Stand: 14.12.2024 18:58 Uhr
Ein Feuerzeugwurf gegen Bochums Keeper hat bei der Partie zwischen Union Berlin und dem VfL Bochum fast für einen Spielabbruch gesorgt. Bochum wird Einspruch gegen die Wertung des Spiel einlegen. Zuvor hatte der über 80 Minuten in Überzahl agierende VfL ein 1:1 (1:1) gehalten.
Es lief die Nachspielzeit der Partie, als Patrick Drewes von einem Feuerzug getroffen wurde und zu Boden ging. Schiedsrichter Martin Petersen unterbrach das Spiel daraufhin und bat beide Teams in die Kabinen. Während die Berliner recht schnell auf den Platz zurückkehrten, ließ der VfL, der sein Wechselkontingent schon erschöpft hatte, auf sich warten.
Nach rund 30 Minuten Unterbrechung kehrte auch der VfL zurück. Mit Stürmer Philipp Hofmann im Tor. Die Partie wurde fortgesetzt, am Resultat änderte sich nichts mehr – auch weil beide Mannschaften sich offenbar auf eine Art “Nichtangriffspakt” geeinigt hatten. Sie ließen den Ball von einem Mitspieler zum anderen laufen, manchmal schoben sie ihn zu einem Spieler des Gegners. Der Teilzeit-Torhüter wurde nicht gefordert.
Schiedsrichter-Experte Wagner: “Schiedsrichter hat sich korrekt verhalten”
ARD-Schiedsrichter-Experte Lutz Wagner sagte der Sportschau: “Der Schiedsrichter hat sich korrekt verhalten, weil er die Mannschaften in die Kabine geschickt hat, um dem Ordnungsdienst die Möglichkeit zu geben, die Lage zu kontrollieren. Als dann die Entscheidung getroffen wurde, dass die Sicherheit aller Beteiligten und die ordnungsgemäße Durchführung gewährleistet sind, muss das Spiel fortgesetzt werden. Alles andere ist Sache des DFB-Sportgerichts.”
Union Berlins Geschäftsführer Horst Heldt sagte im Gespräch mit der Sportschau, es handele sich um “die Tat eines Einzelnen.” Die sei aber “nicht zu entschuldigen. Das darf nicht passieren.” Den Schuldigen hat der Klub im Union-Block ausfindig gemacht. “Der Täter wurde ermittelt und der Polizei übergeben. Anzeige ist bereits erstattet”sagte Berlins Pressesprecher Christian Arbeit.
Bochum fühlt sich benachteiligt
Bochum wird Einspruch gegen die Wertung des Spiel einlegen. Dies werde am Montag geschehen, kündigte Geschäftsführer Ilja Kaenzig an. “Aus unserer Sicht hätte der Schiedsrichter das Spiel abbrechen müssen, das ist nicht geschehen.”
Sieglos-Bochum gern gesehener Gast
Mit gerade einmal zwei Zählern aus 13 Spielen im Gepäck war der VfL Bochum angereist. Auch der neue Coach Dieter Hecking hatte das Ruder seit Beginn seiner Amtszeit noch nicht herumreißen können. Klar, dass Union daher heiß war auf einen ersehnten Heimsieg. Schließlich hatten auch die Köpenicker in den letzten sechs Partien keinen Dreier mehr einfahren können.
Megachance nach 20 Sekunden
Kevin Vogt – von einer Zahn-OP erholt – durfte bei den Eisernen gegenüber der Vorwoche wieder auf seiner zentralen Abwehrposition ran, Leopold Querfeld musste dafür auf die Bank. Er dürfte kaum Platz genommen haben, da wäre um ein Haar schon Grund zum Jubel gewesen. Woo-yeong Jeong hatte nach nur 20 Sekunden Spielzeit Fahrt auf der rechten Außenbahn aufgenommen. Seine Flanke fand Tim Skarke, der die Kugel aus fünf Metern aber volley über das Tor drosch.
Union war direkt drin im Spiel, der VfL wagte sich erst nach zehn Minuten erstmals nach vorn. Über die linke Seite hatte Maximilian Wittek Druck gemacht und Moritz Broschinski ins Spiel gebracht. Der kantige Mittelstürmer hatte den Ball am linken Fuß, fackelte nicht lange, scheiterte mit seinem Abschluss aus 15 Metern aber an Union-Keeper Frederik Rönnow.
Bochum früh in Unterzahl
Wenig später der Nackenschlag für den VfL: Andrasch Schäfer war von Bochums Koji Miyoshi rüde von den Beinen geholt worden. Schiri Pedersen zögerte nicht und stellte den Bochumer mit Rot vom Platz (13.). Konnte es dicker kommen für den Tabellenletzten? Wohl kaum.
Was nun passierte, war keine Überraschung: Union bekam die totale Feldüberlegenheit. Mit einem Mann mehr auf dem Platz generierte das Gastgeber-Team eine Quote von fast ständigem Ballbesitz. Bochum zog sich zurück, lauerte auf einfache Fehler des Gegners im Spielaufbau.
Union schläft, Bochum trifft
Doch in der 23. Minute passierte das beinahe Unfassbare: Felix Passlack hatte sich über rechts nach vorn gewagt – seine Flanke aus dem Halbfeld aber ähnelte mehr einer Verzweiflungstat. Egal: Unions Abwehr hatte die Aktion total falsch eingeschätzt und ließ Ibrahima Sissoko acht Meter vor dem Tor beinahe unbehindert köpfen. Folge: Der lange Mittelfeldmann wuchtete die Kugel zum 0:1 ins kurze Eck.
Ein fieser Schlag für Union, den die Berliner aber wegsteckten. Sie blieben dran. Und kamen nach einer guten halben Stunde zum längst fälligen Ausgleich. Robert Skov hatte Benedict Hollerbach 13 Meter vor dem Tor freigespielt. Der machte einen kleinen Sidestep und schob die Kugel durch die Beine von Sissoko zum 1:1 ins lange Eck – Bochums Keeper Patrick Drewes hatte keine Chance (32.).
Bochum kämpft verzweifelt
Union drängte, aber der VfL verteidigte mit Leidenschaft. Mit dem Mut der Verzewiflung warfen sie sich in jeden Zweikampf, in jede Flanke und jeden Abschluss der Berliner. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte hätte aber dennoch das 2:1 fallen müssen. Unbedrängt kam Danilho Doekhi aus 16 Metern zum Abschluss – donnerte den Ball aber über den Querbalken.
Kurz nach Wiederanpfiff hätten die Unioner gern einen Strafstoß bekommen. Robert Skov hatte sich im Bochumer Strafraum in einem Zweikampf fallen lassen und Schiri Petersen zeigte auch tatsächlich auf den Punkt. Der Referee nahm seine Elfmeter-Entscheidung nach Ansicht der Kamerabilder aber wieder zurück – das war auch gut so.
Union tut sich schwer
In der Folge wurde es zäh. Der VfL stand tief, ließ die Berliner kommen. Die bauten zumeist über Vogt auf – für den das Spiel gegen Bochum ja immer ein besonderes ist. Vogt wuchs in Bochum auf, spielte acht Jahre für den VfL und wurde dort auch Profi. Gegen die VfLer, die den einen Punkt mit aller Macht festhalten wollten, fehlte den Eisernen aber nach vorn Tempo und irgendwie auch Kreativität.
Die Minuten zerrannen, Union kam trotz dauerndem Ballbesitz zu keinen klaren Chancen mehr. Bis in der Nachspielzeit der Feuerzeugwurf folgte.
Union Berlin in Bremen, Bochum gegen Heidenheim
Für Union Berlin geht es am kommenden Wochenende auswärts nach Bremen (21.12., 15.30 Uhr). Die Bochumer müssen einen Tag später zuhause gegen Heidenheim ran (22.12., 15.30 Uhr).
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