In verschiedenen Gliedstaaten melden Amerikaner seit Wochen mysteriöse Drohnen am Himmel, teilweise in der Nähe militärischer Anlagen oder von Trumps Golfplatz. Wilde Theorien kursieren: Ein Abgeordneter verdächtigte ein «iranisches Mutterschiff» dahinter.
Sie kommen oft nachts. Aber niemand weiss, woher und ob es sich wirklich um das handelt, was das Auge zu sehen glaubt: surrende Drohnen mit einem Durchmesser von bis zu zwei Metern. Bereits im November gab es Berichte über verdächtige Flugobjekte in der Nähe von Trumps Golfplatz und einem Arsenal der amerikanischen Armee in New Jersey. Die nationale Luftfahrtbehörde schränkte daraufhin den Flugverkehr in dem Gebiet temporär ein.
Ehemalige Gouverneure sind Augenzeugen
Die Sichtungen von mysteriösen Drohnen gingen indes weiter. Nicht nur gewöhnliche Bürger beobachteten das Phänomen. Er und seine Frau hätten selbst Drohnen über ihrem Haus gesehen, erklärte der ehemalige Gouverneur von New Jersey und Präsidentschaftsbewerber Chris Christie am Sonntag in einem Interview. «Zu sagen, dass es sich um nichts Ungewöhnliches handelt, ist falsch», meinte Christie über die bisherigen Beschwichtigungen aus Washington.
Auch Marylands ehemaliger Gouverneur Larry Hogan teilte auf X vergangene Woche ein Video, das fliegende Drohnen über seinem Wohnort zeigen soll. Die Regierung sei in der Lage, solche Flugobjekte von ihrem Ausgangspunkt zu verfolgen, aber tue zu wenig. «Die Leute schreien zu Recht nach Antworten, aber sie erhalten keine.» Weder das Weisse Haus, das Militär oder die Bundespolizei FBI wüssten, worum es sich bei dem Phänomen handle, aber behaupteten, es bestünde keine Gefahr. «Diese Antwort ist inakzeptabel.»
Empört äusserte sich auch der angehende Präsident Donald Trump. «Kann das wirklich ohne das Wissen unserer Regierung geschehen? Ich glaube es nicht!», schrieb Trump auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social. «Lasst es die Öffentlichkeit wissen, und zwar jetzt. Andernfalls: Schiesst sie runter!!!» Mit dieser Meinung ist Trump nicht alleine. Im Notfall müssten die Flugobjekte abgeschossen werden, wenn sie sich über heiklen Gebieten bewegten, meinte der demokratische Senator Richard Blumenthal.
In acht verschiedenen Gliedstaaten wurden bisher verdächtige Drohnenflüge gemeldet, darunter über Militärstützpunkten oder kritischer Infrastruktur wie Häfen, Brücken und Stauseen. Im November wurden auch Drohnen über Luftwaffenstützpunkten in Grossbritannien gemeldet, die auch von der US Air Force genutzt werden. Am Freitag musste ein Flughafen in New York seine Start- und Landebahnen für kurze Zeit sperren, weil angeblich Drohnen durch die Luft flogen. Vor zehn Tagen verhafteten die Behörden in San Francisco zudem einen Chinesen. Er soll zuvor mit einer Drohne Videoaufnahmen einer Luftwaffenbasis gemacht haben.
Optische Täuschung oder nicht?
Der republikanische Abgeordnete Jeff Van Drew verdächtigte vergangene Woche Iran, hinter der mysteriösen Häufung von nächtlichen Drohnenflügen an der Ostküste zu stehen. Gemäss «sehr hochstehenden Quellen» habe Teheran vor einem Monat ein «Mutterschiff» in die amerikanischen Küstengewässer entsandt, von dem aus die Drohnen nun gestartet würden, erklärte Van Drew gegenüber Fox News. Das Pentagon dementierte diese Theorie jedoch vollständig. «Darin steckt kein bisschen Wahrheit.»
Eine wirkliche Erklärung für die Beobachtungen konnte die Regierung bisher allerdings auch nicht liefern. Er sehe keine Bedrohung, nichts Ungewöhnliches und keine ruchlosen Aktivitäten, erklärte Alejandro Mayorkas, der Minister für Innere Sicherheit, dem Fernsehsender CNN. Es sei ganz normal, dass viele Leute etwa ein Kleinflugzeug mit einer Drohne verwechselten. Später am Sonntag meinte Mayorkas aber gegenüber ABC: «Es besteht kein Zweifel, dass die Leute Drohnen sehen.» Seine Behörde habe der Polizei in New Jersey mehr Personal und Technologien zukommen lassen, um die Flugobjekte identifizieren zu können. Die Gouverneurin von New York bestätigte am Sonntag, dass die Regierung in Washington ihrer Bitte nachkomme und ein modernes System zur Erkennung von Drohnen liefern werde.
Diese Aufregung erinnert an die Episode vor knapp zwei Jahren, als ein chinesischer Spionageballon quer über Amerika flog. Im Gegensatz dazu gibt es indes noch keine handfeste Spur, die den Verdacht einer konzertierten ausländischen Spionageaktion erhärten würde. Ähnlich dokumentierte auch der jüngste Ufo-Bericht des Pentagons Hunderte von Sichtungen, aber keinerlei Hinweise auf ausserirdisches Leben. In vielen Fällen handelte es sich um Verwechslungen: Ballons, Vögel, Flugzeuge, Satelliten oder Drohnen.
Trotzdem bleibt es vorerst ein Rätsel, welch irdische Gründe hinter den gehäuften Drohnen-Meldungen stecken könnten, sollte es sich um keine Verwechslungen handeln.
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