Die Brutalität von Bashar al-Assad war bereits ein erheblicher Faktor, der zum Sturz seines Regimes in Syrien durch Rebellengruppen beitrug. Nun stehen Berichten zufolge auch große Mengen der illegalen Droge „Captagon“ im Zusammenhang mit seinem Untergang.
Syrische Rebellen unter der Führung von Hayat Tahrir al-Sham (HTS) beschlagnahmten große Vorräte an Captagon auf Militärstützpunkten und Verteilungszentren und enthüllten damit die dunkleren Aspekte von Assads Herrschaft.
Zuvor berichtete AFP, dass in einem Steinbruch am Rande der Hauptstadt Damaskus Captagon-Pillen versteckt in elektrischen Komponenten gefunden wurden, die für den Export bestimmt waren.
Die Fabrik, sagte ein HTS-Kämpfer, sei für Maher al-Assad, einen Militärbefehlshaber und Bruder des gestürzten syrischen Präsidenten.
Einst ein Pharma-Medikament
Der Haken dabei ist, dass Captagon einst ein Arzneimittel war, ähnlich den gesetzlich gültigen Stimulanzien wie Dexamphetamin, die immer noch von Menschen mit Erkrankungen wie der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) verwendet werden, heißt es in einem Bericht von The Conversation.
Captagon ist der eigentliche Markenname eines alten synthetischen pharmazeutischen Stimulans, das ursprünglich in den 1960er Jahren in Deutschland hergestellt wurde. Die Droge wurde als Alternative zu Amphetamin und Methamphetamin verwendet, die damals beide als Arzneimittel verwendet wurden.
Mit dem Wirkstoff Fenethyllin als Teil des Medikaments wurde Captagon ursprünglich für Erkrankungen wie ADHS und Schlafstörungen, Narkolepsie, verschrieben.
Captagon und Amphetamine haben ähnliche Wirkungen. Dieses Medikament erhöht auch den Dopaminspiegel im Gehirn und führt zu einem Gefühl von Wohlbefinden, Vergnügen und Euphorie. Darüber hinaus verbessert es die Ausdauer und Konzentration.
Obwohl es diese Vorteile gibt, gibt es auch einige Nachteile. Captagon kann viele unerwünschte Nebenwirkungen haben, wie z. B. leichte Psychosen.
Ursprünglich wurde das Medikament hauptsächlich im Nahen Osten und in Teilen Europas verkauft. Für kurze Zeit war es in Europa als rezeptfreies Arzneimittel (ohne Rezept) erhältlich, wurde aber bald zu einem verschreibungspflichtigen Medikament.
Seine Zulassungsdauer war in den Vereinigten Staaten nur von kurzer Dauer, da es in den 1980er Jahren als kontrollierte Substanz eingestuft wurde. Allerdings blieb Captagon bis vor relativ kurzer Zeit in vielen europäischen Ländern zur Behandlung von Narkolepsie legal.
Nach Angaben des International Narcotics Control Board wurde die Arzneimittelproduktion von Captagon 2009 eingestellt.
Die illegale Version
Die illegal hergestellte Version der Droge wird als Captagon bezeichnet, mit „c“ in Kleinbuchstaben. Es wird manchmal auch als „chemischer Mut“ bezeichnet, da man davon ausgeht, dass es von Soldaten in den vom Krieg heimgesuchten Gebieten im Nahen Osten eingesetzt wird, um Energie und Konzentration zu verleihen.
Laut The Conversation wurde Captagon auf den Leichen von Hamas-Soldaten im Konflikt mit Israel gefunden.
Da es sich um einen relativ kostengünstigen und unkomplizierten Herstellungsprozess handelt, wird Captagon zu einem offensichtlichen Ziel für den Drogenschwarzmarkt.
Die illegale Droge wird mittlerweile fast ausschließlich in Syrien und seinen Nachbarländern wie dem Libanon hergestellt und vor allem im Nahen Osten konsumiert.
In einigen Golfstaaten wird Captagon auch zu Erholungszwecken genutzt.
Captagon im Assad-Regime
Während Bashar al-Assads 24-jährige Herrschaft durch die Offensive von HTS und seinen Partner-Rebellengruppen beendet wurde, wurde sein Regime während des 13-jährigen Bürgerkriegs in Syrien mit den Einnahmen aus dem Verkauf von Captagon am Leben gehalten.
AFP berichtete, dass Syrien durch Captagon zum größten Drogenstaat der Welt geworden sei. Und die Droge ist mit Abstand Syriens größter Exportartikel.
In einem kürzlich von The Conversation zitierten Bericht wurde hervorgehoben, dass captagon zwischen 2020 und 2022 in Syrien und im Libanon mehr als 7,3 Milliarden US-Dollar erwirtschaftete, was einem Umsatz von rund 2,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr entspricht.
Der Carnegie-Wissenschaftler Hesham Alghannam sagte laut AFP aus dem Juli-Bericht des Carnegie Middle East Centre, dass Captagon einen epidemischen Drogenmissbrauch in den wohlhabenden Golfstaaten angeheizt habe, obwohl Assad versuchte, Wege zu finden, um seine diplomatische Isolation zu beenden.
Berichten zufolge dürften die Chancen, dass die Produktion von Captagon in Zukunft zurückgehen wird, trotz aller Möglichkeiten nur für kurze Zeit bestehen.
(mit Inputs von Agenturen)
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