wuschi geworden”, klärt Wernitznig auf, der die Bundesliga-Bühne vor bald 14 Jahren schon mit korrektem Kurzhaarschnitt betrat.

Schluss bei der 50-Meter-Marke


“So lange hat es sich gar nicht angefühlt”, ist “Wuschi” doch gerade erst in der Volksschule seines Heimatortes Nötsch im Gailtal gesessen und hat da am Fuße des Dobratsch von einer Fußballerkarriere geträumt, wenn er sich nicht gerade als Skispringer versuchte. “Das hat mich fasziniert. Aber bei der 50-Meter-Marke war es mit meinem Talent vorbei.” Sein Fußballtalent hat ihn mit 14 zwar für einige Saisonen in den Sturm-Nachwuchs gebracht, aber als er 2010, mit fast 21, immer noch für den Villacher SV kickte, war er bereits fest entschlossen, Mathematik- und Turnlehrer zu werden.


“Doch dann ist das Angebot von Wacker Innsbruck gekommen.” Zehn Tore in 16 Landesliga-Spielen hatten die Aufmerksamkeit eines Freundes von Walter Kogler geweckt. Der riet dem Kärntner Ex-Teamverteidiger, zu dieser Zeit Trainer des FC Wacker Innsbruck, sich den “Wuschi” doch einmal anzuschauen. Und aus einer Woche Probetraining in Tirol sind am Ende dreieinhalb Jahre auf dem Tivoli geworden.


Im April 2011 debütierte “Wuschi” in der Bundesliga und machte sich bald als torgefährlicher Flügel, der sich vor allem auf seine Schnelligkeit und seine präzisen Abschlüsse verlassen konnte, einen Namen. “So schnell wie am Anfang meiner Karriere bin ich nicht mehr, da haben mich schon ein paar überholt, dafür habe ich heute ein besseres Auge”, ist Wernitzing im Laufe seiner Karriere, die ihn 2014 zum WAC und 2022 nach Klagenfurt führte, zum Allrounder geworden, der außer Torhüter und Innenverteidiger schon alles gespielt hat. Nebenbei machte er die Trainer-B-Lizenz und studiert an der Uni Klagenfurt das Lehramt für Sport und Geographie.

“Kleine” Bestmarken


In der Bundesliga untermauen gleich mehrere “kleine” Bestmarken den neuen Legendenstatus des verheirateten Familienvaters. Mit seinen (noch) 399 Bundesliga-Spielen ist er der Rekordmann der aktuellen Generation. Seine 43 Assists (neben 39 Toren) werden zwar von Valon Berisha überboten, dafür ist Christopher Wernitznig der einzige Spieler seit Beginn der Aufzeichnungen (2011/12), der in 14 aufeinanderfolgenden Bundesliga-Saisonen immer mindestens einen Assist ablieferte.


Auf einen anderen Rekord war er nicht immer stolz. Heute kann er sich auch damit anfreunden, jener Spieler der Bundesliga-Geschichte zu sein, der am öftesten eingewechselt wurde – nämlich 136 Mal. “Inzwischen weiß ich, dass ich, egal wann ich reinkomme, die Jungs unterstützen kann. Das kam mit der Zeit und der Erfahrung, davor konnte ich auch mal richtig heiß werden, wenn ich nicht ran durfte.” Auf diese Weise konnte der Jubilar mit 15 Toren auch zum besten aktiven Joker der Bundesliga werden. Und zum fünftbesten in 50 Jahren Bundesliga.


Für die Aufnahme als 36. Spieler in den 400er-Klub, wird die Bundesliga Christopher Wernitznig vor dem ersten Frühjahrsmatch eine Auszeichnung verleihen. Eine weitaus wertvollere Trophäe hat bereits jetzt einen ganz speziellen Platz in seinem Zuhause. Bei der Sporthilfe-Gala 2022 waren er und sein früherer WAC-Klubkollege Luka Lochoshvili mit der Niki-Trophäe ausgezeichnet worden. Sie hatten im Spiel gegen die Wiener Austria dem nach einem Zusammenstoß bewusstlosen Georg Teigl vermutlich das Leben gerettet. “Mein Niki wird mich immer daran erinnern, wie wichtig es im Leben ist, zu versuchen anderen zu helfen und richtig zu reagieren”, bedankte er sich damals.


Nein, nein. Der Begriff “Legende” ist für Christopher Wernitznig schon ganz passend.

Related News :