Einst Weltstar, WM-Sensation und feste Größe bei Real Madrid und dem FC Bayern – heute drückt James Rodríguez fast nur noch die Bank. Wie der einstige Superstar aus Kolumbien beim Zwölften von La Liga landete und warum er selbst dort kaum spielt.
Er war der Shootingstar und Torschützenkönig der WM 2014, spielte für die Königlichen von Real Madrid und den FC Bayern – mittlerweile ist James Rodríguez nicht einmal mehr gut genug für den Zwölften der spanischen Liga.
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Bei Rayo Vallecano ist der 33-Jährige nach einer ziemlichen Transfer-Odyssee in den vergangenen Jahren mittlerweile gelandet. Der in Vallecas, einem Stadtteil von Madrid, ansässige Klub bot Rodríguez die Möglichkeit zur Rückkehr an den Ort, wo einst sein Stern so richtig aufgehen sollte.
James Rodríguez zurück in Madrid
Aber damals wie heute hat der begnadete Linksfuß einen äußerst schweren Stand. Der ehemalige Bayern-Star, der im Sommer vom FC Sao Paulo zu Rayo wechselte, kommt für den spanischen Erstligisten kaum zum Einsatz. Gerade einmal 136 Spielminuten konnte der Kolumbianer in La Liga bislang sammeln. Nach 16 Spieltagen steht genau ein einziger Startelfeinsatz zu Buche.
Aufgrund der geringen Einsatzzeiten gibt es seit Wochen vermehrt Wechselgerüchte um den Offensivakteur. Es ist ein großes Thema – gerade vor dem großen Duell gegen seinen Ex-Klub Real Madrid am Samstag (21 Uhr im LIVETICKER) In der Markieren äußert sich Rodríguez nun das erste Mal selbst zu dieser Thematik und sendet dabei eine klare Botschaft an seinen Cheftrainer Inigo Pérez.
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„Du passt nicht in ihr Schema“
„Natürlich möchte ich mehr spielen, aber diese Entscheidungen treffe ich nicht mehr. Es sind Entscheidungen, die ich nicht kontrollieren kann. Ich übernehme die Verantwortung für mein eigenes Handeln, aber ob ich spiele oder nicht… das kontrolliere ich nicht“, sagte der 33-Jährige.
Er werde weiterhin im Training und auch abseits des Platzes alles geben, um für einen möglichen Startelfeinsatz jederzeit bereit zu sein. Allerdings wisse er auch, dass sich unter der Leitung von Pérez für ihn wenige Chancen ergeben werden.
„Im Fußball gibt es Vorlieben und vielleicht gibt es Trainer, die auf eine bestimmte Weise spielen und du passt nicht in ihr Schema. Und das ist völlig respektabel“, betonte Rodríguez.
Spieler des Turniers bei Copa América – jetzt nur Bank
Es wirkt einigermaßen absurd, dass der Kolumbianer aktuell kaum zum Einsatz kommt – hatte er doch erst im vergangenen Sommer noch groß aufgetrumpft.
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Als Kapitän führte er sein Land bei der Copa América bis ins Finale, in der Gruppenphase ließ man Brasilien hinter sich, im Halbfinale wurde Uruguay ausgeschaltet. Das Endspiel ging dann erst in der Verlängerung mit 0:1 gegen Lionel Messi und Co. verloren.
Sechs Vorlagen und ein Tor steuerte Rodríguez zum Erfolg bei, wurde folgerichtig zum Spieler des Turniers gewählt. Danach ging es ablösefrei zu Rayo – und dort vor allem auf die Bank.
Verbleib, Karriereende oder Transfer?
Angesprochen auf die angeblichen Wechselgerüchte um einen vorzeitigen Abschied aus Madrid stellte James klar: „Ich bin jemand, der Tag für Tag lebt, ich bin nicht jemand, der viel über die Zukunft spricht. Ich möchte Tag für Tag weiter trainieren, damit ich mehr spielen kann. Und wenn nicht, möchte ich nach einem anderen Weg suchen, auf dem ich spielen kann.“
Julián Capera, kolumbianischer Journalist bei ESPNsieht die Schuld allerdings nicht gänzlich beim Cheftrainer von Rayo Vallecano. „Wenn das bei so vielen Vereinen und Trainern passiert, ist James wahrscheinlich derjenige, der dieses Szenario erzeugt. Es gibt Trainer, zu denen er kein gutes Verhältnis hatte, wie Rafa Benítez, der ihn in Madrid und Everton trainiert hat. Darüber hinaus hat er sich nur schwer an die Gruppendynamik anpassen können.“
Kometenhafter Aufstieg – brutaler Absturz
In der Tat ist die Karriere-Geschichte des James Rodríguez die eines kometenhaften Aufstiegs – auf den später ein brutaler Absturz folgen sollte.
Nach drei Jahren beim FC Porto und einer Saison bei AS Monaco lieferte der offensive Mittelfeldspieler bei der WM 2014 sein Meisterstück ab. Er gewann nicht nur den Goldenen Schuh mit sechs Toren, nach seinem 30-Meter-Volley im Achtelfinale gegen Uruguay war ein Weltstar war geboren.
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Real holte ihn prompt für rund 80 Millionen Euro, und zunächst ging der Plan mit dem damals 23 Jahre jungen Weltstar auf. James glänzte unter Trainer Carlo Ancelotti mit wettbewerbsübergreifend überragenden 35 Scorer-Punkten. Nur mit großen Titeln wollte es nicht funktionieren, und so musste sein großer Förderer Ancelotti gehen.
Es begann ein schleichender Abstieg. Bei Real rutschte er unter Benítez und Zinédine Zidane in der Hierarchie deutlich nach unten. Beide Coaches setzten auf ein 4-3-3 ohne Zehner. Mit seiner neuen Rolle als einer von vielen kam James nicht zurecht.
Er galt als Spieler, der eine gewisse Sonderbehandlung braucht. Auf dem Trainingsplatz wurde ihm bisweilen fehlende Leidensbereitschaft vorgeworfen, abseits des Platzes, so wurde berichtet, genoss er das Madrider Nachtleben.
Auch Zeit bei Bayern unglücklich
James wollte raus aus Madrid und neu anfangen. Zu seinem Glück hatte sein einstiger Förderer Ancelotti gerade beim FC Bayern angeheuert. Und so wechselte der Spielmacher 2017 für zwei Jahre auf Leihbasis zum deutschen Rekordmeister.
Der damals 26-Jährige begann in München vielversprechend und brachte es in der ersten Saison auf 22 Scorerpunkte. James war aber auch in München nur einer von vielen. Er konnte sich nie als unangefochtener Stammspieler etablieren. Nach nur 13 Scorerpunkten im zweiten Jahr entschied sich Bayern gegen eine feste Verpflichtung.
Zurück in Madrid verschlechterte sich die Situation von James noch mehr. Hatte er in München zumindest ab und an gespielt, war er bei Real nahezu außen vor, wirkte wie ein Fremdkörper.
Erneuter Neustart unter Ancelotti
Und so musste 2020 wieder Ancelotti herhalten. Dieser trainierte mittlerweile den englischen Mittelklasse-Klub FC Everton.
In England lief es für den zuneigungsbedürftigen James erstmal super. Gemeinsam mit Richarlison und Dominic Calvert-Lewin zauberte er in den ersten Spielen auf der Insel. Die Toffees grüßten kurzzeitig sogar von der Tabellenspitze. James war in seinen ersten fünf Spielen an fünf Toren beteiligt.
Doch dann wiederholte sich seine (Leidens-)Geschichte der vergangenen Jahre. Er bekam kleine körperliche Probleme, hatte Fitness-Defizite, war kein unangefochtener Stammspieler mehr und fiel schließlich eher durch Geschichten abseits des Platzes auf, als auf dem Grün zu glänzen.
Nachdem Ancelotti am Saisonende Everton den Rücken gekehrt und ausgerechnet Benítez, unter dem James schon bei Real in Ungnade gefallen war, als neuer Trainer angeheuert hatte, deutete sich an, dass die Zeit des Kolumbianers auch in Liverpool nach nur einem Jahr enden könnte.
So denkt James über ein Karriereende
So kam es dann auch: Unter dem Spanier spielte er zu Beginn der Saison 2021/22 keine Rolle mehr und flüchtete Ende September nach Katar. „James präferiert Geld und ein komfortables Leben“, wurde er daraufhin von Benítez scharf kritisiert. „Das ist ihm wichtiger als der Wettkampf und der Erfolg im Fußball.“
Doch trotz des Geldes wurde James auch in Katar nicht glücklich und kehrte nur ein Jahr später nach Europa zurück, wo er in Griechenland bei Olympiakos Piräus landete, aber auch dieses Intermezzo war nicht von Erfolg gekrönt und endete mit der vorzeitigen Vertragsauflösung.
Nach einer Saison bei Sao Paolo mit Pokal und Superpokal empfahl er sich dann für Rayo – wo er nun aber wieder nicht spielt. Und nun?
Zumindest an ein Karriereende denkt der ehemalige Bayern-Star, der immer noch erst 33 Jahre alt ist, aber noch nicht. „Wie lange ich spiele, hängt auch davon ab, für welchen Verein ich spiele und wie sehr ich weitermachen will.“
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