Was haben wir mit unserem demografischen Zeitfenster gemacht?

Was haben wir mit unserem demografischen Zeitfenster gemacht?
Was haben wir mit unserem demografischen Zeitfenster gemacht?
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Im Januar 2006 wurde Seiner Majestät König Mohammed VI. ein Bericht vorgelegt, den er drei Jahre zuvor in Auftrag gegeben hatte. Ziel dieses Dokuments war es, eine Bilanz der fünfzig Jahre marokkanischer Unabhängigkeit zu ziehen, Erfolge und Misserfolge aufzuzeigen und gleichzeitig einen Blick in die Zukunft zu werfen. Dieser Bericht, der vom verstorbenen königlichen Berater Abdelaziz Meziane Belfkih geleitet wurde und an dem über hundert Experten aus verschiedenen Disziplinen teilnahmen, trägt den Titel „50 Jahre menschliche Entwicklung in Marokko und Perspektiven für 2025“ und ist allgemein als „Bericht zum fünfzigsten Jahrestag“ bekannt.

Es ist nützlich, es heute noch einmal zu lesen, denn als wir uns dem Horizont des Jahres 2025 näherten, wurden dort die Probleme vorhergesagt, die wir heute erleben. Damals klangen einige Sätze wie eine Warnung an zukünftige Generationen, einschließlich unserer, wie dieser: „Die demografische Variable und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Beschäftigung werden die künftige menschliche Entwicklung des Landes völlig beeinflussen.“.

Das Dokument plädierte dafür, die demografischen Chancen, die das Land derzeit erlebe, durch mutige Bildungs- und Wirtschaftsreformen in eine demografische Dividende umzuwandeln, denn Marokko „wird in diesem ganzen Jahrhundert nichts Vergleichbares erleben“. Kurz gesagt ging es darum, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, damit die jungen Menschen, wenn die Zeit kommt, in der sie die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen, zu einer treibenden Kraft für Arbeit und Innovation und damit für die Entwicklung Marokkos werden.

Seitdem wurde diese Idee von mehreren Kommentatoren und Experten aufgegriffen, aber leider nicht in die öffentliche Politik integriert. So sehr, dass sich diese Chance gegen uns wendet. Während wir einen seit Ende der 90er Jahre nie dagewesenen Höhepunkt der Arbeitslosigkeit erleben, stürmen unsere Jugendlichen lieber die Enklave Sebta, während die am besten Ausgebildeten und Qualifizierten auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen legal nach Europa oder Kanada fliehen.

Die aktuelle Volkszählung bestätigt leider, dass sich dieses Zeitfenster schließt und dass unser Land schneller altert als andere Länder der Region, da die Geburtenrate im freien Fall ist. Ist noch Zeit, um wieder auf Kurs zu kommen? Ja, aber dazu bedarf es einer guten Portion Mut, Entschlossenheit und vor allem der kategorischen Weigerung, unsere Zukunft aus den Händen gleiten zu lassen – alles Tugenden, mit denen sich unsere Politiker ebenso wie unsere wirtschaftlichen Entscheidungsträger schnell wappnen sollten.

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