Einen Tag nach der Abfahrt in Val Gardena schlägt Odermatt auch im Riesenslalom zu. Er setzt sich mit 85 Hundertsteln Vorsprung vor dem überraschenden Franzosen Léo Anguenot durch.
Marco Odermatt hat zum fünften Mal den Weltcup-Riesenslalom in Alta Badia gewonnen, zum vierten Mal in Folge. Der Nidwaldner siegte vor dem überraschenden Franzosen Léo Anguenot und dem Norweger Alexander Steen Olsen. Damit hat Odermatt nun 41 Weltcup-Siege, so viele wie kein anderer Schweizer in der Skigeschichte. Er hat seit diesem Sonntag Pirmin Zurbriggen hinter sich gelassen. Aber für Odermatt war das ein hartes Stück Arbeit.
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Sogar auf der Gleiterstrecke in Val Gardena kann er nun siegen
Denn die Woche in Südtirol ist für Odermatt wohl die schwierigste der gesamten Saison. Bevor er nach Alta Badia reiste, absolvierte er in Val Gardena zwei Abfahrtstrainings, danach einen Super-G und eine Abfahrt. Das alles fand auf einer Piste statt, die so wenig wie kaum eine andere auf die Fähigkeiten des begnadeten Technikers zugeschnitten ist. Die Saslonch in Val Gardena ist eine Art Dinosaurier, sie bevorteilt die reinen Tempobolzer, die es verstehen, die Ski flach zu stellen und auf den insgesamt 17 Wellen zu beschleunigen.
Die Piste gilt als einfach, doch gerade das macht es schwierig, eine Differenz zu schaffen. Beat Feuz konnte das Rätsel nie ganz lösen, obwohl er ein begnadeter Gleiter war. Dass es Odermatt gelang, am Samstag zu gewinnen, zeichnet ihn als kompletten Abfahrer aus.
Den Unterschied machte er freilich in der einzigen wirklich technischen Passage, in den Kurven der mit Wellen durchsetzen Ciaslat-Wiese. Dort distanzierte er alle Gegner, nahm dazu noch viel Tempo für den Schlussspurt mit und raste zum Sieg. Vor der Ciaslat-Passage war er noch an 9. Stelle gelegen. Besser als er an diesem Tag könne man die Schlüsselstelle nicht meistern, sagte Odermatt.
Er erklärt seine starken Resultate auf der Saslonch aber auch mit Fortschritten beim Material. Vor drei Jahren sei es seinem Ausrüster Stöckli gelungen, einen Ski zu entwickeln, der auf aggressivem Schnee bestens funktioniert. Seither fühlt sich der beste Rennfahrer der Welt auch in Val Gardena konkurrenzfähig. Den Ski, der inzwischen noch perfektioniert wurde, setzt er auch in anderen Rennen ein, er ist aber nicht die beste Wahl für eine Eisbahn wie die Stelvio-Piste in Bormio.
Eine Woche auf den langen Ski macht einen Athleten auf gewisse Weise langsam, denn es sind nicht explosive Bewegungen und schnelle Wechsel gefordert, sondern es geht um gefühlvollen, progressiven Druckaufbau in den Gleitkurven. Im vergangenen Jahr wurde Odermatt deshalb nach dem 7. Rang in der Abfahrt mit dem Helikopter nach Alta Badia geflogen, wo er noch ein paar Läufe auf den Riesenslalom-Ski absolvierte. Das war 2024 wegen des Siegs vom Samstag und den damit verbundenen Verpflichtungen nicht möglich.
Polemik über den Zustand der Piste von Alta Badia
So blieb ihm am Sonntag in Alta Badia nur das Einfahren vor dem Rennen, um wieder vom Speed- in den Riesenslalom-Modus zu finden. Es gelang ihm wie schon in den vergangenen Jahren hervorragend. Vom ersten Tor weg fuhr er seine sicheren, schnellen Schwünge, den ersten Lauf beendete er als Dritter. Neben Odermatt hatte von den Teilnehmern des Riesenslaloms nur noch Justin Murisier das ganze Programm von Val Gardena absolviert. Er verpasste den zweiten Durchgang.
Odermatts Leistung ist umso höher einzuschätzen, als es vor dem Start einige Polemik über den Zustand der Piste gegeben hatte. Der «Blick» zitierte dazu Thomas Tumler, den Sieger von Beaver Creek: «Die meisten Rennfahrer waren sich nach der Besichtigung einig, dass wir unter diesen Voraussetzungen kein Rennen bestreiten.» Der Start wurde vom Weltverband FIS durchgedrückt, Odermatt hatte schon mit Nummer 5 nicht mehr die besten Verhältnisse.
Immerhin haben die Weltcup-Planer die Woche in Südtirol in diesem Jahr etwas entschlackt. Vor einem Jahr war in Val Gardena eine zusätzliche Abfahrt eingeschoben und in Alta Badia standen zwei Riesenslaloms an. Odermatt gewann sie beide, aber er verabschiedete sich auf dem Zahnfleisch in die kurze Weihnachtspause.
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