Stand: 16.12.2024, 09:41 Uhr
Von: Michael Dürr
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Manuel Neuer hat den FC Bayern-Fanclub „Red Rockets Hopferbach“ besucht. Im Ostallgäu sprach er über seinen Vertrag, Pep Guardiola und Schafkopf.
Hopferbach – Wenn Stars mit dem Auto reisen, lassen sie normalerweise fahren. Sie haben gerne vorgefertigte Autogrammkarten dabei, lächeln auf der Bühne für drei, vier Fotos – und sind schon wieder weg. Nicht so der berühmteste Gast, den Untrasried jemals begrüßen durfte. Manuel Neuer fuhr am Sonntag – vorbildlich im Elektro-Audi – selbst vor, nahm sich bei den „Red Rockets Hopferbach“ deutlich länger als die avisierten zwei Stunden Zeit, schrieb den rund 150 Teilnehmern im rappelvollen Schützenheim nicht weniger als 836 Autogramme, war für jeden Spaß zu haben, feuerte bei der Begrüßung im Freien eine kleine Kanone ab und hielt sich beim Geknalle der Hopferbacher Böllerschützen die Ohren zu, lauschte den Klängen der Hopferbacher Musikkapelle, stach später ein Fass Bier an und posierte sogar mit Maßkrug, obwohl er ausschließlich Wasser und keinen Tropfen Bier trank. Und er ließ einen kleinen Blick auf seine persönliche Lebensplanung ab kommende, Sommer zu. Nächstes Jahr endet nämlich der Vertrag des dann 39-Jährigen mit dem FC Bayern.
„Absoluter Jackpot“ – Welttorhüter vom FC Bayern im Allgäu: So lief der Fanclub-Besuch von Fußball-Star Manuel Neuer
Als das Bayern-Urgestein das Schützenheim betrat, spielte Moderator Andreas Schales ein wenig Allianz Arena:„Manuel!“, rief er in den Saal, und aus 150 Kehlen kam lautstark und dreifach „Neuer!“ zurück. Das Fazit der Bayern-Fans aus Hopferbach über ihren prominenten Besuch vorneweg: Sie waren allesamt hin und weg. Hatte Untrasrieds Bürgermeister Alfred Wölfle noch von einem „absoluten Jackpot“ gesprochen, waren die Red-Rockets-Frauen und -Männer voll des Lobes über ihren Gast. Es sei seine natürliche Art und Nahbarkeit, die ihn zum absoluten Sympathieträger machten. „Er ist einfach toll“, fasste etwa Ulrike zusammen, und Edelfan Johann befand: „Unglaublich, dass ein Welttorhüter, zigfacher Deutscher Meister, Champions-League-Sieger und Weltmeister sich so lange bei uns aufhält.“
Und das tat er mit sichtlichem Spaß. Die Macher der 85 Mitglieder starken Red Rockets um ihren Vorsitzenden Peter Schweiger hatten sich aber auch ein Programm ausgedacht, bei dem einem kaum langweilig werden konnte. Etwa eine Pressekonferenz, bei der jedoch keine geschulten Journalisten vermeintlich schlaue Fragen stellten, sondern Kinder. Dabei ging’s nicht nur um Fußball, sondern zum Beispiel auch ums Schafkopfen. Das bayerische National-Kartenspiel wird auch an der Säbener Straße in München gepflegt, doch beklagte der gebürtige Ruhrpottler Neuer augenzwinkernd eine zunehmend „schlechte Transferpolitik des FC Bayern, weil uns langsam die Schafkopf-Spieler ausgehen“.
Der Mannschaftskapitän des FCB schilderte auch bereitwillig, wie die letzten Minuten vor einem Spiel ablaufen: „Nach dem Aufwärmen heißt es umziehen und eventuell einen Gang zur Toilette einlegen.“ Danach bildeten alle Spieler in der Kabine einen Kreis, hörten die letzten Worte des Trainers und klatschten sich dann ab. Dass die Stadien bei jedem Spiel der Bayern ausverkauft seien, sei im Übrigen keine Last, „sondern gibt uns schon etwas“.
Nein, antwortete der an einer Rippenfraktur laborierende 38-Jährige auf eine entsprechende Frage, er sei am Samstag nicht mit in Mainz gewesen, sondern habe das Spiel zu Hause am TV verfolgt. „Wir haben uns das schon anders vorgestellt“, kommentierte er die überraschende 1:2-Niederlage; in solchen Situationen „sind aber auch die Fans dazu da, die Jungs wieder aufzubauen“. Er selber habe sowieso nicht lange gehadert, meinte er einmal mehr augenzwinkernd, „sondern vielmehr an meinen heutigen Termin im Allgäu gedacht“. Der 650 Seelen-Ort Hopferbach sei ihm bis dato kein Begriff gewesen, räumte er frank und frei ein, wohl aber das Allgäu. Als Kind hätten schließlich seine Eltern bei Urlaubsfahrten von Gelsenkirchen in den Süden oftmals in Memmingen Station gemacht.
Und dann war da noch die Sache mit den Verträgen. Wie viele Seiten so ein Papier denn umfasse, wollte ein Dreikäsehoch wissen – Manuel Neuer musste schätzen: Um die 60 bis 80 Seiten, gab er an, er selbst lese sie aber gar nicht. Das erledigten seine Anwälte.„Ich bin schon froh, dass ich sie nicht schreiben muss“, sagte er zur allgemeinen Erheiterung im Saal, „bei mir wären sie aber auf jeden Fall deutlich kürzer.“ In diesem Zusammenhang gewährte der FCB-Torwart einen kleinen Blick auf seine Zukunft ab nächstem Sommer: „Ich glaube, dass beide Seiten sich freuen würden, wenn es weitergeht“, ließ Neuer durchblicken, dass eine Vertragsverlängerung nicht ausgeschlossen ist. Eile sei in dieser Sache indes nicht geboten. „Ich muss erst gesund werden, ich habe ja noch eine Kleinigkeit an der Rippe,“ spielte er auf seine Verletzung an, die er sich bei seinem Foul samt erster Roter Karte in seiner Karriere überhaupt im Pokalspiel gegen Leverkusen zugezogen hatte.
Im weiteren Spielverlauf war Darts an der Reihe. Neuer durfte seine Pfeile auf einen Adventskalender werfen, und hinter jedem Türchen verbarg sich einer seiner Weggefährten. Pep Guardiola etwa, in den Augen des Welttorhüters „nach wie vor der beste Trainer“. Pep habe den FC Bayern „auf ein neues Niveau gehoben“. Der aktuelle Coach Vincent Kompany sei aber ebenfalls sehr gut: „Da er auch auf Weltklasse-Niveau gespielt hat, hat man als Spieler das Gefühl, dass er denkt wie ein Spieler.“
FC-Bayern-Star Manuel Neuer über Schweinsteiger und „Robbery“
Über seinen Ex-Mitspieler Bastian Schweinsteiger wusste Neuer von dessen Ehrgeiz auch abseits des Fußballplatzes zu berichten. Als dessen Ehefrau, die frühere Weltklassespielerin Ana Ivanovic, ihm nach einem Tennismatch attestiert habe, er sei von allen Fußballern der bisher beste Gegner gewesen, sei Bastian gar nicht amüsiert gewesen. Arjen Robben habe „manchmal zu viel gewollt, uns in Wembley gegen den BVB aber zum Champions-League-Titel geschossen“. Und Franck Ribéry „hat allemal mehr Rote Karten als ich bekommen“.
Sein immer noch aktueller Mannschaftskollege Thomas Müller (35) sei derjenige, mit dem er schon am längsten zusammenspiele: Bis heute exakt 591-mal. Auch Müllers Vertrag läuft zum Saisonende aus. Er sei „ein Bindeglied in der Mannschaft, er kann mit allen Gruppierungen im Team was anfangen“. Wenn zum Beispiel die Spanier beim FC Bayern ein Grüppchen bildeten, „dann setzt sich der Thomas einfach dazu“. Neuer: „Es wäre gut, wenn der Thomas weitermacht, jedenfalls für ein Jahr.“ Uli Hoeneß schließlich lobte der FCB-Mannschaftskapitän mit den Worten, er sei „der Macher über Jahrzehnte gewesen. Ihm ist es zu verdanken, dass wir heute da stehen, wo wir stehen“.
Das Bierfass-Anstechen musste (äh, durfte) der Keeper an einem Holzklotz üben, in den er einen Nagel schlagen sollte. Gelang dies nur leidlich erfolgreich, floss das Bier aus dem Fass immerhin nach nur vier Schlägen. Und ohne großes Malheur. Anstoßen durfte Manuel Neuer anschließend mit den Kindern, sein Maßkrug war aber auch hernach noch bis zum Rand gefüllt. Und die Kinder tranken natürlich auch kein Bier, sondern Limonade.
Was folgte, war eine ausgedehnte Autogrammstunde, bei der der Gast eine Engelsgeduld bewies und besagte 836-mal seinen Namenszug auf Autogrammkarten, Schals, FC-Bayern-Trikots und auch auf das Spielgerät von Musikvereins-Trommler Fabian Guba und seinem Kollegen schrieb. Ebenso bereitwillig stellte sich der Keeper für Erinnerungsfotos auf, die – wen wundert’s? – heiß begehrt waren. Zu dieser Ehre kam dabei unter anderem Werner Buchenberg, genannt „Jackson“. Diesen Spitznamen habe sein Großvater getragen, berichtete der selbst ernannte „Hausl vom Schützenheim“, und so wolle auch er gerufen werden.
Neuer rettet Wölfles Weihnachten
Der Foto-Marathon mit Manuel Neuer führte im Übrigen nicht zuletzt dazu, dass für Bürgermeister Wölfle „das Weihnachtsfest gerettet ist“. Grund: Ehefrau Ulrike wollte unbedingt auch ein Foto mit dem langjährigen Nationaltorwart haben – prompt wurde ihr dieser Wunsch erfüllt. Während die Red Rockets mit Neuer ab sofort ein „Ehrenmitglied mit der Nummer eins“ haben, wie Clubchef Schweiger per Urkunde besiegelte, ist ihr Fanclub am Sonntag auch um ein ganz gewöhnliches Mitglied gewachsen: Rathauschef Wölfle kündigte an, umgehend eintreten zu wollen.
Ach ja: Mit leeren Händen wollten die Hopferbacher ihren Gast nicht ziehen lassen. Peter Schweiger überreichte Manuel Neuer einen reich gefüllten Geschenkkorb – mit allerlei Leckereien aus dem Allgäu. Auf dass der Welttorhüter gerne an den „schönsten Landkreis Deutschlands“ (Alfred Wölfle) zurückdenken möge.
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